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von der Wiener Gewerbeschul-Conmmission und mittelbar vom Unterrichts-
ministerium geleiteten Schulen auf der niederösterreichischen Gewerbe-
Ausstellung des verflossenen Jahres war der Glanzpunkt der ganzen Aus-
stellung, ja vielleicht die einzige Abtheilung, von der man mit fast rück-
haltloser Anerkennung sprechen konnte. Da der Fortschritt im gewerblichen
Unterrichtswesen nicht nur bei der niederösterreichischen Gewerbe -Aus-
stellung. sondern auch bei den kleineren Ausstellungen in den Kronländern
zum Ausdruck kam, insbesondere in Graz, wo der fruchtbare Einiluss der
dortigen Staats-Gewerbeschule auf vielen gewerblichen Gebieten hervor-
trat, so ist jetzt die Einwirkung der Schulen auf die Geschmacksbildung
des Arbeiterstandes und der Industriellen offenbar ein Factor von weit-
tragender Bedeutung geworden. Was in Preußen gegenwärtig mit den
größten Anstrengungen angestrebt wird, ohne bisher wahrnehmbare Er-
folge erzielt zu haben, das hat Oesterreich durch die Organisation seines
gewerblichen Unterrichtswesens, speciell durch die seit 1873 vom Unter-
richtsministerium begonnene Organisation des Zeichen-Unterrichtes, nahezu
erreicht. Da beinahe alle Lehrer, welche gegenwärtig den Zeichen-
Unterricht an den verschiedenenAnstalten leiten, an der Kunstgewerbe-
schule des Oesterr. Museums ausgebildet wurden, so haben auch alle
Producte, welche mittelbar oder unmittelbar aus diesen Anstalten hervor-
gehen, einen gemeinsamen Charakter, durch welchen sie sich wesentlich
von den Erzeugnissen des Auslandes unterscheiden.
Es hat sich auch deutlich gezeigt, dass dort, wo solche Schulen ent-
standen sind, seien es nun Zeichen- und Modellirschulen, Fachschulen
oder Staats-Gewerbeschulen, überall sich gewisse Industriezweige gehoben
haben, und dass einzelne Industrielle sich an die Schule anschlossen und
an ihren Fortschritten participirten. Neue Kunstzweige und Kunsttechniken
sind auf diese Art in Graz, Salzburg, Innsbruck und Reichenberg, wo
größere Staats-Gewerbeschulen bestehen, eingeführt worden. _
Die Weihnachts- Ausstellung im Oesterr. Museum und die per-
manente moderne Ausstellung daselbst geben Zeugniss von der starken
Bewegung, welche sich der besseren arbeitenden Classe bemächtigt hat.
Namentlich sind die zahlreichen kleinen Atelie rs kunstgewerblicher
Richtung zu beachten , die alle, angeregt durch die Geschmacks-
bewegung, welche vom Oesterr. Museum und seiner Kunstgewerbeschule
ausgeht, entstanden sind, und welche versuchen, sich auf eigene Fuße
zu stellen, sowie einzelne Kunsttechniken weiter auszubilden. Diese Er-
scheinung ist ganz analog jener, welche auch in Paris bemerkt wurde und
die wesentlich dazu beigetragen hat, die Kunstindustrieß Frankreichs auf
eine feste Basis zu stellen. Leute, welche keine großen Capitalien und
doch ausreichende Kunstbildung besitzen, verschalfen sich in Parisßdurch
Gründung kleiner Ateliers noch gegenwärtig Positionen„ und so ist es
auch neuestens in Wien der Fall. Kunsttechniken, welche _nie gepflegt
worden sind, werden jetzt durch zahlreiche Industrielle vertreten. ich will