dienne außer ein paar Figuren nichts Neues von Bedeutung zu sehen
war. Von fast hässlicher und geschmackloser Uebertreibnng aber war ein
Genre der Faience-lndustrie, das sich schon 1878 ungebührlich breit ge-
macht hatte: Gefäße jeglicher Art mit naturalistisch in Relief aufgelegten
Blumen und Ranken. Diese Blumen und Blätter mit den pastosen glän-
zenden Farben, welche sie und das Gefäß überzogen, waren in's Un-
gemessene angewachsen und meist so plump, schief und einseitig auf die
Vasen oder sonstigen Gefäße angebracht, dass diese ganz ihr Gleich-
gewicht darüber verloren hatten. Und kein Gegenstand, bis auf Uhr-
gehäuse, der nicht mit diesen geschleckten, unschönen Farben und den
kohlkopfartigen Blumen verziert oder verunziert war. Dieses Genre der
Faiencekunst, das erst vor wenig Jahren als virtuose Arbeit und nicht
ohne coloristischen Reiz begonnen war, ist nun ganz in's Wilde und
Formlose entartet. Wie es jetzt geworden, ist es kein Genre, um welches
man Frankreich zu beneiden hat.
Aehnlich ist es mit den Veränderungen, die wir etwa am franzö-
sischen Glase wahrgenommen haben. Einigermaßen neu waren damals im
Jahre 1878 gewisse Krystallglasgefäße mit gravirten Ornamenten, welche
in Form und Verzierung japanische Art nachahmten. Dieses Genre nun
erscheint ebenfalls gewachsen, sowohl nach der Seite der Kolossalität wie
nach der Seite formeller und ornamentaler Willkür, welche ja eine cha-
rakteristische Eigenschaft der japanischen Kunst bildet. Dieselbe formlose
Willkür ist einer anderen Art von Glasgefäßen zu eigen , welche freilich
diese Geschrnacklosigkeit, oder milder gesagt, diese Caprice durch wunder-
schöne reizvolle Färbung in glühendem Dunkelroth, in Braun, Grün und
anderen Farben wieder aufwiegen. Diese Gefäße sind eine wirkliche Neue-
rung gegenüber dem Jahre 1878, doch wurden sie bereits im vorigen
Winter hier in Wien in den Weihnachtsauslagen gesehen. Noch einer
dritten, einigermaßen neuen Erscheinung in der französischen Glasindustrie
sei gedacht. leicht gelber Gefäße, nämlich von zartem goldigen Ton, etwa
wie Goldtopas, welche mit gravirten, sehr zierlichen, in ihrer Tiefe
blank vergoldeten Ornamenten versehen sind. Diese Art der Decoration
ist, und wir glauben uns darin nicht zu täuschen, zuerst von 1.. Lob-
meyr begonnen worden, und zwar nach Gegenständen des achtzehnten
Jahrhunderts und böhmischen Fabricats im Oesterr. Museum. Was die
Franzosen Neues dazu thun, das ist japanische Form und japanische Ver-
zierung, und man kann zugeben, dass es mit großer Zierlichkeit und Ge-
fälligkeit geschieht. '
Bedeutsamer erscheint uns die Veränderung, welche - sehr langsam
freilich - mit den französischen Schmuckarbeiten vor sich geht. Vor
wenigen Jahren noch waren im Juwelenschmuck die naturalistischen Mo-
tive die herrschenden. Verschwunden sind sie auch heute nicht, aber sie
beginnen stark zurückzutreten. Was an die Stelle der Schmetterlinge,