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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 153)

Aemtern verkehren sollen, Rücksicht enommen werden. An mehreren grossen Planen 
und einer herrlichen Gesammtansicht uhrte der Vortragende den Zuhörern sein Werk 
im Einzelnen vor, von dem riesigen Festsaale bis zu den Rohrenstrangen für Wasser- 
und Warmcleitung, und von der Thurmuhr bis hinab zu dem Rathhauskeller. Materiale, 
Kostenpunkt und der malerische und bildhauerische Schmuck wurden eingehend besprochen. 
Von besonderem lnteresse waren die schliesslichen Aeusserungen des Herrn Oberbaurathes 
über den architektonischen Stil des neuen Rathhauses; derselbe sei kaum gothisch, wohl 
auch nicht Renaissance, sondern seiner Auffassung nach eben ein Stuck Architektur un- 
serer Zeit, und es sei ihm ganz angemessen erschienen, von dem Guten, was alle Zeiten 
geschalfen, das Beste auszuwählen, das streng constructive Element der Deutschen mit 
der leichteren Weichheit der Italiener zu verbinden, ia selbst Elemente der antiken Kunst 
damit zu verschmelzen. - Die Zuhörer, unter denen auch Se. kais. Hoheit Erzherzog 
Karl Ludwig sich befand, spendeten zuletzt dem Vortragenden den rauschendsten Beifall. 
Den letzten Vortrag in dern diesjährigen Cyclus hielt Professor Benndorf am 
28. Februar über die Ausgrabungen Schliemann's in Mykena. Er liess dem rastlosen 
Streben, der Aufopferungsfähigkeit und Energie, sowie dem glücklichen Finderinstincte 
Schliemann's alle Gerechtigkeit widerfahren, und trat nur dessen willkürlichen Folgerungen 
und eigenmächtigen Hypothesen auf wissenschaftlichem Gebiete mit der richtigen Correctur 
entgegen. Schliemann's Funde seien hochst werthvoll für die Erforschung der prähistori- 
schen Cultur Griechenlands, und ihre Bedeutung reiche vielleicht weiter, als der Finder 
selbst ahnt. Sein vorläufiges Urtheil über die Funde stellte Prof. Benndorf in folgenden fünf 
Punkten der phantastischen Agamemnon-Hypothese Schliemann's entgegen: t. Nach dem 
Reichthum der in den Gräbern aufgehauften Gold- und Silberobjecte sei allerdings kein 
Zweifel, dass die daselbsr Bestatteten einer königlichen Dynastie angehorten. 2. Der Theil 
der Akropolis, welcher die Graber innerhalb des doppelten Steinkreises enthllt, war nur 
eine Grabstatte und gewiss keine -Agora-, kein öffentlicher Markt- und Versammlungs- 
platz. 3. Die Zeit, aus welcher die Graber und die in ihnen enthaltenen Gegenstände 
stammen, reicht weit zurück über die Zeit der l-lomeriden; sie sind alter als tausend 
Jahre vor Christus. 4. Die Funde in den Grabern sind ferner auch älter als jene in den 
Schatzhäusern, was sich schon aus den stilistischen und constructiven Unterschieden 
ergebe, sognr alter als das Löwenthor. 5. Die meisten gefundenen Objecte beweisen end- 
lich einen bereits stark vorgeschrittenen Einßual des Orients und seiner Kunstformen auf 
den uralten und einfachen pelasgischen Stil. Prof. Benndorfacceptirt zum Theil die neue- 
stens von Dr. Kühler, dem Secretar des deutschen archäologischen lnstituts in Athen auf- 
gestellte Hypothese, dass die Obiecte in den Grabcrn von einem barbarischen Seeräuber- 
volk, und zwar von den kleinasiatischen Karern herrühren und aus der Zeit des karisch- 
phünizischen Eindusses auf die Anfänge der griechischen Cultur stammen. Andererseits 
entdeckt er aber in den einzelnen Darstellungen auch egyptische, assyrische, indische Ein- 
wirkungen. Ueberhaupt sei in den Funden von Mykeni der frühe Contact Griechenlands 
mit dem Orient deutlich erkennbar, und dieselben seien wichtige Beitrage zur Lösung 
des Problems der Entstehung der hellenischen Cultur. -Von Schülern der Kunstgewerbe- 
schule gezeichnete grosse Abbildungen vieler Fundstucke illustrirten den Vortrag, der von 
den Zuhörern mit grüsstem Beifall aufgenommen wurde. 
Personal-Status der Kunstgowerbeschule des k. k. Destorr. Museums 
für Kunst und Industrie. 
Durch die unter dem z. Mai c. erfolgte Ernennung der bisherigen 
Docenten an der Kunstgewerbeschule, Oskar Beyer, Alois Hauser, 
Karl Hrachowina und Ludwig Minnigerode zu Professoren an der 
genannten Anstalt ist nunmehr die Reorganisation der Kunstgewerbeschule 
des Oesterr. Museums im Sinne der a. h. Entschliessung vom 9. Mai 1877 
durchgeführt und ist der Lehrkörper folgendermassen zusammengesetzt: 
Director: Prof. Ferdinand Laufberger. 
A. Fachschule für Architektur. Professoren: Reg.-Rath Josef Storck, 
Hermann Herdtle, Oskar Beyer. 
B. Fachschule für Bildhauerei. Professor Otto König. 
Atelier für Ciseliren etc..' Assistent Stephan Schwartz.
	        
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