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nlssen Wiens mit Berlin, Paris und London aufgestellt und die Unguult des Wiener
Klitna's in den großen Extremen der mittleren Winter- und Somrnertemperaturen nach-
gewiesen. Unsere außerordentlich solide Wiener Bauart hat zum Theil auch darin ihre
Begründung. - Den mittleren Breiten, sonnigen Gegenden mit starken Regengüesen
gehören auch die Arkaden, die überbauten Trottoirs, die am Apennin ihre südliche, in
unseren mährischen und böhmischen Städten ihre nördliche Grenze haben. Bei uns sind
sie jedoch nur noch auf der der Sonne zugekehrten Straßenseite zweckmäßig (Wiener
Neustadt).
Je mehr wir uns den nördlichen Breiten nähern, um so großer werden die Fensterl
ölfnungen, um das sparlichere Licht ungehindert ins Innere einströmen zu lassen. (Das
Verhaltniss der Lichtintensitat des Himmels zwischen Athen und Hamburg ist beilaulig
3 : z, und 'wird durch die häufigere Trübung durch Wolken und Nebel in den nord-
lichen Landern noch ungünstiger}. Die großen Fenster werden zur Erleichterung der
Manipulation durch steinerne, zierlich gegliederte Fensterkreuze getheilt. Die gothischen
Fensterformen gründen sich auf diese durch das Klima bedingte Auflösung der Wand-
iiachen und die Eliminirung überflüssiger Einrahmungen. Sie tinden darum mit berech-
tigter Vorliebe an der englischen Villa ihre Verwendung, wo vielfach gekuppelte, erlter-
artig vorspringende Fenster, die bis zur Decke hinaufreichen, dem Lichte die denkbar
grüßte Einfallsilache darbieten. Das außerordentlich milde Klima Englands erlaubt auch
eine solche leichte Bauart. - So bietet das Klima jedes Landes besondere Eigenarten
für die Bauweise, es muss daher die Uebertragung fremder Wohnhausmotive auf andere
Gegenden immer mit großer Vorsicht und Bedachtnahme auf die veränderten klimati-
schen Verhältnisse vor sich gehen.
Literatur- Bericht.
Dictionnaire de Pameublement et de la decoration depuis le Xllle siecle
jusqtfä nos jours. Par Henry Havard. I" vul. Paris, Quantin, 1887.
Fol. VII, to86 S. Frcs. 55.
Ein Buch, wie es hier Henry Havard, der den Kunstfreunden schon so manche
werthvolle Gabe geliefert hat, in diesem Wörterbuch der Hausausstattung und der
decorativen Künste bietet, durfte in deutscher Sprache eine Unmöglichkeit sein. Wir
zweifeln, ob sich der Verleger gefunden, der es unternommen. und das Publicum. das
es zahlend gemacht hätte. Das Werk. dessen erster Band. nur die Buchstaben A bis C
umfassend, als stattlicher Quartband vor uns liegt, enthält 1086 zweispaltige enggedruckte
Seiten; drei andere Bande sollen folgen, welche insgesammt an lllustrationsmaterial
156 Tafeln und mehr als 2500 Abbildungen im Text bringen werden. Die Tafeln sind
schwarz und farbig ausgeführt, theils in Tondruck, theils in vollständigem Farbendruck
Dass die einen wie die anderenfein und vollendet ausgeführt sind, ist bei dem Verfasser
wie bei dem Verleger (Maison Quantin) kaum noch nothig zu sagen. Es ist wichtig bei
einem solchen Werk, das dem Kunstfreund zum täglichen Nachschlagebuch zu dienen
hat, dass es rasch vollendet werde; die alphabetische Eintheilung bringt es mit sich.
dass man bei ähnlichen Gegenständen und synonymen Ausdrücken zuweilen an meh-
reren Stellen zugleich zu suchen hat. Es ist daher im hochsten Grade erfreulich,
dass der Verfasser die rasche Vollendung des Werkes in Aussicht stellt. Schon befindet
sich der zweite Band druckfertig in den Handen des Verlegers (wenn nicht schon
gedruckt), und der dritte und vierte Band bedurfen nur noch der Durchsicht und der
Ergänzung. Man denkt im Gegensatz mit Bedauern an unser großes deutsches Künstler-
lexikon, dessen beide erste Buchstaben schon über zwanzig Jahre erfordert haben und
das. wenn es in gleichem Maße fortschreitet, in zweihundert Jahren die Vollendung
sehen wird. - Der Inhalt beginnt, zeitlich betrachtet. mit dem dreizehnten oder dem
Ende des dreizehnten Jahrhunderts, als der Zeit. wo sich in Frankreich zuerst franzo-
siache Art in der Kunst entwickelt, wenn sich auch nicht von einem nationalen fran-
zösischen Stil reden lasst. Da Frankreich und französische Kunst durchaus im Buche
herrschen, so ist es nur folgerichtig, den Gegenstand bis zum neunzehnten Jahrhundert
herabzuführen, da die Kunst in Frankreich nie franzosischer war als im siebzehnten
und achtzehnten Jahrhundert. Manche Artikel - nach ihrer Bedeutung - sind kurz
gefasst. andere wachsen zu ganzen Abhandlungen heran, bei denen das culturgeschtcht-
liche Element vorragend neben dem künstlerischen zur Geltung gekommen ist. Als
Beispiele mögen dienen die Artikel: Argenterie. Appartement. Cabinet, Chambre u. s. w.
Fur diese culturgeschichtliche Seite der Darstellung ist allemal die gleichzeitige Literatur