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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 125)

Die Vleihnachts-Ausstallung des Oosiorr. Museums. 
Von Jacob Falke. 
(Schluss.) 
Vielleicht hat kein Zweig der Kunstindustrie durch die Ungunst der 
Gegenwart mehr gelitten als die Bronzearbeiten. Fast durchwegs reine 
Gegenstände des Luxus, wenn auch eines sehr edlen Luxus, mussten sie 
vor Allem dem Rachedämon zum Opfer fallen. Und so hat unsere Bronze- 
industrie speciell zu büssen gehabt und in Folge der Stockung aller Auf- 
träge unverhältnissmässig an Zahl der Arbeitskräfte verloren. Vielleicht 
ist kaum die Hälfte derselben übrig geblieben. 
Unter diesen Umständen ist es doppelt hoch anzurechnen, wenn sie, 
äusserlich geschädigt und beschränkt, innerlich dennoch vorwärts strebt, 
sich in der Form zu veredeln und in der künstlerischen Technik zu 
erweitern trachtet. Dass dies in der That geschieht, ist wohl vorzugsweise 
ein Verdienst der neu gegründeten Bronzegesellschaft, welche die gemein- 
samen Interessen zu wahren, den gesunkenen Muth zu heben, anzuregen, 
neue Kräfte zu wecken, nach allen Seiten belebend einzuwirken bemüht 
ist. Die Concurrenz, die sie vor einiger Zeit ausgeschrieben und deren 
Resultate wir in getriebenen und ciselirten Arbeiten, in Zeichnungen und 
Modellen im Oesterr. Museum zu sehen Gelegenheit hatten, hat so er- 
freuliche Leistungen hervorgebracht, dass nur ein frischerer Zug der Zeit 
zu fehlen scheint, um diesen Industriezweig erneuert in Leben und Thä- 
tigkeit zu setzen. 
_ Wenn wir von diesem Gesichtspunkte aus dasjenige betrachten, was 
uns die Weihnachts-Ausstellung vor Augen führt, so werden wir wenigstens 
die Ueberzeugung gewinnen, dass die Zukunft unserer Bronzeindustrie 
nicht hoifnungslos erscheint und dass, wenn wir einstweilen äusserlich 
darben, wir innerlich erstarken und uns bereit machen für bessere Zeiten. 
Dies gilt z. B. gleich von dem schlimmsten Zweige der Bronzeindustrie, 
den Galanteriegegenständen, den kleinen Bedürfnissen des Schreibtisches, 
Putztisches, Salontisches u. s. w. Wer dieses Genre verfolgt, wird nicht 
verkennen können, dass es sich von seinen Thorheiten und Auswüchsen 
zu reinigen trachtet, dass das Gute an Zahl wächst, das Verkehrte ab- 
nimmt. Dieienigen, welche dieses Genre vorzugsweise auf der Ausstellung 
vertreten, sind C. Lux und L. Böhm. An den verschiedenen Schreib- 
tischgarnituren des ersteren, zumal an jener mit Najaden und Tritonen, 
ist gewiss mancherlei auszusetzen, aber sie vertreten doch eine höhere 
Stufe als diejenige, welche wir sonst zu sehen gewohnt waren. Auch sieht 
man mit Vergnügen die Messingbronze zu verschiedenen Arbeiten auf- 
" genommen; es ist, als ob dieses Material schon von selber zu mehr reineren 
künstlerischen Formen zwänge, wie es denn auch mit Vorzug zu Imita- 
tionen von Arbeiten des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts dient. 
Eine andere Schreibtischgarnitur zeigt zu ihrem Vortheile ein neues deco- 
z.
	        
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