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Gold ausgeführt. Es ist eines der zierlichsten und reichsten Gefässe seiner
Art. Bei allen diesen Schalen treffen wir die weissgrundirten Bilder also
mit schwarzgrundirten rothfigurigen zusammen an einem und demselben
Gefässe. Nun aber kommen daneben auch solche Vasen vor, an denen
die Technik auf weissem Grunde völlig von den anderen emancipirt ist.
Das geschieht namentlich an den sogen. Lekythen, den flaschenartigen
Gefässen mit schlankem Bauch auf kurzem Fuss, dünnem Hals und
trichterförmigem Ausguss, an dem der eine Henkel befestigt ist. Es ist
das die gebräuchlichste Vasenform in dieser Technik. Ausser Lekythen
und Schalen finden sich nur noch einige kleine Salbgefässe und ganz
ausnahmsweise ein grüsserer Mischkrug mit farbigen Malereien auf weissem
Grunde. Die Lekythen werden in ihrer bei Weitem grösseren Mehrzahl
in attischen Gräbern gefunden. Ueberhaupt trifft man weissgrundige
Vasen ausser Athen und den benachbarten Orten, wie Salamis, Aegina
(Europa-Vase, oben), Korinth, nur noch auf der Insel Rhodos, in der
Krim, in Etrurien und etwas häufiger in den Fundorten Unteritaliens
und Siciliens. Sie sind daher auch in unseren europäischen Museen eine
grosse Seltenheit, obwohl einige kostbare Stücke iniMünchcn, wie wir
sahen, dann in Berlin, in den Museen und Privatsammlungen von Paris
und vornehmlich im britischen Museum vorkommen. Die Sammlungen
Athens dagegen besitzen sie nach Hunderten. Auf dem Boden von Athen
wird kaum ein Grab aus der Zeit der attischen Blüthe geöffnet, welches
nicht mehrere solche weissgrundige Lekythen enthielte. Die Grösse dieser
Lekythen steigt von einigen Zollen bis gegen 2 Fuss. - Da in unseren
Sammlungen kein Beispiel vorliegt '), möge die Zeichnung einer bei
Stackelberg, Tafel 44, abgebildeten attischen Lekythos als Aushilfe
dienen. Man sieht an Fuss und Ausguss die gewöhnliche, vorhin ge-
schilderte Technik: rother Thon mit schwarzem Firniss; am Bauch
dagegen zieht sich die farbige Darstellung auf weissem Grund: herum.
Die Schulter der Vase schmücken zierliche Palmetten-Ornamente. iln
diesen Gefässen haben wir also zweifellos eine ganz vorzugsweise attische
Production vor uns, die durch eine attische Sitte hervorgerufen und
getragen war.
'} Seit diese Vorträge (1870, November) gehalten wurden, hal- das Oesterr. Museum
ein sehr schönes Exemplar der oben geschilderten Gattung aus Athen erworben. Gleich-
zeitig kamen vier ähnliche, aber minder gut erhaltene anische Lekythen in's Berliner
Museum.
(Schluss folgt.)