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Gruppe VIII. Holz - Industrie.
\ on denjenigen Ausstellern , welche die Darstellung von Zimmer
einrichtungen in dem angedeuteten Sinne durchgeführt oder doch mit
richtigem Verständniss angestrebt hatten, gehörte die Mehrzahl der
österreichischen Abtheilung an. Bernhard Ludwig bot mit seinem
Speisezimmer und der Schlafstube die hervorragendste Leistung. Eine
Anzahl Wiener Tapeziere wetteiferten in der Einrichtung von Schlaf
zimmern, einer derselben — Bamberger — bot ein im Ganzen schick-
lich eingerichtetes Rauchzimmer, Alois Fuchs die recht gelungene
Einrichtung eines Comptoirs.
Unter den Engländern zeigten Jackson & Graham ein vollstän
dig ausgestattetes Schlafgemach, dessen gothisirende Möbel von lichtem
Eichenholz in ihrer noblen Einfachheit neben den Paradestücken die
ser Firma sich Geltung zu verschaffen wussten.
Die Abtheilung der Franzosen bot dieses Mal nichts Einheitliches
von Bedeutung. Der Eindruck der Prunkzimmer ihres Generalcommis-
sariats und ihres Commissionshauses litt unter der Mannigfaltigkeit der
von den verschiedensten Firmen beigesteuerten Einrichtungsstücke. Eines
der Zimmer im Pavillon der Commission war in einheitlicher Absicht im
Stile Louis XVI. ausgestattet, aber unerfreulich, da seine, weniger auf
dem Holzmobiliar als auf den Ueberzügen der Sitzmöbel und den Tep
pichen beruhende Gesammtwirkung sich durch ihre harte, ja schreiende
Buntheit von der zarten Farbenstimmung des echten Louis XVI. entfernte.
Die deutsche Abtheilung hätte Besseres in dieser Richtung bieten
können, wenn den Intentionen der Fabrikanten eine von feinerem Ge
schmack geleitete Beaufsichtigung der Aufstellung entsprochen hätte.
Ein Speisezimmer von der „Breslauer Actiengesellschaft für
Möbel-, Parquets- und Holzbauarbeit“ Hess an Vollständigkeit der
Einiichtung nichts zu wünschen, litt aber unter der nüchternsten
Schmucklosigkeit der Schaustellung. Die drei Völkert’schen Mobi
lere —. Herrenzimmer, Salon , Schlafstube — hätten eine Berücksich
tigung ihrer grundverschiedenen coloristischen Wirkungen und Stil
arten durch gesonderte Aufstellung in getrennten Compartimenten
gefordert. Auch Anderer beste Absichten Hess die Platznoth, die viel
Ungehöriges wirr durcheinanderschob, nicht zur Entfaltung kommen.
Eine in jeder Hinsicht bemerkenswerthe Leistung war die Ein
richtung des Speisesaales und des Schlafgemaches im Pavillon des
Kaisers von Russland. Beide Zimmer waren mit Getäfel, Möbeln,
Oefen, \ orhängen und vielerlei Stücken kleineren Hausgeräths auf das
Vollständigste und Geschmackvollste einfach vornehm eingerichtet
eine Leistung Stange’s in St. Petersburg, derer wir noch des
Oefteren erwähnen werden.
Die dänische Ausstellung verdankt ihren verdienten Erfolg zum
nicht geringen Theil dem Umstande, dass sie vollständige Zimmerein
richtungen in verständiger Anordnung vorführte.