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„Beinahe das ganze von der orientalischen Kompagnie übernommene
I-Iauptgebäu wurde um ein Stockwerk erhöhet, ein ganz neuer Seiten-
Bügel zu einer zweiten Färberey, und Stückwascherey von Grund aus her-
gestellt. '
. . . . Bis in das Jahr 1784 besaß die Fabrik keine andere Gebäude als
das große Hauptgebäu, ein großes Nebengebäu _ worinn eine Färberey,
Kammerey dann Stück und Garnwäscherey bestund, das sogenannte Zwirn-
nerstöckel, und endlich ein kleines Haus, welches für zween Beamte zur
Wohnung diente."
Seit dem Jahre 1786 wurden aber große Beträge ausgegeben auf
„Adaptierung" des Linzer Zuchthauses, Herstellung des neuen Zuchthauses
in Baumgartenberg, Erbauung einer dritten Färberei und Kohlhütte, auf
„das ganz neue sogenannte Wiesengebäu" und „auf die ganz neue Herstel-
lung des Wasserbeschlägsül" Doch fallen diese Erweiterungen zum Teil
erst nach Mitte der Neunzigerjahre. Vorerst hören wir, daß im Jahre 178g
das neue Fabriksgebäude vollkommen hergestellt und an das (frühere)
Arbeitshaus angeschlossen worden sei."
Aber nicht nur baulich, sondern auch in der inneren Einrichtung wurde
weitergearbeitet und manche technische Verbesserung vorgenommen. Man
zog, wo es nötig erschien, auch fremde Kräfte herbei; so hören wir von der
Anstellung eines Tuchscherers aus Memmingen, der gut ausgefallene
Proben der Appretur vorgelegt habef" ebenso von einem Plüschmeister
Jean Duvaurant und dessen Gesellen Vilminotrl- Von anderen Verbes-
serungen erwähnen wir das Gummieren der broschierten Stoffe statt
des Leimens und die Einführung von „Feuer-Pressen" für „gewässerte
Waareüi-r . 1
Von besonderer Wichtigkeit erscheint uns aber, daß auch ein eigener
Zeichner „zu der geblumten Waare" aufgenommen wurde. In dem „Proto-
collum Commissionis Extraordinariae", Linz vom 12. bis 14. August r772jH
heißt es, „wie man den(n) auch einen eigenen von dem Joseph Hebenstreit
abgerichteten Zeichner Namens Marcus Henkl aus Wienn mit wochent-
lichen ü. 5 zur Probe anhero hat kommen lassen, welcher nicht allein zu
i" Über die Sicherung gegen Wassergefahr („Wasserbeschläg"), über den Donauarm, den „Kudel-
graben", die „Soldatenau" siehe unter anderm: Dezember-Protokoll (Punkt 522) vom Jahre 1784 in Nr. 362
vom Jänner 1785; April-Protokoll (Punkt 322) vom Jahre 1786 in Nr. 560 vom Juni 1786; „Nota" Sorgenthals
in Nr. 460 vom September 1786; Oktober-Protokoll (Punkt 424) vom Jahre 1787 in Nr. 480 vom November
1787; Nr. 3 vom Mai 1788.
Die Bemerkung wegen des Strafhauses im „Bericht über die erste allg. österr. Gewerbs-Produkten-
Ausstellung im Jahre 1835", Seite 39, ist, wie gesagt, irreführend.
W Nr. 285 vom Juni 178g.
i" Nr. 16 vom März 1772. - Auch beschäftigte man sich wieder mit der Regelung der Militärspinnereien;
Nr. 128 vom März 1772.
Schon im Jahre 1772 hören wir auch von der „Einleitung der Sächsischen Spinnerei" in Oberösterreich,
weshalb in Linz ein oder zwei Spinnschulen errichtet werden sollten („Besondere Instructions-Punkte" in Nr. 134
vom April 1772).
1' Duvaurant war vorher bei der Briinner Plüschfabrik, siehe Nr. 160 vom Juni 1772; vgl. Nr. 94 vom
November 1772 (Protocollum pro mense Octobri, Punkt 212).
H- Nr. 94 vom November 1772 (Protocollum pro mense Octabri, Punkt 217, 218).
T-H- Nr. 82 vom September 1772 (unter „Weberei").