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16. oder dem 17. Jahrhunderte an und machte daher einen ziemlich ein-
heitlichen Eindruck. Es erschien, da doch Vollständigkeit aus dem schon
erwähnten Grunde des Raummangels nicht angestrebt werden konnte, an-
gemessener, wenigstens eine ffirydie Niederlande bedeutungsvolle Epoche
gut zu repräsentiren.
Die für die Geschichte der Arbeit Deutschlands bestimmten, aber
so gut wie leer gebliebenen Räume trennten die Niederlande von Oester-
reich, bei dem angelangt wir nun den ganzen Kreis durchzogen haben.
Der Oesterreich angewiesene Raum genügte eben so wenig wie der
anderer Länder, mit Ausnahme Frankreichs, zur Entfaltung, man musste
sich daher beschränken und trachten, wenigstens Einzelnes zur Geltung
zu bringen, wie es denn auch in ausgezeichneter Weise geschehen ist.
Die österreichische Abtheilung glich einem jener kleinen Kunstcabinete,
in denen man mit Vergnügen weilt, weil man sicher ist, hinter jeder
Nummer ein vorzügliches mit {einem Tacte gewähltes Stück zu finden.
Von solcher Beschaffenheit war die köstliche Collection von Waifen, zu-
sammengestellt aus den im Auslande ihrem wahren Werthe nach nicht
genugsam gekannten Schätzen des Arsenales und der Ambraser Samm-
lung, und jene unter Kaiser Rudolph II. zu Prag verfertigten Prunk-
gefasse aus Bergkrystall, die einzig in ihrer Art durch ihre Grösse und
Vollendung der Arbeit, ein steter Anziehungspunkt für die vielen die
Histoire du travail durchmusternden Kunstfreunde waren.
Ein würdiges Ehrengedächtniss der nun zu den Todten gehörenden
Wiener Porcellanfahrik war das aus der besten Epoche ihrer Wirksam-
keit stammende herrliche Service, Eigenthum der Fürstin Dietrichstein,
ein von den Pariser Sammlern von Poterie vielbeneideter Besitz. Ich
kann alle diese Gegenstände als theils von ihren gewöhnlichen Authe-
wahrungscrten, theils durch ihre zeitweise Ausstellung im Museum he-
kannt voraussetzen, und übergehe daher hier ihre nähere Beschreibung.
Ebenfalls nicht geringes Interesse erregten die dem Nationalmuseum
in Pest entnommenen, zumeist scharf charakteristischen Schmucksachen,
die mit einigen anderen Objecten in einem Glasschrainke vereinigt, die
Geschichte der Arbeit in Ungarn darzustellen bestimmt waren.
Die Kunstindnstrie Englands.
J. E England schreitet mit Frankreich an der Spitze der Civilisntion; wir dürfen
also in der Kunstindustrie jenes Lmdee eben so wenig wie in der Frankreichs nationale
Elemente erwarten, wie wir sie in Ruselnnd, Scandinavien und anderswo gefunden haben.
Wie die mit völliger Bnchkenntniss und gruseem Geschick nrrnngirte englische Abtheiiung
des "Munde de l'histoire du trevsil" erkennen lässt, hat es dergleichen künstlerische Ele-
mente in England auch nie gegeben, wir müssten denn enu in den ältesten Zeiten die
euiaillirten Schmucksachen aus vorehristlicher und nugelsäeheischer Periode dazu rechnen
oder die verschlungenen Ornament-Mienen der eltchrietlichen Kunst Irlnnde, die übrigens
auf der Smaragcliusel nur ihre höchste und bliihendste Ausbildung erhalten heben. Auch