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die Erschalfung des ersten Menschenpaares, das „Wasser" durch die
Sündtluth, das "Feuer" durch den Untergang Sodoirfs und Gomorrhsfs,
die „Luh" (Aethera) durch das jüngste Gericht. Weiter hinauf Flügel-
pferde und ein Knopf mit Löwenköpfen etc. An der Spitze eine nackte
bacchische Figur, den Kopf mit Weinlaub bekränzt. Höhe 187,".
Die beiden zuletzt genannten Pocale sind einander in Bezug auf
Behandlung der Metalloberdäche darin ähnlich, dass diese nahezu voll-
ständig mit oruamentalem Schmucke bedeckt ist und ausser in den tiefen
Einschnürungen kaum irgendwo der Spiegelglanz des Metalles zum Vor-
schein kommt. Den Goldschmieden der guten Zeit war es wohlbekannt,
dass der Glanz überall da zu meiden sei, wo eine noble und wirklich
„goldige" Haltung erzielt werden soll, denn glatte polirte Flächen wirken
im Allgemeinen dunkel, mit Ausnahme ihres höchsten Punktes, der als
Glanzlicht hervurtritt; bei bewegten Flächen aber mischt sich die Menge
der erzeugten Glanzlichter im Auge zu einem hellen Gesammteindruck.
Solche bewegte Fläche liefert eine reiche Ornamentik (bei der aber doch
der Polirstahl mit grosser Vorsicht angewendet werden muss) und neben
_ dem Gefallen an ihren Linien und Formen erreicht erst das Gold seine
volle Bedeutung") als edles Material. Der bauerisehe Glanz mancher
modernen Gold- und Silberwaarenfabriks-Erzeugnisse kann nur Jenen im-
poniren, die ein neu geweisstes Haus schon der Tünche halber für
„schön" halten.
VII. (20355) Prachtpocal in iiberreicher Ausschrnückung. Der Fuss
mehrfach gegliedert, der Leib des Pocales scheidet sich in drei Haupt-
massen: einen unteren Wulst, der geschnittene und aufgesetzte Ornamente
tragt, aus denen Engelsköpfe und kleine Figuren in voller Plasticität
hervortreten. - dann ein (zylindrischer Mitteltheil, der in durch Karya-
tiden abgetheilten Feldern metallgetriebene und mit Waehsfarben bemalte
Portraits verschiedener Herrscher enthält, darüber eine kraterförrnig sich
öffnende Ausladung. Der vorspringende Deckel trägt die sitzenden alle-
gorischen Gestalten des Friedens, der Stärke und der Klugheit, völlig
rund ciselirt und ebenfalls bemalt. Die Spitze krönt eine kleine Statue
der Gerechtigkeit. Gesammthöhe 28". Von überaus edlem Aufbaue, bei-
nahe in Holbein'scher Weise erfunden, doch jedenfalls aus der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts, - ein wahrhaft prachtvolles Stück.
VIII. (20372) Getriebener Pocal aus dem Ende des 16. Jahrhun-
derts. Am Fusse Ornamente von Ranken, Blumen und Muscheln, weiter-
hin Putten mit den Verrichtungen des Weinbaues und der Jagd. Der
gerade Leib des Pocales unten mit einer Ausbauchung, die Ornamente
") Dass es dabei auch für die formelle Behandlung nicht zur Gänze gleiehgiltig ist,
eb man es mit vergoldetem Silber oder mit massivem Golda zu thun hat, kann hier nur
im Vorübergehen bemerkt werden.