für die türkische Armee dem Orientalischen Museum bekannt "gegeben werden Iund wir
uns, um die Betheiligung an solchen Lieferungen unseren Industriellen zu erleichtern,
in Vden Besitz einer Sammlung von jenen Gegenständen der Heeresausrustung gesetzt
haben, welche die Türkei aus fremden Ländern importirt.
Als eine Pflicht des Directoriurns muss es bezeichnet werden, dass selbes die Re-
gierung aufmerkssm mache auf Uebelstande und Hindernisse, die dem Handel mit dem
Oriente entgegentreten, so wie es auch der Direetion zukommt, praktische Vorschlage im
Interesse unseres Handels und unserer Industrie an massgebender Stelle zu unterbreiten.
Ebenso scheint uns ein oifenes, freimüthiges Beurtheilen unserer commerciellen und in-
dustriellen Verhältnisse geboten. Ein Wirken in dieser Richtung wird gewiss Anerkennung
finden bei einer Regierung, die, wie die unsrige, von der ernstesten Absicht beseelt ist,
der Bedeutung unserer Handelsverbindungen mit dem Oriente Rechnung zu tragen. Durch
sie sind uns die Begünstigungen des Weltpostvertrages zu Theil geworden, der mit dem
t. Juli d. J. ins Leben getreten und durch welchen das zuerst von England aufgestellte
Princip der niedrigstenffarife auf die fernsten Länder des Ostens ausgedehnt wurde.
Die Leitung unserer Anstalt wird es gewiss an Fleiss und Initiative nicht fehlen
lassen und Alles aufbieten, um gerechten Anforderungen zu genügen. Das eine Hinderniss
aber, das sich einer günstigen Entwicklung unserer Industrie und unseres Handels seit
jeher entgegengestellt, müssen die zunächst Betheiligten selbst überwinden, es heisst -
lnditferentismus! Man ruft nach Hilfe von der Regierung, vom Reichstage, von den Land-
tagen; man lege aber nicht die Hände in den Schouss, man ermanne sich zur Thatkraft,
ohne welche jede Hilfe im Sande verrinnt.
Entsprechen die Resultate, die wir im ersten Halbjshre erzielt, nicht völlig unseren
Erwartungen, so darf uns dies nicht entmuthigen. Erging es doch einem andern hiesigen
Institute, ich meine dem Museum für Kunst und Industrie, dem ich seit seiner Begrün-
dung anzugehbren mir zur besonderen Ehre anrechne, während der ersten Zeit seines
Bestandes auch nicht besser. In wenigen Jahren aber hat diese Anstalt eine ehrenvolle
Stellung, einen europäischen Namen erlangt, und heute zählt sie zu jenen Schöpfungen,
auf die jeder Oesterreicher mit Stolz verweisen kann. Hoffen wir, dass die bescheidenen
Anfange des Orientalischen Museums auch den Keim einer grossen Zukunft in sich bergen
und dass dieses Institut seine hohe Mission für Handel und Gewerbe eben so glücklich
erfülle, wie die ältere Schwesteranstalt ihre Aufgabe für die heimische Kunstindustrie
gelöst hat!
KLEINE-IRE MITTHEILUNGEN.
(Ernennungen) Se. kais. Hoheit der durchlauchtigste Erzherzog-
Protector hat den Correspondenten des Museums, Prof. Alexander Bauer,
zum Curator, und den Architekten Schmoranz zum Correspondenten
dieses Institutes ernannt. - Herr Kammerrath Max Mauthner ist als
Vertreter der n. ö. Handels- und Gewerbekammer im Aufsichtsrathe der
Kunstgewerbeschule des Museums bestätigt worden.
(Die Weihnaohts- Ausstellung) als solche wird laut ursprüng-
licher Bestimmung am 6. Januar 1876 geschlossen. Es ist jedoch den
Ausstellern gestattet, die ausgestellten Gegenstände bis Ende Januar an
ihrem Platze zu lassen; bis so lange bleibt auch der Saal Nr. VI dem
Publicum geötfnet. Mit Anfang Februar müssen sämmtliche Gegenstände
der Weihnachts-Ausstellung abgeholt werden, um einer Special-Ausstellung
von Spitzen, welche für die Monate März und April projectirt ist, Platz
zu machen.
(Vorlesungen) Herr Reg-Rath Exner war verhindert, den für
Donnerstag den 30. December angekündigten Vortrag: vTechnologisches
aus Japan", zu halten. - Am 13. Januar wird anstatt des Herrn Prof.
v. Lützow Herr Hofrath v. Eitelberger sprechen, und zwar über das
"Wiener Genrebild vor 1848".
(Besuch des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
December von 23.414, die Bibliothek von 985 Personen besucht.