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Frisch gefälltes, gut gewaschenes und getrocknetes Kupferoxydhydrat
und ebenso behandeltes normales kohlensaures Kupferoxyd wurden fein
gepulvert, in Wasser aufgeschlemmt und mit Natriumamalgam versetzt.
Nach wenigen Tagen hatte der sich entwickelnde Wasserstoff eine thei1-
weise Oxydulbildung (Kupferoxydulbildung) veranlasst, die mit einer rasch
vorschreitenden Schwarzfärbung verbunden war.
Das Hydrat (Hydroxyd) hatte offenbar Wasser, das Carbonat unter
gleichzeitiger Oxydulbildung Kohlensäure abgespalten.
Entsprechende Gegenversuche, die gleichzeitig unter ganz gleichen
Umständen mit denselben Rohstoffen vorgenommen wurden und bei
denen blos Aetznatron (Natriumhydroxyd) und Quecksilber angewendet
wurden, hatten negative Resultate ergeben. Außer einer unbedeutenden,
durch die Bildung basischer Verbindungen bedingten schwachen Farben-
veränderung war keine auffallende Erscheinung wahrnehmbar.
Es ist sehr möglich, dass die reducirende Wirkung von in Zersetzung
befindlichen organischen Stoffen auf der schon gebildeten Patinaschicht
von Monumenten, unter dem Schutze einer mehr oder weniger dicken
Lage von Schmutz oder Staub in ähnlicher Weise zersetzend wirkt, wie
dies bei dem beschriebenen Laboratoriumsversuche beobachtet wurde, was
die Schwarzfärbung und Bildung einer schwarzen Oxydschicht an solchen
Erzflächen erklären würde, die entweder durch Rauhigkeit der Oberfläche
in hohem Masse dem Anhaften fremder Körper unterworfen sind oder
die bei glatter Oberfläche, durch örtliche oder zufällige Umstände den-
selben Einflüssen unterliegen.
Die '1'_hatsache, dass organische Stoffe, also kohlenstoifhaltige Sub-
stanzen, in der die Patina bildenden festen Kruste an Erzmonumenten
überhaupt vorkommen, ist zweifellos. Schule?) hat dies für die Patina
nachgewiesen, welche an Bruchstücken von Bronzeringen enthalten war,
die von der prähistorischen Veste Grad bei St. Michael (unweit Adelsberg)
in Steiermark stammen, und Arche und Hassaclt") fanden organische
Substanzen in der Patina hinterindischer Ceremonientrommeln aus der
Sammlung des Grafen H. Wilczek in Wien. Allerdings handelte es sich
in diesen speciellen Fällen nicht um solche organische Stoffe, die in Zer-
setzung begriffen waren oder durch reducirende Wirkung nachtheilig auf-
traten, aber die Gegenwart solcher Substanzen spricht immerhin für die
Möglichkeit des Eintrittes reducirender Processe.
(Schluss folgt.) '
') Dinglex-"s polyl. Journal, l879. Bd. 232, pag. 333.
") lbid. 1884, Bd. 253, pag. 5x4.