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der deutschen Renaissance entworfen hat und Ornamente der Kleinmeister,
auch die Sirenen vom Sebalrlusgrabe zu Motiven erwählte. - Die ganze,
hier besprochene Gruppe bietet lauter trefliiche Früchte, erwachsen aus
trefflichem, alten Samenkorne. Möchten sie gleichfalls wieder in diesem
Geiste neue Keime und neue Früchte hervorrufen. I.
Vlll.
Rahmen für Bilder und Spiegel.
(Aus dem Atelier Schmidt 8x Sugg. - Pichler. - Machazka. - Bühlmayer. - Aus dem
Atelier Schönthaler. - Laubheimer. - Heinz. - Ulrich 8: Camp. - Volkl. - Trink]. -
Storck, Lobmeyr, Hanusch. - Kölbl 81 Threm. - Hauser, Spannbauer etc.)
Es ist in diesen Blättern (Nr. 64. und 66) bereits so Trefiendes über
die Grenzen, welche bei dem Entwurf und bei der Anfertigung von
Rahmen einzuhalten sind, gesagt, dass uns kaum übrig bleibt, die vor-
liegende Abtheilung des Ausstellungsberichtes durch einige allgemeine
Worte einzuleiten. Nur möge gestattet sein, darauf hinzuweisen, dass
gleichwohl in jenen eingehenden Aufsätzen das Bild und der dasselbe um-
schliessende Rahmen durchweg als Zimmerschmuck gedacht ist und die
dort aufgestellten, ganz massgebenden Geschmacksregeln sich auch nur
auf das Bild und seinen Rahmen beziehen wollen, welches einen Bestand-
theil in der mannigfach wechselnden Ausstattung des Wohngemaches bildet.
Hier ist es billig, dass der Wand und ihrer Decoration in der Frage über
das Wie der allgemein angewendeten Stylform die erste Stimme zuge-
standen wird und so gut wie die Form der Möbel, der Gefässe, die Or-
namente der Drapirungen etc. auch die Verzierungen der Bilderrahmen
sich diesem durch die Wandtapete entschiedenen allgemeinen Charakter
unterordnen sollen. Wir werden es ganz vernünftig finden, in einem der-
artig decorirten, nach moderner Weise der Hauptsache nach zur italieni-
schen Renaissance gehörigen Wohngcmache ein Gemälde der altdeutschen
Schule und wieder ein spätes Cabinetsbildchen niederländischen Ursprungs
in einer Umrahmung zu beherbergen, die im Geiste des 16. Jahrhunderts,
im Style der italienischen Ornamentisten dieser Zeit, cornponirt ist, denn
nichts wäre lächerlicher und gräulicher für den Anblick, als das erste in
roth angestrichenern Leistenrahmeu, das andere im barocken, überladenen
Rahmen seiner Periode an Einer Wand schauen zu müssen, einer Wand,
die selbst weder mit der einen noch mit der andern Stylrichtung in ihrer
Decoration übereinstimmt. Die einheitliche Haltung des Ensemble ist
hier die Hauptsache und ein historischer Purismus müsste zu Unsinn und
Ungeschmack verführen.
Aber es gibt noch andere Orte, wohin Bilder kommen, Räume, in
denen nicht die Tapete und ihre Zeichnung, nicht ein reiches Ameuble-
ment die Hauptsache bildet und umgekehrt das Gemälde nicht ein blasser
Theil einer Inneneinrichtung, sondern sein Hervortreten der alleinige