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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1874 / 108)

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Aufblühen des Holzschnittes und mit ihm die Anfertigung der vielen 
Muster- und Modelbücher mit ihren Vorbildern und Patronen grossen 
Vorschub leistete. Ebenso ist es nicht zu verkennen, dass die Garnirung 
und reichere Ausstattung der Hemdsärmel und Kragen, ferner die Aus- 
stattung des Weisszeugs für den häuslichen Gebrauch in seiner Anwen- 
dung zur Verzierung von Kissen, Bettdecken, Tischspreiten, Handtüchern, 
Bett- und Fenstervorhängen der jetzt zur Mode gewordenen Vorliebe für 
Spitzen und Kanten grossen Vorschub leistete. Gleichwie also mit dem 
Eintritt der Renaissance die im Mittelalter so hoch geschätzte figurale und 
ornamentale Stickerei auf Sammt, Seide und Wolle zusehends mehr und 
mehr in den Hintergrund trat, desto grösseren Aufschwung nahm dagegen 
die Nadelarbeit für profane Zwecke auf durchbrochenen Leinenstolfen und 
auf netzftirrnig gearbeiteten Unterlagen. Nicht lange iedoch sollte es an- 
dauern, dass diese allgemein gewordene Vorliebe für Anfertigung künst- 
licher Nadelarbeiten in durchbrochenem Weisszeugsachen auch dem Kir- 
chenleinen in ausgedehntem Maasse zu Gute kommen sollte. Zuerst war 
es das Corporale, an welchem die neue uwelsche Kunst-w - jedoch erst 
gegen Schluss des XVI. Jahrhs. - eine bis dahin ungekannte Fülle von 
d jour durchbrochenen Nadelarbeiten anzubringen begann. An den Cor- 
poraltüchern des XVl.Jahrhs.tritt in ihrer Gediegenheit besonders die durch- 
schnittene Arbeit (point Coupe) auf, in durchaus verwandten Musterungen, 
wie sie in venetianischen Musterbüchern und in Sibmachefs Modelbdch 
zu ersehen sind. Auch die Schutztücher in Leinen zur Garnirung der 
Stolen fanden seit dieser Zeit eine reiche Entwickelung in ausgeschnittener 
Arbeit. Ferner werden die Ränder der Altartücher und besonders der mit 
VSElSSBHI Leinen umkleidete Rand der Antependien und der Altarpredellen 
mit den kostbarsten durchbrochenen Kanten und Spitzen sowohl diesseits 
als jenseits der Berge verziert. An den Röckeln und Alben des XVI. 
Jahrhunderts tritt die durchbrochene und durchschnittene Arbeit noch 
seltener auf, da im XVI. Jahrhundert das Rochette als weites faltenreiches 
Gewand noch seinen alten kirchlichen Charakter sich bewahrt hatte. 
Wenn auch irn XVI. Jahrhundert die Rochettes und die Alben noch nicht 
mit den breiten Spitzensäumen in ausgeschnittener Arbeit und im Relief- 
stich (poinl de Vänise) garnirt zu werden pflegten, wie das im XVll. und 
XVllI. Jahrhundert der Fall war, so wurde auch schon im XVI. Jahrhun- 
dert von der ausgeschnittenen Arbeit zur Verzierung der Hemdkragen 
und Aermel ein sehr ausgedehnter Gebrauch gemacht. Insbesondere fanden 
die ausgeschnittenen Arbeiten mit geometrisch angelegten Musterungen bei 
reicher Ausstattung der Taufdecken, mit quadratischen Leinenstolfen zusam- 
mengesetzt, bei der Aristokratie allgemeine Anwendung. Auch bot die Ein- 
richtung des bräutlichen Anzuges und die Anfertigung des trousseuu in 
vornehmen Häusern in Hülle und Fülle Gelegenheit, gegen Schluss des 
XVI. Juhrhs. die venetianische Technik der Weisszeugarbeit zur Geltung zu 
bringen. Als seit den Tagen Ferdinantfs I. und Philipps ll. das spanische
	        
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