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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 7)

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Und nun kann noch das zweimalige Brennen erspart werden, indem 
Deck die Glasur gleich auf das Rohgeschirr durch Zerstäuber aufsprengt 
und alles zusammen, Masse und Glasur dann in einem Brande fertig 
gestellt wird - eine bedeutende Kostenersparniss! 
Dass auch Sevres für solche Kolossalstücke die Kosten mit in Be- 
rücksichtigung nimmt, erscheint wohl nicht verwunderlich, wenn man 
erfährt, dass die Ausformung allein bei mancher großen Vase nach dem 
Gießverfahren in Sevres bis 10.000 Frcs. gekostet hat. 
Noch in einer Richtung hat Sevres der Porzellankunst neue Bahnen 
geschaffen. Die alte Päte tendre, die seit 1804 unter Brogniart der Un- 
sicherheit der Fabrication halber aufgelassen worden war, ist wieder neu 
erstanden, durch die Forschungen von Lauth und Dutailly so umgestaltet 
und auf so sichere Basis gestellt, dass jetzt in Sevres selbst die größten 
Stücke daraus hergestellt werden können. 
Die engen Grenzen einer Vorlesung gestatten mir nicht mehr, das 
Wesen dieser Neuerung darzulegen. Es muss mir genügen, wenn es 
mit gelungen sein sollte, mit der flüchtigen Skizze über Sevres und 
seine Errungenschaften dargethan zu haben, welche vielfältigen, neuen, 
glänzenden Bahnen die Porzellankunst dem französischen Kunstinstitute 
verdankt. 
Ich bedauere, dass ich nicht in der Lage war, diese Schilderungen 
mit glänzenderen, kostbareren Beispielen, als den hier vorgefllhrten Ob- 
jecten unserer Sammlung zu illustriren, bedauere auch, dass ein ungün- 
stiges Moment, die künstliche Beleuchtung, die Schönheit manches, sonst 
ganz prächtigen Schaustlickes hier beeinträchtigt, indem es die Farben 
abstumpft, tödtet. 
Auch dies Moment hat Sevres nicht außer Acht gelassen. Aus dem 
reichen Schatze seiner Decorationsmittel kann es wählen und schafft nun 
mit Auswahl jener Farben, die in Gas- oder Lampenlicht ihre Brillanz 
behalten, geradezu Kunstporzellane für den Abend. 
Bei der großen Rolle, welche das künstliche Licht im Salon spielt, 
in den langen Abendstunden, wo der Salon gerade seine Hauptfunctionen 
zu erfüllen hat, sind diese durch Beck's Anregung aufgegritfenen Be- 
strebungen von Sevres nicht zu unterschätzen, und erklärlich erscheint 
das allgemeine Entzücken, das die Abendausstellungen von Sevres in 
Paris und auf der Amsterdamer Ausstellung erregten. 
So lehrt und führt Sevres in allen Richtungen des Fortschrittes. 
Das Porzellan ist heute aus seinen engen Grenzen, aus seiner starren 
Sonderstellung heraus; mächtig Huthet es in die anderen Gebiete der 
Keramkunst hinüber, eignet sich ihre Decormethoden, ihre EEecte an, 
durch _den charakteristischen Reiz und Vorzug seines Materials dabei 
immer den höchsten Rang unter den keramischen Producten behauptend.
	        
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