und Chemie helfen die mechanischen Verfahrungsweisen oft weit über den
Standpunkt der früheren Zeiten hinauzuhringen, die Sicherheit des Ge-
lingens und die Menge der Mittel, die dem Arbeiter zu Gebote stehen,
ist grösser als je, den Stoff kann man bewältigen, aber für die Kunst-
Fehlt leider nur das geistige Band.
So gehören denn mit zu den besten Leistungen der heutigen Kera-
mik jene, die sich unmittelbar an die alten Vorbilder anschliessen , wie
dies namentlich bei den in Italien erzeugten Majoliken und Thonreliefs
in der Weise der Robbias, ferner bei den Thonwaaren, die in Paris in
Nachahmung der Palissy's, Fayencen von Oiron, Fayencen des 17. Jahr-
hunderts etc., verfertigt werden, der Fall ist. Dass nun die Verkäufer
nicht immer so gewissenhaft sind, das moderne Entstehungsdatum ihrer
Waare ohne besondere Veranlassung bekannt zu gehen, ist natürlich, und
so wandern denn auch Jahr für Jahr Ladungen von Majoliken von Ginoris
in Doccia und ähnlichen Fabriken als alt über die Alpen; dasselbe ist
mit den vielbegehrten Robbias der Fall. Von den Majoliken kann man
ohne Uebertreibung sagen, dass wenigstens fünf Sechstel aller im Kunst-
handel als alt befindlichen Stücke ganz neuen Datums sind, bei den Rob-
bias könnte man noch weiter gehen und von allen, die verkäuflich sind,
a priori behaupten, dass die Hand des grossen Luca. wohl nie auf ihnen
geruht hat - man würde" kaum fehl gehen. Ist die Unterscheidung des
Ursprunges bei gewissen Sorten oft nicht ganz leicht, so ist dies bei den
Pallissy-Fayencen noch in höherem Grade schwierig, daher Vorsicht hier
sehr gerathen erscheint. '
Auch die deutschen Thonkrüge aller Sorten, wie sie die Zeiten des
16. und 17. Jahrhunderts hervorgebracht haben, tauchen oft in bedenk-
licher Anzahl auf. Braune und graue, harte und weiche Masse, emaillirt
und glasirt, alle haben sie wieder ihre Meister gefunden, so dass Hirsch-
vogel seine reine Freude haben würde, wenn er sehen könnte, wie sein
Handwerk blüht. Eine Gattung Poterie dürfte von der Fälschung bisher
ziemlich unberührt geblieben sein, die Delfter Fayence des 17. und 18.
Jahrhunderts, weil bei ihrer Herstellung Schwierigkeiten obwalten, deren
Besiegung der geringe Absatz, den die Nachahmungen erzielen könnten,
nicht lohnt.
Das alt-Wiener Porcellan, seiner vortrefflichen Qualität wegen so
geschätzt, ist seit der Aufhebung der Staatsfahrik noch mehr gesucht
und begehrt. Es haben in Wien einige Industrielle die Erbschaft des
aufgelassenen Etablissements angetreten und sich darauf verlegt, echte
alt-Wiener Porcellanwaaren, die aber geringer Sorte sind, in einer der alt-
wiener ähnlichen Weise zu bemalen und zu vergolden. Trotzdem die
Malereien und Vergoldungen weit hinter den guten Originalien zurück-
stehen, finden sich dcch Leute genug, denen die Marke (das wohlbe-