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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 3 und 4)

und der materiellen Unterstützung, der in mehreren Fällen bereits zu größeren Aktionen 
führte, entbehrt zumeist der unerläßlichen künstlerischen Ziele. Die rein kommerzielle 
Förderung hat sich in der Regel eher als Gefahr gezeigt, weil nur eine Abtötung der künst- 
lerischen Impulse und Arbeitsbedingungen eintrat, statt einer Befruchtung derselben. Sicher 
ist dieses Problem eines der schwierigsten der Kunstförderung. 
Es ist darum erfreulich, wieder einen Einzelfall kennen zu lernen, in dem die lokale 
Förderung nicht zu einem künstlerischen Mißerfolg führte. 
ALERIE ARNOT. EGON SCHIELE. In den Schauräumen der Galerie 
Amot am Kärntnerring wurde ein Überblick über die Arbeit Egon Schieles geboten, 
die mehrere Jahre umfaßt. Das meiste stammt aus Privatbesitz und zeigt das Ringen einer 
noch jugendlichen Begabung von ausgesprochener Eigenart. Hervortretend ist die starke 
zeichnerische Veranlagung, die auch auf der Leinwand vorwiegend das fein abgewogene 
Grau und Braun liebt und der starken Farbe nur ganz spärliche Akzente gestattet. Anfäng- 
lich mehr in mystischen Darstellungen alter Menschheitsprobleme, später immer mehr 
der Natur zugewendet, zeigt Schiele eine fortschreitende Kräftigung. Der anfänglich über- 
wiegende Einiluß Klimts tritt in neuen Landschaften und dem großen Porträt einer 
Tänzerin merklich zurück. Hier ist auch bereits eine größere Farbenfreude zu beobachten, 
die auf starke dekorative Wirkungen ausgeht. In dem großlinigen stilistischen Festhalten 
von Eindrücken, die in der Natur empfangen wurden, drückt sich eine wertvolle Befähigung 
aus. Wenn ihr eine Vertiefung und Entwicklung beschieden ist, wäre von ihr noch Wert- 
volles zu erwarten. Leider zeigen die graphischen Arbeiten, die Vorstudien mit Stift und 
Pinsel bei einer oft glänzenden Wiedergabe der Bewegung und fein empfundenem nervösen 
Linienreiz einen bedauerlichen Hang zu krankhafter Sexualität. 
Verbunden mit der Neigung zu bizarren Übertreibungen sowohl in der Farbe wie in 
der Form erscheint dieses Verweilen bei ganz unkünstlerischen Sensationen als eine 
Gefahr, die zu überwinden sein wird. Ein volkstümliches Wort sagt: „Das Auge ist der 
Spiegel der Seele." Beim bildenden Künstler gilt es auch von dem Werk, das aus seiner 
Hand kommt. Es spiegelt Vorgänge seiner Seele, die mit dem, was seine Augen suchten, 
zusammenhängen. 
Darum kann auch nur ein reifer und ganzer Mensch ein starker Künstler werden. 
Vieles in den Bildern Schieles läßt erhoffen, daß er auch die Kraft zum Aufschwung 
finden werde, zu jener Selbstbefreiung und Überwindung des Niedrigen, die ihm ermög- 
lichen soll, mit den von ihm so gut beherrschten Mitteln Wertvolles vollkommen auszu- 
drücken, das eine Persönlichkeit von edlem Inhalt widerspiegelt. 
AUSSTELLUNG DES AQÜARELLISTENKLUBS. Die Genossenschaft 
der bildenden Künstler Wiens hat drei von den Räumen des ersten Stockwerkes ihres 
alten Ausstellungsgebäudes, welche einst den wertvollsten Teil ihrer Schaustellungen auf- 
zunehmen pilegten, als noch kein Zubau die großen Hängeilächen bot, dem Aquarellisten- 
klub eingeräumt. 
Mit unserer modernen, vornehmen einreihigen Anordnung der Bilder und der Reduktion 
der Wandhöhe ist jetzt nur mehr Raum für eine ganz intime Vorführung geblieben. Es sind 
diesmal auch nur x24 Nummern untergebracht, diese aber in bester Anordnung zum behag- 
lichen Betrachten geeignet. 
Es ist eine friedliche Veranstaltung - außer einigen frisch und lebendig gezeichneten 
Bleistiftstudien K. Pippichs aus den Schützengräben des nördlichen Kriegsschauplatzes ist 
fast nichts von unmittelbarer Beziehung zu den Ereignissen im Felde vorhanden. 
So bildet das schöne ernste Mittelstück Karl Sterrers, „Natur" betitelt, eine symbolische 
Arbeit, in der sich ein träumerischer Geist in die Erhabenheit einer mächtigen Waldnatur 
vertieft, in der nur gespensterhafte Kriegsgestalten versteckt ihr grausames Handwerk üben. 
heimlich, ohne den Waldeszauber zu stören. Wie Sterrer mag heute mancher feinfühlige 
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