voraus, dass die Gesellen als Lehrlinge, schon in jungen Jahren mit der
Technik in der Tischlerei vollkommen vertraut gemacht worden sind.
Ebenso verhält es sich mit der Schlosserei, Drechslerei und noch vielen
anderen Gewerben. Wenn man heutigen Tags in denselben kleineren Orten
Umschau hält und fragt, ob es gegenwärtig nicht vielleicht möglich
wäre, derartige Möbel zu erzeugen, so bekommt man zur Antwort, dass
bei der gegenwärtigen technischen Bildung unserer Handwerker die Er-
zeugung solcher Gegenstände absolut unmöglich sei. Kaum die einfachsten
Möbel werden jetzt an jenen Orten erzeugt, wo in der Zeit des Zunft-
wesens ganz gute Gegenstände gemacht worden sind. Das Zunftwesen
hat sich aber überlebt, die Wiederherstellung desselben ist eine absolute
Unmöglichkeit und Niemanden kann es auch nur im Traum einfallen,
diese Institution künstlich zu beleben. Das Zunftwesen ist abgestorben
- aber leider ist mit demselben zugleich die gewerbliche Technik im
Handwerkerstande zu Grunde gegangen. Es drängt sich daher die Frage
auf, in welcher Weise man einen Ersatz für die Schulung in der gewerb-
lichen Technik finden kann.
Vor Allem richtete man seine Blicke auf die Schule und dachte, dass
man durch einen geregelten Unterricht, sei es in der Volks- oder Fort-
bildungsschule oder in der Fachschule einen Ersatz hiefür finden könne,
um dem jungen Handwerker eine solche technische Bildung beizubringen,
wie sie in der Blüthezeit des Zunftwesens gegeben wurde. Und gewiss
ist es, dass von der Schule Vieles zu erwarten ist, und dass für die Bil-
dung des jungen Künstler- und Handwerkerstandes bereits Manches von
der Schule geleistet wurde. Man richtete seine Aufmerksamkeit vorerst
auf die eigentliche Volksschule in der HoHnung, dass die Bildung in
der Volksschule dem jungen Handwerker auch für sein Fach zu Gute
kommen werde. Nach vollendeter Volksschule sorgte man in F0rtbildungs-,
Mittel- und Fachschulen für die technische Ausbildung des Handwerkers
direct oder auch indirect, ja man ging in neuerer Zeit noch einen Schritt
weiter, man schuf das Institut der lndustrial-Lehrer und lndustrial-Leh-
rerinnen, das Institut der gewerblichen Fachschulen, wo Jünglinge oder
Mädchen für einen bestimmten Zweig eines Handwerks erzogen werden.
Man legte ein besonderes Gewicht auf den Zeichenunterricht, sowohl in
der Volks- als in der Mittel- und Fachschule, in der Ueberzeugung, dass
für den grössten Theil der Gewerbe der Zeichenunterricht ein wesentliches
Mittel der Förderung sei, abgesehen davon, dass auch die Fertigkeit im
Zeichnen für die allgemeine Bildung des Jünglings sich im hohen Grade
nützlich erweist. Da man von dem Grundsatze ausgeht, für die Volks-
schule habe der Staat und die Commune zu sorgen, so wälzte man die
Hauptlast für die Heranbildung des jungen Handwerkers auf die breiten
Schultern des Staates und der Commune. Der Gewerbsmann und der
Industrielle und Handwerker entwöhnte sich fast vollständig für die hand-
werkliche Bildung zu sorgen. Der Staat nahm den Jungen bis zu seinem