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Gepflogenheiten huldigenden Kreise, der Goldschmiedekunst, kam oder zum
mindesten unter ihrem stärksten Einfluß stand. Dafür scheinen noch zwei
technische Eigentümlichkeiten zu sprechen, und zwar zunächst der Umstand,
daß sämtliche Inschriften vertieft gemeißelt und mit einer weißen Masse
ausgefüllt sind. Daß bald kleinere, bald größere Stücke andersfarbigen, meist
weißen Marmors bei Wappen eingesetzt, bei schwieriger Zeichnung auch in
Masse eingelassen wurden, begegnet vom XIV. bis zum XVI. Jahrhundert
nicht selten. Die Herrenkapelle in Passau und der Kreuzgang von St. Peter
in Salzburg bieten von Naturalismus
zahlreicheBeispiele " zumeist ausgebro-
dieser Art. Unge- chenErhaltenblie-
wohnt aber, vor ben sie nur an dem
allem in so reicher linken Adler und
Anwendung, ist die- an dem Löwen zu
se Technik für die FüßenAribosEine
Schrift;siegemahnt solch ausgespro-
unwillkürlich an chene Juwelenfas-
Grubenschmelz. sung, welche, wie
Eine noch eigen- der mit funkelnden
artigere Wirkung Lichtern blickende
erzielte der Mei- Löwe zeigt, dem
ster, indem er den Grabmal fast etwas
Augenhöhlen der Phantastischesver-
Löwen und Adler
Augen aus leuch-
leiht, sicherlich aber
den Eindruck des
tend rotemKarneol Reichtums und
oder einem karneol- Prunkes erhöht, ist
ähnlichen Glas ein- w a , mir außer bei Hans
setzte. Leider hat ..,._. "' " Heider nirgends wie-
eine barbarische der begegnet.
Abb. 6. Figur des Abtes Simon Farcher am Stifter-
Hand diese merk- grab im Kloster Seeon Schon aus dem
würdigen Zeichen Umstande, daß der
kunstsinnige und kunstverständige Abt I-Ionorat - antiquitatis studiosus
nennt er sich selbst - dem Denkmal eine seinem Werte würdige Stelle
in dem lichterfüllten Mittelschiff der Kirche anwies, würde genügen, um
zu erkennen, wie hoch er es schätzte. Freilich könnte man aber auch
vermuten, daß Gründe der Pietät und Verehrung für den Stifter ihn dazu
veranlaßt hätten. Dennoch scheinen nicht so sehr diese als vielmehr künst-
lerische und historische Erwägungen maßgebend gewesen zu sein, denn wo
er in seiner Chronik" des Stiftergrabes erwähnt, und dies geschieht ziemlich
häuiig, bricht er in begeisterte Lobsprüche aus. „Marrnoreum sepulchrum
altum elegantissimum - magniticum opus - opus hoc quantae artis non
" Cod. lat. 1458 und x45g der königlichen Hof- und Staatsbibliothek in München, femer zitiert Clm.
1458 u. 145g.
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