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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 6, 7 und 8)

Nach den Verölfentlichungen aus einzelnen Kreisen gibt das vorliegende Werk eine 
zusammenfassende, unter einheitlichen Gesichtspunkten erfolgte Übersicht und Auswahl 
des in verschiedenen Kreisen Geschaffenen - mit der erwähnten Herkunftsbeschränkung 
auf das Deutsche Reich - als die nunmehr vollkommenste Darstellung für das Kriegergrab. 
Eine ähnliche Veröffentlichung von Anregungen und Gesichtspunkten wird für das 
Kriegerdenkmal nötig werden, wenngleich da die Schwierigkeiten innerer und äußerer Natur 
größer sind. So wertvolle Arbeit durch Werke dieser Art auch für Begründung und Aus- 
breitung künstlerischer Kultur geleistet wird, so darf man sich doch nicht verhehlen, daß es 
Bevölkerungskreise gibt, die allen solchen Bemühungen unzugänglich oder für deren Auf- 
nahme unfähig sind.Auch diese aber legen Soldatenfriedhöfe an und beschließen Kriegerdenk- 
male. Ihren Ausschreitungen gegenüber bedürfen wir dringend überall wohldurchdachter 
Friedhofordnungen und einer staatlichen Genehmigungspßichtigkeit der Denkmale, für die 
den künstlerischen Beratungsstellen die Begutachtung obliegen würde. K. Giannoni 
DIE BRÜDER BOISSEREE ALS KUNSTSAMMLER. Professor 
Firmenich-Richartz hat, um neues Licht über die niederrheinische Malerei, deren 
hervorragender Kenner er ist, zu gewinnen, die Sammeltätigkeit der Brüder Boisseree 
einer umfassenden Untersuchung unterzogen; das Buch" bildet einen weit ausholenden 
geistesgeschichtlichen Kommentar zu dem mustergültigen kritischen Katalog der alten 
Boisseree-Galerie in der Münchner Pinakothek, der als Anhang III veröffentlicht ist. 
Die Konsequenz, mit der die sammelnde und die aus ihr herauswachsende literarische 
Tätigkeit der Brüder im Mittelpunkt der Darstellung festgehalten wird, ermöglicht dem 
Verfasser, die einzelnen psychologischen und kulturellen Schichten dieses eigentümlichen 
romantisch-kunsthistorisch-merkantilen Betriebes auseinanderzulösen, zerreißt aber natur- 
gemäß die individuelle Geistigkeit der Helden, besonders Sulpizens. Deshalb möchte ich 
doch ein gutes Wort für das alte Sulpiz Boisseree-Buch einlegen, das die Witwe 1862 
aus Tagebüchern und Briefen zusammengestellt hat und das Firmenich-Richartz einiger- 
maßen hart beurteilt; trotz familiengeschichtlicher Schönfärberei und unkritischer Ver- 
stümmelung der ursprünglichen Aufzeichnungen wird das alte Buch durch das neue 
nicht ganz überflüssig. Dieses wird dem Sammler, jenes dem Menschen gerechter; 
während bei der wissenschaftlich so wohl dokumentierten Neuausgabe die Persönlichkeit 
bisweilen unter Kommentaren und Belegstellen begraben wird, zeigt das naive , alte 
Familienbuch immer - wenngleich in einem schmeichelnden Spiegel aufgefangen - das 
Bild eines Menschen in seiner Einheit und mit seinem Widerspruch. 
Die komplizierte Persönlichkeit von Sulpiz Boisseree gibt aber erst den wahrhaften 
Schlüssel zu seiner Sarnmlertätigkeit; so entscheidenden Einfluß er von der frühen Romantik 
erfahren, so mächtig er auf den weiteren Verlauf dieser Bewegung zurückgewirkt hat, 
kann er doch nicht schlechtweg ein Romantiker heißen. Nicht umsonst ist er als Jüngling 
im Hause Reimarus ein- und ausgegangen; ein Zug von heller Verständigkeit, beinahe 
von aufgeklärter Vernünftigkeit bleibt ihm anhaften und verbindet sich mit der kauf- 
männischen Kultur, die er seiner Abstammung verdankt, zu einer trockenen Übcrlegtheit 
und Überlegenheit. Im Verkehr mit Goethe, dem ewig Jungen, wirkt Boisseree wie der Alte 
und Abgeklärte; als Sammler begeht er Fehler, aber macht keine Dummheiten; als Ver- 
walter der Galerie, an deren Schätzen sich die nationalen Entzückungen der Romantiker 
entzünden, bleibt er antiquarischer Neigung voll, versucht er den verschütteten Gang 
der heimischen Kunstentwicklung auszugraben. Daß seine Konstruktion ein unhaltbares 
Himgespinst ist, liegt an der mangelnden Vorbereitung des Bodens, nicht an Phantastik 
und Inkonsequenz seines ersten Bearbeiters, der gewiß ein Enthusiast für seine Sache 
war, aber ein kühler Schwärmer, dem sein Sammeln Beruf und Geschäft nicht erst wurde, 
sondern von Anfang an war. 
" Eduard Firtnenich-Richartz, „Die Brüder Boisseree". Erster Band. Sulpiz und Melchior Boisseree als 
Kunstsammler. Ein Beitrag zur Geschichte der Romantik. Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1'916.
	        
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