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Vor den Bronzen
haben die StuckFiguren
die größere Frische
und Unmittelbarkeit
der Mache voraus.
Mit diesem teilweise
durch das Material
bedingtenVorzugrnag
es zusammenhängen,
daß sich hier die Ab-
hängigkeit von der
italienischen Kunst
noch weit stärker be-
merkbar macht als bei
den Gußwerken, die
doch immerhin noch
hinsichtlich Formen-
gebung und Inhalt
manche nordischen
Eigentiimlichkeitenbe-
sitzen. Diese großen
Statuen von Aposteln,
Heiligen und Engeln
dagegenkönneneben-
sogut am Arno wie an
der Isar stehen (Abb.
18 bis 22) und de-
monstrieren so am
augenfälligsten die un-
geheure Umwälzung,
welchediesüddeutsche
Plastik in den letzten Jahrzehnten des XVI. Jahrhunderts durchgemacht
hat? Den architektonisch-dekorativen Zwecken entsprechend ist alles an
diesen Bildern groß gesehen. Eine ernst gemeinte hohe formale Schönheit,
Abb. 23. Pieta, Stuckrelief in der Michaelskirche zu München
i Braun a. a. 0., Seite 6G, möchte daher dem italienischen Gehilfen Gerhards. Michele Castello, der
zo jahre später mit Antonio Castello die sehr gerührnten Stuckliguren und Reliefs in der Hofkirche zu Neu-
burg a. D. gemacht hat, einen Teil der Statuen der Michaelskirche zuschreiben. Wahrscheinlicher erscheint mir,
daß die Castelli, die später auch in der Münchner Residenz tätig sind, sich unter Gerhards Leitung zu dieser
Bedeutung aufgeschwungen haben. Diese Stuckatorenfamilie, deren Name noch im XVlll. Jahrhundert in Süd-
und Westdeutschland erscheint, verdiente überhaupt eine eingehende Untersuchung. Auch die Apostelfiguren
der Gabrielskapelle des Sebastian-Friedhofs in Salzburg von Elia Castello (vgl. Walcher von Mollhein in dieser
Zeitschrift, XIII. igro, Seite 574 K, Thieme-Beckers „Künstlerlexikonü VI, Seite 14g, und „Osterreichische Kunst-
topographie", Band Xlll, xgi4, H. Tietze, "Stadt Salzburg", Seite x41) stehen mit denen in der Michaelskirche in
Zusammenhang, desgleichen die mehr handwerksmäßigen Arbeiten des Antonio und Pietro Castello im Kloster
Wettingen bei Zürich, die ich vergleichen konnte. Auch die Stuckdekorationen der Salvatorkirche in Prag
wären heranzuziehen. - Anlehnung an Gerhard offenbaren auch die hölzernen Apostelfiguren der durch die
bayrischen Fürsten reichlich dotierten jesuitenldrche in Köln von Geisselbrunn.