der eine Gruppe von Daphnis und Chloe geschaffen, muss auch die Namen und selbst
seinen eigenen mit griechischen Buchstaben darunter setzen, und noch dazu mit falschen.
Ganz widerwartig sind überall die sentimentalen, affectirten Mienen, die unendlich viel
sagen sollen und nur fade sind gerade wie im 18. Jahrhundert.
Was die Farbe betrifft, so ist ihr die neu erweckte Emaillirkunst sehr zu statten
gekommen und die Plastik in Bronze macht denn auch reichliche Anwendung davon.
Unter aaderm sah man die Büsten eines arabischen Scheiks und einer Araberin, im Gesicht
von olivenbrauner Bronze, das Weiss der Augen von Silber, die Augensterne violett emaillirt,
mit tiefem Schwarz in der Mitte; der Kopf des Scheiks trug schwarzen Bart und einen
farbigen Turban von buntem Onyx; die Araberin trug ein buntes Gewand ebenfalls von
Onyx, zum Theil vergoldet und versehen mit reicher Stickerei, die in Email mit Silber und
Gold bis auf die Fadchen und Goldplattchen der Natur nachgebildet war; ihr Kopftuch war
silbern mit streifig farbigem Email und Silberfransen. Bei einer anderen weiblichen Büste
von antiken Formen war das Fleisch versilbert, das Haar tiefer oxydirt, das Gewand und
das Kopfband, welches das Haar zusammenhielt, vergoldet. Diadem und Halsband aber
reich emaillirt.
Aber auch der Marmor wird bemalt, und vollständig naturalistisch mit wahrem Raf-
tinement Am auEallendsten in dieser Richtung waren die Büsten einer Italienerin und
einer Maureskin von weissem Marmor, das Fleisch im entsprechenden incarnat gehalten,
die Wangen geröthet, die Augen natürlich, did_ Pupillen vertieft, die Iris gesprenkelt,
etwa wie ein künstliches Auge aussieht, die Kleidung weiss, streifig bunt oder sonst ent-
sprechend. Dieser ausseren Darstellung muss auch die plastische entsprechen. Plastische
Ruhe, stille, gemessene Bewegung, Entfaltung von Leidenschaft sind nicht damit zu ver-
einigen. Die Natur nach der einen Richtung ruft auch die andere Seite hervor. So ist
es nicht die Form, worauf es ankommt, sondern das Leben, der Stein ist Fleisch
geworden und das Fleisch ist lebendig. Der Stein athmet Leben mit offenem Munde,
mit geöffneten, leicht gefärbten Nasenflügeln, er athmet Leidenschaft mit zuruckgebogenem
Kopf. Es ist genau dasselbe, was die Kunst des 18. Jahrhunderts, nur mit andern Mitteln,
zu erreichen strebte.
Ob diese Kunst Frankreichs und dieser Geschmack wohl nunmehr nach den Schick-
salen, die Frankreich erlebt hat, einen andern Charakter annehmen wird? ob der bisherige
französische Geschmack, der so ganz mit der Natur des Volkes harmonirte, sich halten
wird gegenüber der Opposition, die sich von allen Seiten erhebt? Das sind Fragen, die
sich sehr natürlich uns aufdrängen. Die Londoner Ausstellung dieses Jahres hat nur ge-
zeigt, dass die französische Kunstindustrie wohl mit ihrer Weise in Schwanken gekommen
ist, aber wir fanden diese Weise doch noch durchaus vorherrschend." Unsere Weltausstel-
lung von 1873 wird uns wahrscheinlich einen grossen Wandel erkennen lassen, und wenn
nicht die französische Industrie, so wird doch der französische Geschmack als solcher in
seiner Herrschaft gebrochen sein.
Uehor lluseali Nr Plastik.
(Aus dem Vortrage des Herrn Prof. Conze, gehalten im Museum am 4. Januar 1872.)
Was man bei Griechen und Römern Museen nannte, was, wenn wir namentlich
i-Kunstssmmlungen- darunter verstehen, dem Begriffe damals etwa entsprach, wurde zum
Eingnnge ganz kurz berührt.
Nur das Zusammenstrßmen von Kunstwerken in Rom zur Zeit der römischen Herr-
schaft wurde als eine auch für die Geschichte der modernen Sammlungen bedeutsame
Thatsache mehr betont. Auf der dadurch nach den mittelalterlichen Jahrhunderten der Ver-
wahrlosung geschatfenen Fruchtbarkeit gleichsam des römischen Bodens an Antiken be-
ruht der von den römischen Sammlungen allen anderen gegenüber lange, selbst während
der Zeiten geringerer Fürsorge Seitens der Päpste, behauptete Vorrang; dadurch war
ferner die Möglichkeit ge eben, auch noch die Mehrzahl der übrigen nach und nach in
und ausser Italien entste enden Sammlungen mit römischen Fundstücken zu versehen.
Ein Ende machte dieser Rolle Roms die Ausbeutung der griechischen Fundstätten vom
Anfange unseres Jahrhunderts an. Unbestritten wie in dieser die Engländer vorangingen
und auch die erfolgreichst thatigen blieben, wurde das Britische Museum wichtiger sogar
als der Vatican und Alles, was sich von Sammlungen, die wir nunmehr die alten Styls
nennen können, der Zusammensetzung nach ihm anschliesst.
Doch immer bleibt unter den gegenwärtigen Sammlungen neben dem Britischen
Museum der Vntican voran; wenn jenes sein eines grosses Hauptwerk, die Parthenon-
Sculpturen, in die Wagschale wirft, so setzt der Vatican eine fast verwirrende Fülle da-