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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 8)

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werden muss, was die Kunst des Gravirens je zu leisten vermochte. Gehoren die Bild- 
nisse auf den Platten jener Periode meist Kirchenfürsten an, welche in vollem Ornate, 
mit Krummstab, lnful, Tiara und Buch erscheinen, so haben wir hier weniger Portrate 
als biblische Darstellungen: Die Kreuzigung, Maria mit dem Kinde, Simson, oder die 
Darstellung des Todes u. a. m. 
Es fehlt uns leider an Raum, auf Einzelheiten näher einzugehen, nur so viel sei 
bemerkt, dass die älteste Platte aus dem Jahre 123i stammt, dem Bischof lso gewidmet 
ist und sich in S. Andreas zu Verden befindet, während die jüngste wohl dem Jahre 1600 
angehört, die Kreuzigung zum Gegenstande hat und von der Kirche St. Gertrude in 
Nivelles bei Waterloo herrührt. 
Creeny hat sich, wie man sieht, auf die dem Continente zugehörigen Werke be- 
schränkt, wenn bei solcher Arbeit von Beschränkung Oberhaupt die Rede sein kann. 
Wir hoffen indess, dass der unermüdliche Forscher bald Gelegenheit und Muße finden 
möge, auch die Schätze seines Vaterlandes zu heben, um wenigstens die bedeutendsten 
gravirten Grabplatten Englands (Creeny nennt die Gesammtzahl von 4000) in ähnlicher 
Weise zu publiciren. 
Erwähnen wollen wir noch, dass der Verfasser, weit davon entfernt, in trockener 
schablonenhafter Weise die Tafeln zu erläutern, vielmehr über einen glänzenden Styl 
und jene liebenswürdige Ausdrucksweise verfügt, welche mit Vortheil an die Schule der 
zltenglischen Humoriaten erinnert. 
Das vorliegende Werk ist leider nicht im Buchhandel erschienen, sondern nur 
vom Autor direct zu beziehen. Dies auch der Grund, weshalb die Bibliothek des Oesterr. 
Museums erst jetzt und nur zufällig in seinen Besitz gelan te und wir so spät in die 
Lage kommen, weitere Kreise auf die seltene Publication'au merksam zu machen. 
Die Photolithographien, welche aus der Anstalt von W. Griggs in London hervor- 
gegangen sind, gehoren zum Besten, was die graphische Kunst ie geleistet hat. E. L. 
11: 
Le Tresor de Treves par. Leon Palustre et X. Barbier de Mon- 
tault. Paris, A. Picard. Hoch 4", VIII u. 60 S. 
Diese Publication gibt sich als erster Jahrgang eines neuen, unter der Redaction 
von L. Palustre erscheinenden periodischen Unternehmens, welches in dem Titel 1Me'- 
langes d'Art et d'Archeologie- eine gewisse Anknüpfung an die nMelanges dhärcheologie, 
d'histoire et de litterature- von Cahier und Martin zu suchen scheint. Gewiss konnte 
dasselbe sich kein würdigeres Object für die Einführung in die Welt wählen, als den 
Schatz der Domkirche zu Trier, der, nach den Worten der Einleitung, nicht an Reich- 
thum und Vollständigkeit mit den Kirchenschätzen von Köln, Limburg, Aachen, Metz in 
Deutschland, Naney, Rheims, Lyon, Sens, Troyes in Frankreich, Mailand, Munza, Anagni 
und Bari in Italien wetteifern kann, aber eine ganz selbständige Stellung einnimmt, 
besonders durch die Zeugnisse mittelalterlicher Kunstübung in Trier selbst auf dem 
Gebiete der Elfenbeinplastik, der Miniatur, Goldschmiede- und Emaillirkunst. Umso 
dankenswerther ist die Publication (in welche auch mehrere Gegenstände aus der Stadt- 
bibliothek und der Mathiaskirche aufgenommen worden sind, -- dass der Kupferdeckel 
von Prüm in den Mittheilungen aus dem Institute für österreichische Geschichtsforschung 
publicirt worden ist, scheint den Verfassern entgangen zu sein --), als der Domschatz nur 
schwer zugänglich ist. Leider entsprechen die 30 Abbildungen nicht ganz den Erwar- 
tungen, welche durch das wegwerfende Unheil der Einleitung über die von Aus'm 
Weerth in den vKunstdenkmülern des christlichen Mittelalters: gegebenen Zeichnungen 
regegemacht werden. Die photographischen Aufnahmen scheinen unter wenig günstigen 
Verhältnissen erfolgt zu sein, aber auch das Reproductionsverfahren, wHeliographie P. 
Albert Dujardinc, stellt sich keineswegs vortheilhaft dar. Abgebildet sind, zum Theile 
mit Detailblattern, eine römische, eine byzantinische und eine romanische Elfenbein- 
schnitzerei, das Andreas-Reliquiar mit dem Fuße auf dem Deckel, das Triptychon des 
heiligen Andreas, das goldene und emaillirte Etui eines Nagels vom heiligen Kreuze, ein 
Rauchgefaß, fünf Einbände, sechs Miniaturen, ein orientalisches Kästchen, ein Tragaltar, 
ein Artnreliquiar, ein Bischofsstab, das Bild des wahren Kreuzes, Cameen und lntaglios. 
B. 
I 
Kunstgewerbliches aus der vom Mähr. Gewerbemuseum im Jahre 1885 
veranstalteten Ausstellung von Waffen, Kriegs- und Jagdgeräthen, 
herausgegeben vom Mähr. Gewerbemuseum. Brünn, Selbstverlag, 1886. 
Fol. 28 Seiten Text, XXVII Tafeln. 
Das Brünner Gewerbemuseum hat zu wiederholten Malen durch Veranstaltung 
kleiner Ausstellungen Beweise seiner regen Thätigkeit gegeben. Auf eine nOrientalische
	        
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