blauen Felde, zu dem alten Wappen von
Strahov, der goldenen Querbinde im schwar-
zen Felde, gekommen sein. Abt Johann X.
führte als Abt von Strahov und Selau um
zirka 1595 den Schild gespalten, vorn in
Schwarz eine goldene Binde, hinten in Blau
zwei gekreuzte goldene Schlüssel mit ge-
meinsamem Griffe (Abb. 2), ähnlich dem
Wappenbilde des Benediktinerstiftes Melk
in Niederösterreich.
Im Jahre 1601 begann er den Bau einer
neuen Stiftskirche, ein Jahr hierauf wurde
er Suffragan und Weihbischof. 1612 erfolgte
seine Erhebung zum Erzbischof von Prag
und gleichzeitig zum General und Groß-
meister des ritterlichen Ordens der Kreuz-
herren mit dem roten Stern. "' Auf Abt
Lohelius folgte Kaspar II. von Questenberg
(1612-1640), ein ebenso verdienstvoller
Mann und bedeutender Abt wie sein Vorgänger. Der Dreißigjährige Krieg
war für die kirchlichen Institute eine sehr schwere Zeit, doch Abt Kaspar
war der richtige Mann zur Bekämpfung dieser mannigfachen Wirren.
Im Jahre 1622 wurde es dem Abte möglich, das Stift Selau, das sich in
den Händen der Herren Tröka von Lipa befand, auszulösen, ebenso das ver-
waiste Stift Mühlhausen (Milevsko) für Strahov zu erwerben.
1626 brachte er, unterstützt vom König Ferdinand, den Leib des Ordens-
stifters, des heiligen Norbertus, aus dem protestantischen Magdeburg zuerst
in das Frauenstift Doxan, ein Jahr darauf unter feierlichem Gepränge nach
Strahov. Seit dieser Zeit wird der heilige Norbert den Landespatronen des
Königreiches Böhmen zugezählt.
Nach dem Tode des Abtes Kaspar II. folgte als Abt von Strahov
dessen langjähriger Koadjutor, der Propst von Doxan, Krispin Fuk von
Hradiste (1640-1653), auch ehemaliger Propst von Schlägl in Oberöster-
reich (1609-1621), der wegen seiner Verdienste um die Schiffbarmachung
der Moldau bei Tfebenice in der stiftischen Herrschaft I-Iradistko im Jahre
1643 vom Kaiser Ferdinand III. in den Adelsstand erhoben worden war. Im
Jahre 1644 wurde Abt Krispin auch Weihbischof von Prag und Erzbischof
von Trapezunt i. p. Unter diesem Abte findet sich zum erstenmal das Stifts-
wappen in der Form und Zusammensetzung, wie es heute noch geführt wird
(siehe Abb. 1).
Der Herzschild mit dem Löwen von Böhmen dürfte sich wohl auf die
Stellung der Äbte als Landesprälaten beziehen. Eine Bezugnahme auf den
Abb. 3. Königliches Prämonstratenser-
Chorherrenstift Selau
äSiehe Näheres über diesen Orden in „Die l-Ieraldjk der katholischen Kirche" im XIII. Jahrgang,
S. 6397642.