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wo auch die dekorativen Ränder fast genau so vorkommen. Wenn man
sich aber einen Augenblick an französische Arbeiten, besonders an
französische Netzarbeiten, erinnert fühlt, so sei hier darauf hingewiesen, daß
damals eben die italienischen Formen in Frankreich einströmten und daß
auch das oben genannte Werk des in Venedig tätigen Vinciolo der franzö-
sischen Königin gewidmet und in französischer Sprache erschienen ist. Leider
sind wir über die Entwicklung der Weberei seit dem XVLjahrhundert heute
eigentlich noch weniger unterrichtet als über die der vorhergehenden Zeiten.
Neuerwerbung der Textilsammlung des Österreichischen Museums. Renaissancesamr. grüner Flor
mit genoppten Rändern auf glattem gelben Grunde (Breite 56 bis 57 Zentimeter)
Oder wollen uns die älteren Zeiten, um ein Wort Macaulays abzuwandeln,
nur deshalb klarer erscheinen, weil wir weniger Hilfsmittel haben, uns von der
Unzulänglichkeit unserer Anschauungen zu überzeugen? jedenfalls wird es
nötig sein, auch diese späteren Perioden in ähnlich umfassender und gründ-
licher Weise neu durchzuarbeiten, wie es Falke vor kurzem für die frühen
Perioden getan hat. Einstweilen wird die Veröffentlichung bemerkenswerten
Materiales eine der wichtigsten Vorarbeiten dazu sein.
Die außerordentliche technische Vervollkommnung, welche dieWeberei
in späterer Zeit besonders auf französischem Boden erlangt hat, zeigt uns
dann ein Gewebe, von dem auf Seite 482 ein Teil dargestellt ist. Die unge-
wöhnlich reichen und zarten Farben, die neben den bandartigen Formen
aus schwarzer Chenille verteilt sind, haben heute an der Vorderseite aller-