Besitz der Resultate der Forschungen der beiden Herren Crowe und Cavalcaselle zu
setzen. Da ausserdem noch die Specialforschung der neueren Zeit sich mit besonderer
Vorliebe der italienischen Malerei zugewendet hat, so muss man es dem Prof. Dr. Lublte
Dank wissen, dass er in seinem Werke dem gebildeten Kunstfreunde gewissermassen die
Resultate der Specialforschung zugänglich gemacht hat. Es steckt ein grosses Stück Arbeit
in dem Werke, das sich so leicht und angenehm liest. Die Verlagsbuchhandlung hat das
Buch in glänzender Weise ausgestattet; jeder Kunstfreund wird dasselbe mit hoher Be-
friedigung zur Hand nehmen. - Woltmann's Werk umfasst das ganze Gebiet der
Malerei. Es hat für den Forscher einen ganz speciellen Werth, indem der Verfasser dem
Studium der Miniaturen seine besondere Aufmerksamkeit zugewendet hat und diese
schwer zugängliche Quelle der Kunststudien zur Beurtheilung der dunkelsten Partien der
Malerei, speciell der deutschen, in glänzender Weise verwerthet. Wir können nur wün-
schen, dass es Prof. Woltmann, der aus Gesundheitsrücksichten in Italien weilt, vergönnt
sein möge, das Werk bald weiter zu führen und zu vollenden. Das reich illustrirte Buch
empfiehlt sich von selbst der Aufmerksamkeit aller Forscher und Kunatfreunde.
C. Robert: Thanatos. Neununddreissigstes Programm zum Winckelmann-
feste der archäologischen Gesellschaft zu Berlin. Mit drei Tafeln und
vier Holzschnitten. Berlin, G. Reimer, 1879.
In der Abhandlung r-Wie die Alten den Tod gebildeh, schrieb Lessing das stolze
Wort: nDer Alterthumskundige sieht auch mit seinen Gedanken-w. Wer Robert's vor-
liegende Schrift liest und ihre vortreGlichen Tafeln betrachtet, muss bekennen, dass
Lessing, der seine Ansicht nur durch römische Monumente belegen konnte, das sagen
durfte. Er hat wirklich mit seinen Gedanken gesehen. Die herrlichsten Gebilde grie-
chischer Kunst, auf Lekythen und einer scul irten Saule, werden hier als Bilder jener
finsteren Gottheit erklart. Wie Tod und Schlaf iene lieblichen attischen Madclien und
Epheben begraben, mögen auch moderne Künltler, welche in Grabdenkmalern nicht immer
glücklich sind, anzusehen nicht verschmahen. Höchst erfreulich ist die geistreiche Er-
klärung der berühmten Ephesischen Sdulentrommel als Rückführung des Alltestis. Der
vornehme Ton des Autors und sein weiter Blick verrathen den Schüler Brunn's.
The Art of Bookbinding by Jos. W. Zähnsdorf. London, Bell 81 Sons,
1880. 8.
Der Chef eines der ersten Buchbindergeschafte, nicht allein Englands, sondern der
ganzen Welt, gibt in 23 Abschnitten vollständige und leicht fassliche Anleitung zum Ein-
inden von dem Falten des Druckbo ens an bis zur Ornamentation der Decken und Rücken.
Voraus geht eine ganz kurze geschichtliche Einleitung und den Beschluss machen Vor-
schriften für den Schutz und die Reinigung von Büchern u. dgl. m. und ein sehr schatzens-
werthes erlautemdes Verzeichniss der technischen Ausdrücke. lllustrirt ist der Text mit
zahlreichen, theils durch Lichtdruck, theils durch Holzschnitt hergestellten Abbildungen
von ganzen Einbinden oder Ornamenten der verschiedenen Stilrichtungen, Maschinen
u. a. rn. War es auch nur des Verfassers Absicht, den Bücherfreunden genauere Einsicht
in Wesen und Bedeutung seiner Kunst zu verschaifen und damit zugleich die Werth-
schätzung wirklich guter Bande zu ermöglichen (denn: uGute Arbeit kann nicht wohlfeil
seinu, sagt das Vorwort), so hat das Werk zugleich einen historischen Werth, indem es
den heutigen Standpunkt der englischen Buchbinderei darlegt.
e
(Jahrbuch der Königlich Preussischen Kunstsammlungen.) Diese vom
königl. preuss. Coitus-Ministerium ausgehende Publication bringt in einem ersten amt-.
liehen Theile Uebersichten über die Erwerbungen und die verwaltende Thatigkeit der
einzelnen Staatssammlungen. Daran schliesst sich ein zweiter, kunstgeschichtlichen Studien
und Forschungen gewidmeter Theil, dessen Herausgabe die Herren Dr. W. Bode,
Dr. R. Dohme, Dr. H. Grimm, Dr. M. Jordan, Dr. Fr. Lippmann übernommen
haben. Das Jahrbuch erscheint bei Weidmann in Berlin vierteljährlich im Umfange von
mindestens 5 Bogen Folio, auf geschöpftem Papier, mit Text-Illustrationen und durch-
schnittlich 2 Tafeln.
Das eben ausgegebene erste Heft enthält im amtlichen Theil: Bewegung innerhalb
der einzelnen Abtheilungen der staatlichen Kunstsammlungen im Laufe des Halbjahres
vom l. April bis t. October 1879, und unter den nStudien und Forschungen: die Abhand-
lungen: Die italienischen Schaumünzen des 15. Jahrhunderts von Julius Friedlander.
- Neue Erwerbungen des Königl. Kupferstichcabinets. l. Altitalienischer Kupferstich:
Weibliches Bildniss im Profil nach links. Von Fr. Lippmann. - Die Sarkophage der
Sacristei von San Lorenzo. Von H. Grimm. - Dürer's Brief an Krass, Autograph im
Künigl. Kuplerstichcabinet. Von Fr. Lippmann. Mit dem Facsimile der Handschrift.