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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 213)

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deckel festhaften, finden wir in dem bekannten Werke von I-Iefner- 
Alteneck: Kunstwerke, Geräthschaften etc. abgebildet. Ein spät-mittel- 
alterlicher Wappenhalter, ein fein modellirter Gewandengel mit dem 
Wappen der Carrara führt uns zu jener Periode der Kunstgesgeschichte, 
in welcher Gothik und Renaissance in ihrer Wechselwirkung ein ähnliches 
Schauspiel darbieten wie zwei Wellensysteme, die mit einander inter- 
feriren, oder wie zwei ungleich mächtige Flüsse, die sich vereinigen. Zuerst 
unterscheidet man noch eine Strecke weit die Farbe und Strömung des 
Nebenflusses, dann verschwindet scheinbar jede Spur des beigemischten 
Elementes. Diese Periode ist in der Ausstellung reich illustrirt, besonders 
durch eine Suite von getriebenen Schüsseln mit allen Kennzeichen der 
absterbenden Gothik. (Vergl. Nr. 6x2 bis 6:9.) Die genannten Producte 
des Kunsthandwerkes mögen in einzelnen Fällen bis in die Mitte des 
XVI. Jahrhunderts hineinreichen. Die neue Kunstweise, im gegebenen 
Falle die Renaissance, die als mächtiger Strom von Italien aus schon 
gegen Ende des XV. Jahrhunderts alle Lande überschwernmte, vermochte 
eben nicht allsogleich sich an Stelle des eingebürgerten alten Styles 
zu setzen. 
An Gegenständen der zum Siege durchgedrungenen Renaissance ist 
auf der historischen Bronze-Ausstellung kein Mangel. Viel schöne Güsse 
aus aller Herren Länder haben sich da ein Stelldichein gegeben. Italien 
aber dominirt, und das gewiß nicht zum Nachtheile der Ausstellung. 
Kaum dürfte es nöthig sein, unsere Leser auf die Beachtung der 
Gegenstände dieser Kunstperiode hinzuweisen. Ganz von selbst fühlt sich 
Jedermann zu den Figuren und Geräthen jener Zeit hingezogen. Zudem 
ist ein Hauptvertreter der Renaissance auf der Ausstellung für jeden 
Besucher sehr augenfällig. Ich meine den in der Mitte des Säulenhofes 
postirten großen nWenzels-Leuchteru aus dem Prager Dome, einen Nürn- 
berger Guß um r532. Eine lateinische Rundschrift am Sockel besagt, 
dass die Bruderschaft der Brauer zu Prag (Altstadt) den Candelaber in 
jenem Jahre dem Dome geweiht habe zum Andenken an die Errettung 
aus Feindesnoth. Zwei stylisirte Löwen an dem Sockel halten das Wappen 
der Prager Brauer, ein dritter das der Altstadt. Die halb lebensgroße 
Figur des heiligen Wenzel, welche auf dem Sockel steht ist von einem 
dreitheiligen Baldachin bedeckt; dieser erst trägt den eigentlichen Leuchter. 
Der Stylcharakter weist auf Peter Vischers Werkstätte. 
Deutscher Provenienz dürften auch die drei charaktervollen Figuren 
sein, welche aus der silbernen Capelle der Hofburg in Innsbruck zur 
Ausstellung gesendet worden sind. Schönherr hält sie für Güsse aus 
Godels Werkstätte. 
Vieles wäre zu sagen von einem ganzen Schrank voll Gefäße und 
Geräthe aus der Zeit der Renaissance, von dem EinHusse der Antike, der 
sich hier allenthalben zeigt, von der Entwicklungsgeschichte einzelner 
Ornamentmotive und vielem Anderen. Bezüglich des Einflusses der Antike
	        
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