Seine zahlreiche Familie ließ er auch später dort zurück. Bei dem feierlichen
Empfang des Deutschmeisters am 8. Juli 1602 zieht unter dem stattlichen
Gefolge auch der „Künstler" Rupertus Erhard mit seinen Gesellen in Inns-
bruck ein?" Für die nun folgenden Jahre bis in den Sommer 1613 müssen
wir zwar nicht einen ständigen, aber doch einen sich stets wiederholenden
Aufenthalt Gerhards in Innsbruck annehmen. Der Erzherzog spricht gelegent-
lich selbst von dessen Reisen „nach I-Iaus".""' Maximilian schwebte offenbar
der Gedanke vor, die alten, durch Kaiser Maximilian I. und die Arbeiten für
dessen Grabmal begründeten Traditionen Innsbrucks als einer wichtigen
Pflegestätte der Erzgießkunst durch Hubert Gerhard mit neuem Leben zu
erfüllen. Denn der greise Alexander Colin vermochte nicht mehr viel zu
leisten. Ein tüchtiger Gießer aber war in der Person Heinrich Reinhards
vorhanden und in Kaspar Gras aus Mergentheim, den der Deutschmeister
zu Gerhard in die Lehre gabj-W" erstand diesem ein wertvoller Gehilfe, der
ihn später ganz ersetzen sollte.
Wer die Gesellen waren, die mit
Gerhard aus München kamen,
wissen wir leider nicht; es ist
möglich, daß der als Elfenbein-
schnitzer am Münchner I-Iofe
berühmte Bildhauer Christoph
Angermairi- aus Weilheim in
" Hirn, „Tirols Erbteilung etc." im
"Archiv für österreichische Geschichte" 92, II
(1903), Seite 355, Anmerkung 4.
"f Schreiben vom 21. September r6o5:
Jahrbuch der kuristhistorischen Sammlungen
des Allerhöchsten Kaiserhauses", XIX, z,
Reg. X6574.
"i Die bisher unbekannte Tatsache,
daß Kaspar Gras, der Schöpfer des Leopold-
brunnens in Innsbruck, ein Schüler Gerhards
ist, die schon aus dem stilistischen Zusammen-
bange zu vermuten war, wird durch einen
Kammerbericht aus dem jahre rözg zur Gewiß-
heit. Es heißt dort, daß Kaspar Gras, „als die
in gott rhuende fürstliche durchlaucht erzherzog
Maximilian . . . . . anno 1602 einen fürstlich
bayerischen statuarium und possierer (nach
Innsbruck) bringen lassen, von deme die kunst
des possierens erlernet und, nachdem er in
solches die erfahrenheit bekommen, irer durch-
laucht bis in dero ableben für einen statuarium
und possierer gedient und sonderlich mit ver-
fertigung hüchsernannter fürstlicher durch-
laucht ephitauii sowohl andern arbeiten vil
mühe und vleiß angewendt": Fischnaler, „Bei-
träge zur Geschichte des Leopoldbrunnens",
„Bote für Tirol und Vorarlberg" r894, Seite 1 295.
1' Christoph Angerrnayr, Bildhauer,
erhält unter dem 14. März 1506 für eine Bild-
Abb. 15. Hubert Gerhard und Kaspar Gras, Grabmal des hauerarbeit in die Karnmerkapelle 6 Gulden
Erzherzogs Maximilian in der jaltobskirche in Innsbruck ausbezahlt: „Jahrbuch der kunsthistorischen