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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 4)

wird, gestreifte oder sonst kleinlich "verzierte Sammtstotfe aufkommen, 
bis auf einmal die Moden der französischen Revolution all" dieser Herr- 
lichkeit des ancien regime ein rasches Ende bereiten. Zu dieser ge- 
blümteo Pracht haben wir uns die kleine Puderperücke, den seidenen 
Haarbeutel oder den steifen Zopf hinzuzudenken, sodann helle seidene 
Strümpfe und Schnallenschuhe. 
Unter der Revolution verliert sich all' die tändelnde Zierlicbkeit der 
Herren, Puder und Zopf räumen der krausen Titusfrisur den Platz ein. 
Die Frackröcke der Herren werden einfarbig, dunkel und trübe, höchstens 
gestreift, die Strümpfe verschwinden unter den langen Pantalons ,und 
schon tritt der Stiefel wieder in den Salon. Ein theils militärischer, theils 
bürgerlicher Zuschnitt beherrscht unter dem Empire, nach den Auswüchsen 
der lncroyables, die Moden in der Männerkleidung. ln Saal Vlll sehen 
wir verschiedene Beispiele derselben, einfache, lange Röcke, bei denen 
man bemerken wird, dass der Kragen schon hoch in den Nacken empor- 
gewachsen ist. 
Auch die Frauenkleidung dieser Epoche ist noch charakteristisch 
vertreten. Kurz vor dem Beginn der französischen Revolution herrschte 
noch die Schnlirbrust; der antikisirende Geschmack der Revolutions. 
damen legte sie ab und nahm die ohne Hinderniss schlicht herabfallende 
Kleidung nach griechischer Art an, wobei denn die Taille, da sie doch 
einmal zur modernen Kleidung gehörte, so hoch wie irgend möglich 
unter die Brust emporrückte. Von dieser Mode, etwa um das Jahr 1800, 
sind noch mehrere Kleider in unserer Ausstellung vorhanden, schlicht, ein- 
fach, zum Theil elegant nach ihrer Art. 
Es sind aber auch die letzten Beispiele der Zeit nach in unserer 
historischen Abtheilung. Wir wollten herwärts über die Epoche des 
Empire nicht hinausgehen, theils weil wir unseren eigenen Moden zu 
nahe kommen, theils weil Formen und StuBe des 19. Jahrhunderts gar 
zu wenig künstlerisches Interesse bieten. Auf dieses aber war es bei 
unserer Ausstellung in erster Linie abgesehen, und zum zweiten auf die 
Erweiterung costümgeschichtlicher und ethnographischer Kenntnisse und 
Vorstellungen. In beiden Beziehungen wünschen und hoffen wir, dass die 
Ausstellung ihren'_Zweck erfülle, trotz der durch Raum und Mittel und 
mangelnde Erhaltung gebotenen Beschränkung und Unvollständigkeit. 
Sollte aber gar die Wiener Mode, welche sich ja heute selbständig zu 
machen trachtet, aus ihr neue Motive schöpfen, so wäre noch ein anderer, 
kaum beabsichtigter Zweck erfüllt. An Anregung, an schönen Beispielen 
in Form und Farbe fehlt es nicht, doch möchte ich für die Auswahl 
Kritik und Geschmack empfehlen und an manches Costüm eine War- 
nungstafel setzen, denn menschliche Thorheit und menschliche Eitelkeit 
haben auf diesem Gebiete der Cultur nur allzusehr und allzuoft mitgespielt.
	        
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