insbesondere Tauben, Blätter- und Blumenguirlanden, Festons und Reben-
gewinde - und das Alles offenbar noch ohne jegliche Bedeutung, lediglich
herkömmliche Gewohnheit der antiken Kunst.
Aber der classische Einfluss geht noch weiter. Allerdings finden
sich daneben von früh an auch rein christliche Motive und Gegenstände,
aber auch diese nicht ohne Anschluss an antik-heidnische bildliche Vor-
Stellungen. So ist Christus der gute Hirte nach dem Muster des Hermes
als jugendlicher, bartloser Mann dargestellt, der das Lamm auf seinen
Schultern trägt. Unter dem Bilde des Orpheus, der mit seinem Saiten-
spiel die Thiere heranlockt und zähmt, versammelt er die Völker zu
seinem Bekenntniss. Auch andere figürliche Gegenstände kommen schon
früh in den Malereien der Katakomben vor. So gibt es eine Darstellung
der Mutter Maria mit dem Kinde auf dem Schoße, welche noch dem
Ende des ersten oder dem Anfange des zweiten Jahrhunderts angehört.
Sehr häufig sind die Darstellungen der Apostel, insbesondere des Petrus
und Paulus, dann Scenen ans dem alten Testamente, die Geschichte von
Moses und Noah, Daniel in der Löwengrube, die Geschichte Hiobs, die
drei jungen Männer im feurigen Ofen und Anderes.
Alles das erscheint, was die künstlerische Darstellung betrißt, noch
ganz in antikem Gewande. -Die Formen sind idealisch, wenn auch das
Vermögen der Zeichnung von Jahrhundert zu Jahrhundert abnimmt; die
Darstellung so einfach wie möglich, nur das Nothwendige, und das oft
nur angedeutet, mehr verklärt als mit der Absicht, den Vorgang nach
der Wirklichkeit zu verdeutlichen: so wenn ein Kasten, in welchem Noah
steht, die Arche vorstellen soll. Bei solcher Einfachheit liegt denn auch
über diesen Bildern die classische Ruhe und Heiterkeit, ein gewisser
Frieden, dem alles Gewaltsame, Schmerzhafte, Widervirärtige und Uner-
freuliche fern liegt, mit einem leisen Zug der Wehmuth, denn es sind
ja Todtenstätten, wo diese Bilder sich vorfinden, sie sind Schmuck der
Gräber und Hindeutungen auf jenes Leben. Aber so viele Märtyrer auch
hier begraben sind, kein Laut der Klage, kein Ausdruck des Schmerzes,
keine Darstellung ihrer Leiden und Qualen, nur mit Symbolen ist darauf
hingewiesen.
Denn das ist ein zweites Element neben dem bildlich figürlichen,
das symbolische, welches für die früheste christliche Kunst charakteristisch
ist. Die Symbolik, die tiefere Bedeutung unter einem äußeren sichtbaren
Zeichen, ist ein uralter Zug im Wesen des Morgenlandes und ist von
daher in das Christenthum übergegangen. Christus selbst in seinen Pa-
rabeln ist reich daran. ln der christlichen Kunst nun bildete die Sym-
bolik förmlich eine Sprache, die - ein Räthsel für Andere - allen
Bekennern leicht verständlich war. Die Thier- und die Pflanzenwelt
sowie todte Gegenstände gaben die Bilder her. Die Taube war das Bild
des heiligen Geistes, aber auch der menschlichen Seele; mit dem Oel-
ZiWeig im Schnabel verkündet sie den Frieden mit Gott. Der Hirsch, der