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Inhaltsverzeichnis: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 238)

4.4.1 
Allein alle diese Bestrebungen können nur dann von nachhaltigem 
Erfolge begleitet sein und den Fortschritt dauernd fördern, wenn die 
photographische Anstalt nicht nur in enger Fühlung mit der Praxis und 
den Kunstschulen bleibt, sondern auch die wissenschaftliche 
Seite der Forschung gepflegt wird. 
Die Photographie als chemisch-technische Wissenschaft ist ebenso 
ein Zweig der Chemie, als auch der Physik und Spectralanalyse. S0 hat 
z. B. Prof. Vogel im Jahre i873 die günstige Wirkung von Farbstoffen 
auf Bromsilber spectroskopisch gefunden und eilf Jahre später wurden 
von ihm und dem Verfasser höchst belangreiche Methoden ermittelt, 
Gemälde in correcter Farbenwirkung photographisch auf Bromsilher- 
gelatine zu reproduciren, wozu wieder nur genaue Untersuchungen mit 
dem Spectrum führen. Der Geschäftsphotograph ist gegenwärtig kaum 
mehr im Stande, thatkräftig zur Ermittlung neuer Processe mitzuwirken, 
da es hiezu des Laboratoriums, der Kenntnisse und Mittel des Chemikers 
und Physikers bedarf. Der Praktiker hat selten Zeit und Geld, langwierige 
Versuche durchzuführen. Deshalb ergibt sich das merkwürdige Factum, 
das hier ungescheut ausgesprochen werden soll, dass dis überwiegende 
Mehrzahl der Entdeckungen der Photochemie nicht von Photographen, 
sondern von wissenschaftlich gebildeten Dilettanten, Aerzten, Chemikern, 
welche auf eigene Kosten und mit freiwilliger Belastung ihrer Zeit 
forschten, gemacht wurden. 
Das beste Negativverfahren der Gegenwart zum Beispiel, das Brom- 
silbergelatine-Verfahren, wurde von einem Dilettanten, dem Arzte Dr. 
Maddox in England, entdeckt; der Pyrogallolentwickler hiezu von dem 
englischen Major Russe], der Eisenoxalatentwickler in älterer Form von 
Lea, einem amerikanischen Privatmanne, in neuerer Form vom Verfasser 
angegeben, Die verbreitetsten Bromsilber- und Chlorsilberprocesse stammen 
von dem Capitän Abney, dem Amateur Henderson, dem Verfasser; 
_die Photo-mechanischen Processe wurden durch Poitevin, später durch 
Prof. Husnik ausgebildet. Und so ließen sich noch manche Beispiele 
anführen. 
Unter solchen Umständen wäre die Entwickelung der photogra- 
phischen Methoden fast ein Spiel des Zufalls geworden und die Ent- 
wickelung mancher Processe muss auch heute noch unter obwaltenden 
Umständen dem Zufall anheimgegeben werden. 
Die Nothwendigkeit, der Photographie in Oesterreich, speciell in 
Wien, eine Pßegestätte zu schaffen, wurde schon von verschiedenen Seiten 
maßgebenden Ortes nachgewiesen. _Die Photographische Gesellschaft hat 
seit dem Jahre 1880 wiederholt durch ihren Vorstand Regierungsrath 
Dr. E. Hornig um die Errichtung einer Versuchsanstalt nachgesucht 
und sogar ihre Mitwirkung mit namhaften Geldmitteln zugesagt, des- 
gleichen hatte 1883 der n. ö. Gewerbeverein petitionirt und war von 
Seite der k. k. Staatsgewerbeschule der Bau eines Ateliers an dem Unter-
	        
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