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Volltext: Papier-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 7

Section II. Buntpapier, Spielkarten- und Cartonpapier. 803 
betrachtet werden kann. Das grosse Medaillon wird aus drei Theilen 
zusammengesetzt, weil der Umfang der Walzen ein beschränkter ist; 
in Folge dessen entstehen Nähte, welche einen Schatten werfen und 
den Eindruck stören. 
Deutschland leistet nach Frankreich das Beste auf dem Gebiete 
der Tapetenindustrie. Mit vollendeter Technik wird die Handtapete 
ausgeführt, desgleichen auch die Maschinentapete. Es kann bezüglich 
der letzteren behauptet werden, dass gewisse Specialitäten, z. B. die 
Satintapete, besser als in Frankreich hergestellt wird. Grossen Umfang 
hat der Betrieb am Rheine und im Eisass und gewisse Kategorien deut 
schen Fabrikats machen den französischen Erzeugnissen im Auslande 
eine harte Concurrenz. 
Sehr vielfach wird von den deutschen Fabrikanten bedauert, dass 
sie nicht vor der sofortigen Nachahmung ihrer Producte geschützt sind, 
und man ist mehrfach der Ansicht, dass ein Musterschutzgesetz für 
die deutsche Kunstindustrie sehr segensreich sein würde. 
Die bedeutendsten Häuser des Reiches haben sich leider bei der 
Ausstellung nicht betheiligt, angeblich, weil der in Aussicht genommene 
Platz kein günstiger gewesen sei, und so bot die Ausstellung kein maass 
gebendes Bild der deutschen Tapetenindustrie dar. 
Ausser Deutschland und Frankreich spielt nur noch England 
eine Rolle und zwar namentlich wegen des sehi* bedeutenden Betriebs 
umfanges der Fabrikation von Machinentapeten, welche vorwiegend 
für den Export gearbeitet werden. Bessere Sorten bezieht England 
vom Auslande, namentlich aus Deutschland und Frankreich. 
Auf der Ausstellung waren diese billigen Fabrikate nicht vertre 
ten. Dagegen hatte die Firma Pavys Patent Felted Fabric Com 
pany eine Art Tapeten unter der Bezeichnung „lilzstoffe“ ausgestellt, 
welche durch Bedrucken von etwas elastischen Papieren mit Eeimfarben, 
und zwar nach dem gewöhnlichen Verfahren hergestellt waren. Die 
selben sollten zu Vorhängen an Stelle von Zeugstoffen dienen, wozu, 
wie zu bemerken ist, derartige Fabrikate bereits seit langer Zeit An 
wendung finden. Der für diese Fabrikate gewählte Ausdruck „lilz- 
stoffe“ ist durchaus unrichtig. 
Oesterreichs bedeutendste Firma ist das rühmlichst bekannte 
Haus Spörlin & Zimmermann in Wien. Im Allgemeinen ist jener 
Industriezweig in diesem Lande umfangreich nicht entwickelt, es findet 
ein bedeutender Import statt. 
Auch in den übrigen Staaten ist die Tapetenindustrie wenig ent 
wickelt. 
Erhebliche technische Verbesserungen siijd seit der letzten Pariser 
Ausstellung auf diesem Gebiete nicht eingeführt worden. Bezüglich
	        
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