174
waarenfabrik Baumgartner 8c Comp. in Wildbühel lassen derselben
bei ihrem erst einjährigen Bestande das beste Prognostikon für die Zu-
kunft stellen und Bocksberger aus Meran verräth wenigstens in seinen
grünglasirten Kacheln nach alten Mustern anerkennenswerthes Streben.
Die Cernentfliesen weisen durchwegs keine besonderen Vorzüge auf.
In Tirol mögen wohl auch Wachszieher vielen Absatz ihrer Waaren
finden und haben Fuchs aus lnnichen und Reisch aus Innsbruck
recht umfangreich ausgestellt, leider fast durchgebends die landläufigen
blumengezierten Kerzen und elende I-Ieiligenfigürchen für Spenden an
Kirchen und Gnadenbilder. Reisch betreibt wenigstens noch die gute alte
Zwicktechnik in derWachsbehandlung. Gleichfalls für denKirchengebrauch
sind fast all' die reichen Stickereien in Gold und Seide bestimmt, welche
von Rudari aus Trient in einem eigenen Zimmerchen zu sehen sind.
Bei einzelnen Stücken muss man wohl in der Beurtheilung der Zeichnung
und Linienführung dem wälschen Geschmacke einige Zugeständnisse machen,
andererseits ist aber die Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit unverkennbar, mit
der alte Stickereien auf neuen Grund aufgetragen wurden. Auch die Lei-
stungen Schneid er's in Höchst auf dem Gebiete der Kunststickerei sind
aller Beachtung werth und die Fräulein Plaseller in Innsbruck haben
einen Chorrock mit reicher Weißstickerei in guter Zeichnung mit ausser-
ordentlichem Fleisse ausgeführt. Ueberhaupt scheint sich diese Art der
weiblichen Handarbeit auch in Innsbruck bereits steigender Beliebtheit bei
den Damen zu erfreuen, da noch nachträglich, wie wir hören, zahlreiche
gute Stickereien zur Ausstellung gebracht wurden.
Es erübrigt nur einige Worte über einzelne vervielfältigende Künste
zu sagen. Die ausgestellten Photographien standen zumeist auf der Höhe
dieses lndustriezweiges, an der Grenze zur Kunstübung. In der Litho-
graphie weist Scotoni 8: Viti aus Trient eine Fülle von hübschen
Schriftarten auf und C. Redlich in Innsbruck bewährt sich als guter
Techniker, dem aber etwas mehr Geschmack zu wünschen wäre. Von
den Buckdruckern kann sich allerdings Ferrari aus Bozen nicht entfernt
an die Seite der Wagnefschen Universitätsbuchdruckerei stellen, die über-
dies noch dadurch besonders imponirte, dass sie durch eine reiche Auswahl
erlesener Werke ihres Verlages ihren Bestand seit Mitte des XVI. Jahr-
hunderts nachwies. Dazu kommt, dass sich diese Firma unter der gegen-
wärtigen Leitung des Herrn Schumacher als Verlagshaus für historische
Literatur in ganz Deutschland grosser Anerkennung rühmen kann. Die
stattliche Reihe von Bänden aus dieser Wissenschaft, welche in neuerer
Zeit aus dieser Druckerei hervorgegangen sind, setzt auch gewisserrnassen
die Richtung fort, welche die Anstalt mit mehreren grossen historischen
Werken im XVI. und XVII. Jahrhundert eingeschlagen hatte. Freilich
sind nur die damaligen Werke, wie Burcklechnefs Thesaurus historiarum
und Schrenck's grosse römische Geschichte in lateinischer und deutscher
Ausgabe reich mit Kupferstichen, Porträts und breiten Randleisten geziert.