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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1874 / 108)

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als I-Iauptmärkte für mehr oder weniger reich angefertigte Spitzen: Arras, 
Lille, Valenciennes, Bailleul, Caen, Bayeux, Dieppe, le I-Iävre, Paris, 
Aurillac, le Puy, Mirecourt, Dijon, Charlesville, Muret, Sedan, Lyon, 
Loudun. Nach diesen Städten wurden zumeist auch die Arten der dort 
fabricirten und in den Handel gebrachten Spitzen zubenannt. Um dieselbe 
Zeit blühten in Belgien, hervorgerufen durch die industrielle Thätigkeit 
der Klöppelschulen der verschiedenen F rauenklöster, und besonders in den 
Beguinagen der grösseren Städte, Spitzenmanufacturen zu Brüssel, Mecheln, 
Gent, Brügge, Courtray, Ypern, Binche im Hennegau. Als Stapelplätze 
für Anfertigung und für den Handel von werthvollen Spitzen, die trotz 
der französischen billigeren Concurrenz diesseits der Berge noch viele 
Bewunderer und Käufer fanden, galten für Italien seit alter Zeit noch 
immer Venedig, Genua, Mailand, Ragusa, Murano etc. Der Haupthandel 
wurde besonders lebhaft in Novi um diese Zeit betrieben. Auch in Spanien 
hielt sich im XVII. Jahrhundert die Spitzenfabrication noch immer auf der 
Höhe, und waren die Leistungen der kunstgeübten Spitzenmacherinnen, 
namentlich die aus Arragonien und Catalonien, auf dem Weltrnarkte unter 
dem Titel dentelles d'Espagne sehr gesucht und beliebt. 
Zur selben Zeit hatte auch in England, namentlich in den Graf- 
schaften von Bukingham, Bevor, Devon und Dorsey, eine heimatliche 
Industrie festen Fuss gefasst, und, aufgemuntert durch den grossen Absatz 
und die theuern Preise, die für ausländisches Spitzenwerk fortwährend von 
der englischen Aristokratie gezahlt wurden, gelang es den englischen Indu- 
striellen, theils neu erfundene, theils kunstreich imitirte Spitzen unter dem 
Namen denteIIes anglaises als gesuchte Modeartikel mit Erfolg auf den 
grossen Weltmarkt zu bringen"). 
Im Vorhergehenden ist in kurz gedrängten Zügen der allgemeine 
Entwickelungsgang angedeutet worden, den die Spitzenfabrication von 
Italien aus über Spanien, Frankreich und Belgien genommen hat. Schliess- 
lich erübrigt noch die Frage: Wann, wie und wo siedelte die Spitzen- 
industrie nach Deutschland und in die nordischen Gegenden über und 
welche Leistungen sind auf dem Gebiete der Spitzenfabrication für Deutsch- 
land zu verzeichnen. 
Bei den engen Bezügen, die zwischen den flandrischen Provinzen 
und den übrigen Ländern des deutschen Reiches in jenen Zeiten bestanden, 
als nach Ablauf der spanischen Herrschaft ebengedachte Provinzen von 
einem Mitgliede des Erzhauses Habsburg regiert wurden, darf es nicht 
auffallend erscheinen, dass schon im XVI., aber mehr noch im XVII. Jahr- 
hundert Handrische Spitzenmacher ihre Industrie auch in den benachbarten 
') Vergl. hinsichtlich des Ursprungs und deriEntwicl-telung der englischen Spitzen- 
fabrication das vortreffliche Werk der Miss Bury Palliser, History of lace, London 1865, 
das auch von der Gräfin Gedeon Clermont-Tonnerre im Französischen erschien unter dem 
Titel: Histoire de la Dentelle, Firmin Didot freres et (ils, 5G, ruc Jacob. Paris 1868.
	        
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