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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 87)

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Gold ausgeführt. Es ist eines der zierlichsten und reichsten Gefässe seiner 
Art. Bei allen diesen Schalen treffen wir die weissgrundirten Bilder also 
mit schwarzgrundirten rothfigurigen zusammen an einem und demselben 
Gefässe. Nun aber kommen daneben auch solche Vasen vor, an denen 
die Technik auf weissem Grunde völlig von den anderen emancipirt ist. 
Das geschieht namentlich an den sogen. Lekythen, den flaschenartigen 
Gefässen mit schlankem Bauch auf kurzem Fuss, dünnem Hals und 
trichterförmigem Ausguss, an dem der eine Henkel befestigt ist. Es ist 
das die gebräuchlichste Vasenform in dieser Technik. Ausser Lekythen 
und Schalen finden sich nur noch einige kleine Salbgefässe und ganz 
ausnahmsweise ein grüsserer Mischkrug mit farbigen Malereien auf weissem 
Grunde. Die Lekythen werden in ihrer bei Weitem grösseren Mehrzahl 
in attischen Gräbern gefunden. Ueberhaupt trifft man weissgrundige 
Vasen ausser Athen und den benachbarten Orten, wie Salamis, Aegina 
(Europa-Vase, oben), Korinth, nur noch auf der Insel Rhodos, in der 
Krim, in Etrurien und etwas häufiger in den Fundorten Unteritaliens 
und Siciliens. Sie sind daher auch in unseren europäischen Museen eine 
grosse Seltenheit, obwohl einige kostbare Stücke iniMünchcn, wie wir 
sahen, dann in Berlin, in den Museen und Privatsammlungen von Paris 
und vornehmlich im britischen Museum vorkommen. Die Sammlungen 
Athens dagegen besitzen sie nach Hunderten. Auf dem Boden von Athen 
wird kaum ein Grab aus der Zeit der attischen Blüthe geöffnet, welches 
nicht mehrere solche weissgrundige Lekythen enthielte. Die Grösse dieser 
Lekythen steigt von einigen Zollen bis gegen 2 Fuss. - Da in unseren 
Sammlungen kein Beispiel vorliegt '), möge die Zeichnung einer bei 
Stackelberg, Tafel 44, abgebildeten attischen Lekythos als Aushilfe 
dienen. Man sieht an Fuss und Ausguss die gewöhnliche, vorhin ge- 
schilderte Technik: rother Thon mit schwarzem Firniss; am Bauch 
dagegen zieht sich die farbige Darstellung auf weissem Grund: herum. 
Die Schulter der Vase schmücken zierliche Palmetten-Ornamente. iln 
diesen Gefässen haben wir also zweifellos eine ganz vorzugsweise attische 
Production vor uns, die durch eine attische Sitte hervorgerufen und 
getragen war. 
'} Seit diese Vorträge (1870, November) gehalten wurden, hal- das Oesterr. Museum 
ein sehr schönes Exemplar der oben geschilderten Gattung aus Athen erworben. Gleich- 
zeitig kamen vier ähnliche, aber minder gut erhaltene anische Lekythen in's Berliner 
Museum. 
(Schluss folgt.)
	        
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