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Möbelstoffe durch ihn zu einem bleibenden Verkaufsartikel geworden, daß
die Verbesserung der Wollendruckerei durch Anwendung des Tapeten-
druckes auf Wollwaren erreicht worden sei und daß die Tischdecken
allgemein Anerkennung finden." Von den gedruckten Tischdecken hören
wir schon im Jahre 181g, daß sie zum Teil in Ätz-, zum Teil in Farben-
druck ausgeführt worden seien." Auch vernehmen wir von „gedruckten
Urnhängtüchern von extra f. Shawl Croisäwfkit Und daß man auf die neu
gewonnene Kunst und ihre Geheimhaltung großen Wert legte, geht auch
daraus hervor, daß in demselben Jahre ein Verbot erschien, Fremde ohne
Direktionserlaubnis in die Schafwolldruckerei einzulassen?
S0 wie die Tuchmanufaktur hat übrigens auch die Teppicherzeugung
anfänglich Widerstand gefunden. So hören wir gelegentlich einer Rats-
sitzung vom 21. November 17g4,-'r-f daß der Teppichfabrikant Wilhelm
Greull in Wien um Ablösung seiner Moquettefabrik angesucht habe. Unter
„M0quette" oder „Mocade" verstand man, beiläufig bemerkt, früher gröbere
ausgezogene oder aufgeschnittene Wollsamte mit Leinenfaden im Grund-
gewebe, im Wesen also die späteren Maschinteppicherl-Ti"
Greulo hatte, wie er sagt, neben seiner Savonneriefabrik auf Begehren
mehrerer Herrschaften eine Moquettefabrik eingerichtet: doch erlaubten
ihm seine Vermögensumstände die Fortsetzung nicht; er biete die Fabrik
daher dem Staate gegen eine billige Entschädigung an. Auch ersuchte er,
daß sein Sohn als Werkmeister angestellt würde.
Sorgenthalm meinte nun, daß sich ein verständiger Wollenzeug-
fabrikant durch die Vorliebe des Publikums für baumwollene Zeuge und
leichte Tücher nicht zurückschrecken lassen dürfe, alle Gattungen von
Waren zu erzeugen, die er in seiner Fabrik leicht herstellen könne, „als
die sogenannten Casimire, und diese nach dem dermahligen Geschmacke
' Nr. 119 vom April 1840. Wir hören hier noch, daß er im Jahre 1819 an die Fabrik gekommen sei,
um einen bedeutenden Vorrat von unverkäuflichen WollstoHen durch Druck verwendbar zu machen. Dufraisne
wird dann der Nachfolger des als sehr tüchtig, aber kränklich geschilderten Färbereivorstehers Franz Richter
(Nr. 719 vom Jänner 1821). Hier auch über den sehr erheblichen Absatz der gedruckten Zeugwaren.
"i Mai-Protokoll (Wien), Punkt 198, in Nr. 633 vom August 1819.
m" November-Protokoll (Linz), Punkt 28, in Nr. 562 vom Mai 1820; Preise der gedruckten und geätzten
Tisch- und Bettdecken aus Serailtuch im August-Protokoll, Punkt 438 in Nr. 599 vom Dezember 1820.
1' April-Protokoll (Linz), Punkt 329, in Nr. 633 vom August 1819. '
Der Versuch, l-Iusarensäheltaschen und Schabraken, die bis dahin in Stickerei ausgeführt wurden, durch
Ätzdruck herzustellen, bewährte sich aber nicht; vgl. Nr. 251 vom Dezember 1819, Nr. 836 vom März 1820; Nr. 47
vom jänner 1822 (Ablehnung durch den Hofkriegsrat).
Ein chemisches Laboratorium, das im Jahre 1816 (siehe Nr. 572 vom August und Nr. 922 vom Oktober
1816) durch den Chemiker josef Knezaurek eingerichtet wurde, hatte für die Färberei weiter keine Bedeutung,
sondern erzeugte nur einige Säuren für den Bedarf der Fabrik. Es wurde im Jahre 182d dann auch wieder
aufgelassen (Protokoll für April 1817 [Linz] in Nr. 791 vom Dezember 1817, Nr. 688 vom Oktober 1820 und
Nr. 544 vom November 1821). '
1'1- Nr. 373 vom November 1894.
Hi- Vgl. Savary „Dictionnaire de Commerce" (Kopenhagen 18 . .), III. Band, Spalte 993: „Moquette,
qu'on apelle aussi Mocade et Moucade. C'est une sorte d'e'tofl'e veloutee qui se fabrique sur le metier,
ä peu pres de meme que 1a Peluche . . . . "
o Greul, auch Greuil und anders geschrieben, war Hofteppichmacher. Vgl. Nr. 973 vom August 1817.
o" Bericht an das Direktorium vom 15. November 1794 in Nr. 373 vom November 1794.