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Dieses Comitr-E, welches unter Beiziehung anderer sachverständiger Personen auch
als Schiedsgericht für die eingesendeten Arbeiten fungiren sollte, wurde aufmerksam ge-
macht, zu prüfen, wie sich dieselben gegenüber der dreifachen Aufgabe des Zeichen-
Uuterrichtes, der Uebung der mechanischen Gewandtheit im Zeichnen und Mo-
dellireu, der Uebung des Darstellungs- und Vorstellungs-Vermögens, endlich
der Bildung und Veredlung des Geschmackes zum selbständigen Erfinden-
und Schaffen kunstgewerblicher Gegenstände verhalten. Um das Schiedsgericht
in Stand zu setzen, das Geleistete richtig würdigen zu können, wurden alle Schulen auf-
gefordert, beider Beschickung der Ausstellung gleichzeitig über die Gründung und all-
mälige Entwicklung der Schule, über dic Eintbeilung des (Tnterrirhts nach Classen, über
den Zeitaufwand für jede Classe nach Semester und Wochenstunden, über Anzahl und
Namen der Lehrer und Vertheilung des Unterrichts unter dieselben, über die durchschnitt-
liche Anzahl der Schüler bei jedem Lehrer, über Lehrmittel, über die jiihrl, Dotation für
Anschatfnng und Ergänzung derselben, über die eventuelle besondere Berücksichtigung
einzelner Gewerbe oder einzelner hervorragender Talente, sowie über die Organisation etwa
vorhandener Werkstätten zur Anfertigung knnstgewerblicher Gegenstände genaue Aufschlüsse
schriftlich zu liefern, Endlich wurde auch die Einsendung der Vorlagen oder Lehrmittel,
d. h. jener Zeichnungen, wonach plastisch gearbeitet wurde, und umgekehrt der Modelle,
welche durch Zeichnung dargestellt worden sind, verlangt, nicht sowohl als Ausstellungs-
Objer-te, sondern um dem Cumite über den Stand derselben die vollste Einsicht zu vere
schaden. Bekannte Modelle oder voluminöse Gegenstände waren übrigens von der Ein-
sendung ausgeschlossen.
Auf die Anfrage, wie die Auswahl der Zeichnungen getrolien werden sollte, wurde
verfügt, dass für die Ausstellung des J. 1863 die Zeichnungen aller S chiiler der einzelnen
Anstalten (aber nicht alle Arbeiten derselben) in Vorlage zu bringen wären, und von dem
Lehrer ein Verzeichniss derselben, unter Beifügung der Fortgangsnoten und geordnet ent-
sprechend dem Grad ihrer Ausbildung, nach dem Ermessen desselben beigebracht werden
solle. Auf jedem Gegenstande sollte bemerkt werden die Benennung der Anstalt, Nummer des
Jnbresconrses (z. B. lI. Cours), der Name des Schülers und die Arbeitsnnrnmar (z. B.
3. Zeichnung). Die Arbeiten wurden nach folgenden Kategorien classiücirt und zur Ans-
stellnng gebracht: l. Freihandzeichnen (nämlich Zeichnen von Figuren und Ornamenten,
ohne Zirkel und Lineal, ohne oder mit Anwendung von Farben). Dessinzeichnungen.
2. Linenrzeichnsn, mit Einschluss des architektonischen Zeichnens. 3. Maschinen-
zeiehnen. 4. Situationszeichnen. 5. Bossiren (d. h. plastisch arbeiten in Wachs,
Gyps oder Holz), und endlich 6. Modelliren, d. h. constrnctive Modelle für daeBanfach,
für das Maschinenwesen, oder die resp. Zweige der Technik darstellen.
Für die Einsendung der Arbeiten wurde der Wunsch ausgedrückt, dass jeder Lehrer
in einer eigenen Beilage die Art _und Weise angeben wolle, in welcher er bei dem Unter-
richte verführt, welches System ihn leitet, wclche Umstände im Ganzen oder bezüglich
einzelner Schulen hinderlich oder förderlich auf die erzielten Resultate eingewirkt haben.
Ueber die Ergebnisse der Ausstellung hat sich das Comitä in seinem Fimlberichte
an den König vom 14. Jänner 1864 ausführlich ausgesprochen. Die hervorragendsteu Stellen
dieses Expose werden wir in einer der nächsten Nummern zum Abdruck bringen.
Kleinere Mittheilungen.
(Gründung einer Sammlung von Bnu- und Blldhauerstelnen Im Museum.)
In Absicht auf die Gründung einer solchen Sammlung hat die Direction des Museums an
die P. T. Herren Steinbrnchbesitzer und Gewerke der österreichischen Monarchie folgenden
Aufruf verfasst:
„Das k. 1:. Museum für Kunst und Industrie beabsichtigt zur Hebung der betrelIen-
den Industriezweige eine Sammlung aller jener Gesteine des Kaiserstsetes anzulegen, welche
in etwas g-rösserem Msssstnbe iiir die Zwecke der Architektur oder der Bildhsuerkunst
gewonnen werden. Diese Sammlung soll in Wien öEentlich zur Schau gestellt bleiben und
soll es den Herren Steinbruchbesitzern beigestellt sein, den ausgestellten Proben die je-
weiligen Preise derselben, sei es loco Wien oder der dem Gewinnuugsorte sunlichstliegenden
Eisenbahn- oder Dampfschidststion, beizufügen.
Ds die Bildung und Aufstellung einer solchen Sammlung im Interesse der betrelfen-
den Herren Steinbruchgewerken selbst liegen muss, werden dieselben hiermit eingeladen,
die nöthigen Proben ihrer Erzeugnisse unter der Adresse „K. k. österreich. Museum,
XVien, Bullplatz", als Frnchtgut einsenden zu wollen. -