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Die meisten dieser Paläste dienen heute anderen Bestimmungen, ihre
Parks sind entweder verbaut oder in" der Anlage verändert, - so sind es denn
neben der Architektur meist nur derStatuenschmuck und die auffallend häufig
angebrachten monumentalen Eisenarbciten an Thoren, Gittern, Balconen,
Oberlichten, was uns von der damaligen Ausstattung übrig geblieben ist.
Das von dem Verf. im Verein mit Dr. Kabdebo herausgegebene Werk:
nWiener Schmiedewerke des 18. Jahrhsm hat die Aufgabe, die schönsten
solcher Schruiedewerke um und in der alten Stadt im Bilde zu geben
und damit der gegenwärtigen Eisenindustrie manch" gediegenes Muster aus
jener üppigen Kunstzeit zu liefern. Indem wir nun gerne auch das er-
läuternde Wort diesen reichen Schatz schöner Ornamentmotive begleiten
lassen möchten, müssen wir aber gleich an dieser Stelle bekennen, dass
es _mit den äussersten Schwierigkeiten verbunden, ja leider fast unmöglich
ist, über die trelflichen Meister etwas Genaueres mitzutheilen, welche die
Urheber jener ausgezeichneten Leistungen gewesen sind. Die gleichzeitigen
Berichte, schon in Hinsicht auf die Geschichte der Gebäude selbst äusserst
kurz und unverlässlich, schweigen über die Entstehung der Detailarbeiten
gänzlich, mit jener Oberflächlichkeit, welche eine in grösster Ueberfülle
der Production schweigende Epoche eben charakterisirt. Der Schmied und
Schlosser jener Tage, nach den vor unseren Augen stehenden Proben seines
Könnens wohl ein Künstler ersten Ranges, war damals vom bürgerlichen
Gesichtspunkte eben nichts als ein einfacher Handwerker, dessen Namen
die eigene Bescheidenheit am Werke selbst verschwieg und um den nach
bezahlter Rechnung kein Mensch sich weiter bekümmerte; der Umstand,
dass man noch im 18. Jahrhunderte derartige Arbeiten einfach nach dem
Pfunde Eisen bezahlte, ist dafür wohl bezeichnend genug. Wenn nicht
ein glücklicher Zufall solche selten erhaltene Rechnungen dem Forscher
in die Hände spielt, dürfte in der Regel Nichts über die alten Meister zu
erfahren sein; die hiesige Zunft bewahrt kein einziges älteres Document
in ihrem Archive.
Haben die alten Schmiede und Schlosser der Barockzeit die Entwürfe
zu ihren imposanten Schöpfungen selbst geschalien oder gab es eigene
Musterblätter zur Auswahl, oder endlich, besorgte die Erfindung, wie das
heute meistens der Fall ist, der Architekt des Gebäudes? Wir halten dafür,
dass sowohl das liine wie das Andere der Fall gewesen sein möchte, ohne
zu leugnen, dass wohl die eigentlichen Künstler das hauptsächlichste
Verdienst dabei hatten, aber es kommen im 17. und 18. Jahrhundert
neben den gestochenen Schmiedewerk-Entwürfen berühmter Architekten
und Maler genug geschickt gezeichnete Blätter vor, deren Erfinder ehrsame
Meister der Zunft allein gewesen waren. Dies zeigt sich deutlich darin,
dass nicht selten der Stil der Eisenarbeiten an Architekturen aus derselben
Zeitepoche hinter diesen bedeutend zurückbleiben, also nicht vom Bau-
künstler, sondern vom conservativen Handwerker herrühren. Man sehe
in dieser Beziehung z. B. die Gitter in Fischer von Eflaclfs barocke;