rlihrigen Bestrebungen Salviatis in Venedig eine wette Schule in Italien gebildet: es
sind zugleich die einsigen überhaupt neben jener in Petersburg entstandenen, von welcher
wir hier nach den Angaben eines Artikels von J. Beavington-Atklnson im Februsrhelts
des Londoner Arhlonrnal berichten wollen.
Die neue Kuustiibung in Petersburg ruht desshalb auf einem guten, Hodnung gee
währenden Boden, weil sie nicht gekdnstelt und in unorganiseher Weise ihre Entstehung
fand, sondern gewissermaßen aus einem Bediirfniss hervorging, in welchem sie a. priori
selber nicht Hauptzweck gewesen. Die ersten Erzeugnisse dienten schon zu einem ganz
bestimmten Zwecke, als man nämlich mehrere Kirchen der Shdt mit dem bunten Schmucke
der Glaspasten au incrustiren beabsichtigte, und erst von dieser, durch ein Bedürfnis!
veranlassten Fabrlcation nahm in der Folge dann eine selbstständige Industrie ihren Ur-
sprung. Die ersten Pasten waren in Rom bestellt werden, als im Jahre 1846 die Kirche
des h. Nikolaus decorirt werden sollte. Vizenzo Raüaelli ln Rom fertigte die bestellten
Emails, zu deren Zusammensetzung und Befestigun auf der Mauer sich aber Bonaiide,
Schüler des berühmten vaticanischen Mosaicisten av. Barbier-i, auf Befehl des Kaisers
Nikolaus nach Petersburg begab. Das russische Atelier in Bern fertigte während der
Dauer seines Bestandes 45.181 Pfd. des Ernalls in 4700 verschiedenen Tönen, Gold- und
Bilberfarben, deren Kosten sich auf 10.667 röm. Thaler beliefen.
Gross jedoch waren die Schwierigkeiten, welche die Entfernung des Ortes der Fa-
hriratinn von jenem der Anwendung mit sich brachte. In Folge dessen beschloss der
Kaiser dielrrichtung einer permanenten Fabrication in der russischen Hauptstadt selber,
von wo aus die Kirchen des Landes mit musivlschem Schmucke versehen werden sollten.
Seit 1851 steht Bonaiide dem Unternehmen vor, welchem ein Theil der Räumlichkeiten
lu der Akademie der Künste angewiesen worden "ist. Bestimmte Locala enthalten die
Zurüatungen, welche zur Erzeugung der Glasmasse uöthlg sind, es ist dies also die tech-
nische Abtheilung, während lu anderen Räumen wieder die Zusammensetzung nach den
Cartons stattfindet. Beim Eintritte in die Vorhalle gewahren wir Nachahmungen der
römischen und dorentinischen Schule an den _Wändeu, die folgende Galerie enthält grosse
Vorriithe von Pasten, in Fächern nach den Farben geordnet, daran reiben sich die Geriiths
der Monufactur, Drehblinke, Blssrohre. In den kolossalen Werkstätten finden wir die Ar-
beiter in Gruppen nach Eriordernils der Manipulationen verxheilt.
Den Besuchern der letzten Pariser Ausstellung sind die grossen Compositionen Er
die Kirche S. Isaac bekannt, welche das "Etablissement Imperiale de mosaiques d St.
Petersbmxrg" oxponirt hatte. Beim Besuche des Verf. waren zwei gewaltige Tableanx in
Ausführung, eine Grahlegung, 12' l , und eine Gens von 18', fir dasselbe Gebäude be-
stimmt. Die Entwürfe rühren von rof. Not? ") und einem italienischen Maler her und
werden durch 14 Künstler, denen 8 Gehilfcnrzur Seite stehen, in Mosaik susgetTihrt.
Die Verhältnisse, welche diese Kunstübuug beeinflussen, sind die allergiinstigsteu; von
derBegierung mit grüsster Freigehigkeit dotirt, ist man imstande, nur mit Beabsichtignng
der g-rösstcn Güte, langsam und mit liusserater Sorglichkcit zu arbeiten, so dass nur die
vaticanische Anstalt heutzutage in grösssrem Massstabe betrieben wird, die Qualität des
Erzeugnisses aber den Leistungen des römischen wie des neuen venetiauischen Etablisse-
ments nicht nachsteht.
Wir verweisen den Leser, welcher sich über die chemische Erzeugung und Zu!
sammensetzung der russischen Mosnikwiirfel, sowie ihr Verhältrriss zu der Bereitung der
römischen und venetianischen Mosaiken belehren will, auf die ausführlichen Nachrichten
des Ve-Ffassers, pag. 34, welche an dieser Stelle von geringerem Interesse sind.
Dem Arbeiter dient ein gemalter Carton zur Richtschnur. Er hat beiläufig eine
halbe Elle Bahmenwerk mit der weichen Grundmasse vor sich und zeichnet sieh auf deren
Oherdliche genau vor, wie jedes Wdrfelchan zu liegen kommt, - nach Angabe des Car-
tons. Dann macht er jedem derselben den nöthigen Raum, indem er mit dem Messer so
viel vom Grunde ausgriiht als "der Würfel Platz erfordert, der nun an die Stelle gesetzt
wird, So verwandelt sich nllmlhlig die graue Muse des Grundes ii bunte Zeichnung,
aber nur langsam. Auf die Frage, wie viel Zeit zur Vollendung des „letzten Abeudmales"
nöthig sein werde, erhielt der Verf. zur Antwort, dass 5 Arbeiter in Iflalum damit zu Smnde
kommen. hdnnten.
') Man, hat nur Decoration dieser Kirche in einer sozusagen rathlosen Frachten!-
faltung alle möglichen, heterugenstcn Techniken und Blyleigenthtimliebkeiten nummern-
gehäuft. In Mosailjwidq uqsüdje jhpspsgnds Alggefiilrlt, ä Übrigen Gemälde, in Oel
auf Stuccogrund vollendeten die Künstler Ned, tcuhen und BBGBID. 1858 waren die
ersten 4 Compositionen in Mosaik fertig. -