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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1869 / 50)

male der Echtheit oder Unechtheit gibt; denn wenn es solche der letz- 
teren Kategorie gäbe, die vielleicht gar auf eine blosse Beschreibung hin 
leicht zu erkennen wären, würde ja der Gegenstand, der sie trägt, schon 
gar nicht den Charakter einer "Fälschung" haben und die Kenntniss- 
nahme dieses Mangels würde auch für den Verfertiger sofort genügen, 
um ihn das nächste Mal nach Kräften abzustellen. So bleibt ein ver- 
ständiges und eindringendes kunsthistorisches Studium die einzig sichere 
Leitung für den, der in unserem weiten und gefährlichen Gebiete nicht 
irre gehen will, und nur dies allein gibt die Sicherheit, um von Fall zu 
Fall die richtige Entscheidung zu treffen. 
Von Werken der Malerei wollen wir als nicht eigentlich hierher 
gehörend absehen. Von Sculpturen eignen sich besonders kleine Ar- 
beiten, so namentlich Elfenbeinschnitzereien, zur Fälschung, daher es 
deren auch überall in Menge gibt. Elfenbein-Dyptichen, kleine gothische 
Altärchen aus demselben Materialeund die mittelalterlichen, oft reich 
mit tiguralen Schnitzereien versehenen Elfenbeinkämme werden zuweilen 
mit ganz besonderem Geschicke und genauer Beobachtung des Zeitstyles 
nachgemacht, und es gibt Sammlungen, die überreich an solchen Pro- 
ducten deutscher, französischer und italienischer Schnitzer sind. Die 
deutschen Arbeiten des 16. Jahrhunderts in Kehlheimerstein haben sich 
Fälscher in Paris und Wien - wo vor nicht langer Zeit eine ganz be- 
sonders geschickte Hand thätig gewesen zu sein scheint -- als erspriess- 
liches Feld ihrer Thätigkeit ausersehen und damit so gut reussirt, dass 
sogar Fachblätter ihre Hervorbringungen im guten Glauben an ihr Alter 
besprachen und abbildeten. 
Die grosse Nachfrage nach alten künstlerischen Möbelstücken, na- 
mentlich der Renaissance, und die geringe Menge, die von solchen in zur 
Benutzung noch halbwegs tauglichem Zustande vorhanden ist, hat zur 
Errichtung förmlicher Fabriken "alter" Möbel geführt, die denn auch an 
vielen Orten, namentlich in Venedig, Köln, Paris, Brüssel etc. in rüh- 
rigster Thätigkeit sind. Da werden die Wurmlöcher, die das alte Holz 
zu haben pflegt, mit einem spitzigen Eisen hervorgebracht, wenn man es 
nicht verzieht, lieber gleich schon wurmstichiges Holz zu verwenden, 
die scharfen Ecken werden mit Schmirgelpapier abgeschliifen, um ihnen 
das Aussehen des Abgenützten und Abgegritfenen zu geben und schliess- 
lich hilft eine braune Sauce, mit der man das Ganze anpinselt, die 
nöthige Patina erzeugen; einige Hände voll Staub und Kehricht zum 
Ueberilusse noch darauf geschüttet, vollenden das Werk. Bei Möbeln 
ist übrigens noch eine andere Art von Imitation im Schwunge. Findet 
sich nämlich wirklich einmal irgendwo ein altes gutes Stück, so wird es 
in Theile zerlegt und je ein oder mehrere dieser Theile einem nach- 
gemachten eingefügt. Es ist dann Sache des geschickten Verkäufers, die 
Aufmerksamkeit seines Kunden vor Allem auf die echten eingesetzten
	        
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