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DasMerkwiir-
digste ist nun,
daß der verwen-
dete Goldfaden
aus gesponne-
nern vergoldeten
Papiere besteht,
einem Materiale,
das unseres
Wissens wohl die
wichtigste Gold-
sorte Ostasiens
ist, in Europa
aber nie erzeugt
und wohl nicht
oder nur selten
verwendet wor-
den istf" Es hätte
dies in jener Zeit
allenfalls in Hol-
land mit einge-
führtem Material
der Fall sein kön-
nen, obgleich
Holland, wie ge-
sagt, damals ge-
radekeinebeson-
dere Rolle in der
Weberei spielt;
doch ist uns über
eine solche Ein-
fuhr nicht nur
nichts überlie-
fert, sondern eine
Erwähnung Sa-
varys kann geradezu als Gegenbeweis angesehen werden. Er spricht von
den chinesischen Stoffen und bemerkt dazu: „Il y en a meine dont Yor
Seidenstoft, dunkelblauer Grund mit verschiedenen grünen Tönen und glattem
Papiergolde. 15'; der natürlichen Größe
i Ich vermutete seinerzeit („Künstlerische Entwicklung der Weberei und Stickerei . N, S. m4), daß dies
im XIII. und XIV. Jahrhunderte, als der ostasiatische Einliuß in der sarazenischen Kunst am größten war, der
Fall gewesen wäre. Der schon erwähnte Stoff (Tafel x04 a.) spräche dafür, könnte aber auch geradezu ost-
asiatisch sein; dies gilt auch von dern dort (S. x04, Anm. 2) erwähnten, von Karabacek besprochenen, Stoffe,
bei dem bezeichnenderweise von "chinesischen Drachen" die Rede ist. - Für die genaue mikroskopische und
chemische Untersuchung des Goldiadens in den oben genannten Geweben bin ich Herrn Ingenieur Ludwig Utz,
Direktor der k. k. Fachschule für Textilindustrie in Wien, zu großem Danke verpflichtet. Nach ihm besteht der
Goldfaden zur Umwindung des Seelenfadens unstreitig aus Papier. dieser selbst ist Seide, aller Wahrschein-
lichkeit nach ostasiatischen Ursprunges.