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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 125)

ist es daher, auch das Kunstprincip für ihn zu suchen. Was das siebzehnte 
und achtzehnte Jahrhundert im eigentlichen Brillantschmuck schufen, ist 
meist wiederholt urngefasst worden. Aber was davon unverändert geblieben, 
lässt im Vereine mit den nicht seltenen in Kupfer gestochenen Juwelier- 
zeichnungen erkennen, dass die früheren Juweliere, zumal auch die der 
Rococozeit, die Steine selbstständiger, isolirter behandelten, mehr von ein- 
ander trennten als die heutigen, die sie, in vermeintlicher Absicht, die 
Wirkung zu verstärken, in Klumpen zu häufen trachten. Sind diese Zeich- 
nungen der Rococozeit auch nicht eigentlich schön zu nennen, so sind 
sie doch viel glücklicher gedacht, um das Feuer des Steines in volle 
Wirkung zu setzen, als es die heutigen in der Regel sind. 
Bei der ausserordentlichen Collection von M. Hendle lässt sich diese 
Beobachtung sehr gut wiederholen. Es giebt auch naturalistisch gehaltene 
Arbeiten von der getadelten Art darunter, z. B. eine Rose mit einem 
grün emaillirten Blatte daran, auf welchem ein Thautropfen in Gestalt 
eines Diamanten sitzt. Das Stück behagt dem Geschmacke des profanum 
vulgus, das solche tiefsinnige nldeenu leicht versteht und in diesem Ver- 
ständniss Befriedigung fühlt, wenn es künstlerische Form und künstlerische 
Wirkung nicht zu beurtheilen weiss. In der That aber ist gerade dieses 
Stück verfehlt; die Rose ist wirkungslos, die Form unklar und das trans- 
parent emaillirte grüne Blatt dem Effect eher schädlich als nützlich. 
Welche feine und gelungene, selbst strahlende Wirkung machen 
dagegen andere der Schmuckarbeiten Hendle's, denen eine klare, bestimmte, 
regelrnässige Zeichnung zu Grunde liegt. Wir nennen hier in erster Linie 
das Diamanten-Halsband mit dem eben so einfachen wie stylvollen Farren- 
krautmotiv. Wie schön und zweckmässig ist es geschaffen, den antiken 
Colliers gleich, sich an Hals und Büste anzulegen! Eine ganze Reihe 
reizender medaillonartiger Gehänge machten die XVahl schwer, wenn man 
sie hätte. In sehr entsprechender Weise sind bei ihnen die vollen Glieder 
durch andere getrennt, welche ornamental durchbrochen gehalten sind. 
Dadurch kommen Ruhe und Gesetz in das seiner Natur nach so unruhige 
Material. Mit vielem Glück sind auch Perlen von seltener Grösse und 
Schönheit mitten unter den Brillanten verwendet, eine Aufgabe von nicht 
geringer Schwierigkeit, wenn sie wirklich künstlerisch befriedigend gelöst 
werden soll. Aehnliches gilt von der Anwendung anderer farbigen Steine, 
z. B. von Smaragden und Saphiren, die man gewöhnlich überwältigt und 
in ihrer eigenen Schönheit getödtet sieht von dem umgebenden Gefunkel 
der Diamanten. Unter den Ohrgehängen haben wir mit Vergnügen auch 
etwas "gesehen, was nicht da ist": wir bemerken ausdrücklich die Abwe- 
senheit von Beispielen jener unsäglich hässlichen Mode, welche einen 
Stein oder eine Perle direct in das Ohrläppchen setzt, als ob sie ein 
Auswuchs in demselben seien. 
Noch andere Aussteller vertreten den Schmuck, allerdings in minder 
kostbarer und auch minder künstlerischer Weise. Die Herren: Augustin
	        
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