U60
bequemer Art nachzuahmen und sich hiebei den Vortheil der größtmög-
lichen Abwechselung in Bezug auf die Grundform zu sichern. Mit Berück-
sichtigung solcher gewiss nicht zu unterschätzenden günstigen Umstände
wäre die Pflege eines ähnlichen Genres auch heute noch von Nutzen,
Das South Kensington-Museum besitzt eine reiche Collection solcher
Emaillen, welche auf dem Continent wenn auch nicht gerade selten, doch
meist nur in vereinzelten Exemplaren zu finden sind. (Mehrere Stücke
besitzt das Oesterr. Museum.) Außer kleineren Tafelgeräthen finden sich
hauptsächlich Toilettegegenstände und Nippes, Leuchter, Väschen (auch
solche auf vierseitigen Postamenten), diverse Dosen in der Form von
Vögeln und anderen Thieren, Rosen u. dgL; Büchschen und Futterale,
Tabakdosen, darunter solche mit Porträts zeitgenössischer Persönlich-
keiten, dlTrch den Kupferdruck hergestelltf, ferner Kalenderdosen. Mit
Hilfe dieser letzteren lässt sich die Dauer des Fabrikbestandes insofern
genauer feststellen, als zu beweisen ist, dass die Erzeugung der Battersea-
Emaillen nicht mit dem Jahre 1756 aufgehört haben kann, wie Mit-
theilungen aus Worcester anführen, da die jüngste der vorfindlichen
Kalenderdosen für das Jahr 1760 angefertigt ist. Im Ganzen hat der
Porzellandecor der Rococoperiode die Battersea-Emaillen stark beeinflusst,
auch in Bezug auf das coloristische Princip. Blanke Felder, mit Relief-
Goldverzierungen im Rocaillestil umgeben, mit landschaftlichen und
figürlichen Darstellungen, finden sich auf rosenrothen, blassblauen, gelben,
erbsengrünen oder türkisblauen Gründen. Am nachahmenswerthesten
zeigen sich die Emaillen von Battersea bei Objecten, welche ihrer Be-
stimmung nach zu voraussichtlich länger andauerndem Gebrauche her-
gestellt wurden, bei Taschenuhrgehäusen u. dgl. Die ungleich vollkom-
menere Durchbildung zeigt in solchen Fällen erst, was Battersea zu leisten
in der Lage war, wo es sich nicht um flüchtig hergestellte Dinge zur
Befriedigung einer kurz andauernden Laune handelte.
Werfen wir in der Indian Section einen Blick auf die farbigen
Marmor-Incrustationen, welche von Palastbauten zu Delhi etc. stammen,
so bietet sich hiebei ein technisches Verfahren einfacher Art zur vor-
nehmsten Ausstattung und künstlerischen Belebung der Oberflächen glatt
bearbeiteter Werksteine. Es müsste ohne Zweifel ein Leichtes sein, der
modernen Tektonik eine solche Zierweise von unschätzbarem Werthe
zugänglich zu machen, und damit ein Verfahren wieder aufzunehmen,
von welchem ja auch aus den Zeiten der Renaissance in den Marmor-
intarsien Italiens oder in den damit verwandten Bleiincrustationen, wie
sich solche von besonderer Schönheit an der Scala dei giganti des Dogen-
palastes in Venedig befinden, die anregendsten Beispiele erhalten sind.
In der Sammlung von Musikinstrumenten im South Kensington-
Museum sehen wir ein Clavichord von reicher Ausstattung, verfertigt zu
Mailand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch Annibale dei
Rossi. Der Kasten des Instrumentes ist aus schwarzem I-Iolz mit Leisten