Es muss anderen Fachblättern überlassen bleiben, die Ausstellung sozu-
sagen wissenschaftlich zu analysiren. Wir beschränken uns darauf hinzu-
weisen, dass die Leistungen von etwa x20 Buchdruckereien Wiens während
der abgelaufenen vier Jahrhunderte in fast durchgehends schönen Exem-
plaren vertreten sind, interessant und lehrreich, ja lehrreicher, als andere
Ausstellungen zu sein pflegen. Denn was sollte uns über das alltägliche und
geistige Leben der vergangenen Geschlechter besseren Aufschluss geben,
als deren Bücher, und die Art und Weise, wie diese Schatzkästlein des
Wissens von ihren Besitzern auch in Ausstattung und äußerer Form mehr
oder minder werthgehalten wurden.
Den Anfang machen 5 Bücher vom Jahre i482 als Drucke eines
Meisters, für den uns Name und jede weitere Kunde fehlt. Dann kommt
aber gleich Winterburgefs stattlicher Verlag, vorwiegend geistlichen
Inhaltes, verschiedene Missale und Choralbücher, das Wiener Heiligthum-
buch, Simon de Quercu's Optrsculum Musices, eines der ältesten Musik-
werke Deutschlands, Peurbach's Tabulae eclypsium und des Conrad Celtes
Episodia sodalitatis litterarie Danubianae, die uns mit den ersten Mit-
gliedern der wgelehrten Donaugesellschaftu, eines ll-lumanistenkreises, be-
kannt macht] Vietor _und Singriener stehen ganz auf derselben
Höhe der Kunst, wie die gleichzeitigen Buchdrucker Deutschlands. Die
Illustrationen in ihren und in Hofhalter's Büchern schließen sich fast
selbstverständlich den neueren Strömungen des Styles an; sie tragen be-
reits den Charakter der deutschen Renaissance, jener eigenartigen Um-
bildung der italienischen Formen, wie sie uns schon auf einzelnen Holz-
schnitten Dürer's, vor Allem aber bei H. Holbein's Kunstweise begegnet.
In den Einzelblättern und Buchillustrationen macht sich in Deutschland
der Umschwung von der mittelalterlichen Kunst zu jener der neueren Zeit
zuerst geltend, im Gegensatze zu Italien. Aus Hofhaltefs Verlag sei
noch hingewiesen auf die mit prächtigen Holzschnitten gezierten Memoiren
Herbersteims, auf des Ranzanus musterhaft gedruckte Epitome Rerum
Ungaricarurn, Francolin's Turnierbuch mit Radirungen Lautensack's und
eines unbekannten Monogrammisten, auf Weidnefs Sermon an die Prager
Juden von 156i mit einem Holzschnitte von Donat Hübschmann, der
wieder auffallend Cranach'schen Charakter zeigt, und schließlich auf den
prachtvollen und außerordentlich seltenen Hymnus an Kaiser Maximilian lI.
Dazu aus Vietofs Officin der _Golddruck des Logus und Tabellendruck
des Tannstetter; aus jener der Singriener der H. Judenkunig von
1523 mit der Unterweisung für Geigen- und Lautenspiel und SchmeltzYs
Lobspruch der Stadt Wien; aus Aquil'a's Druckerei HirschvogePs he-
rlihmte Concordanz; aus M. Zimmermanns Ofticin des Widmannstetter
syrisches Testament und des Lazius Chorographie mit dessen eigen-
händigen Radirungen, und vollends die wgründtliche Beschreibung des
Einzugs Maximilian Il. in Wien 1563, in Stainhofefs Werkstatt ge-
druckte, mit einer vortrefflichen Gesammtansicht von Wien und Urn-
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