Die gegenwärtigen Aufgaben der Verwaltung des artistischen Bildungswesens. XLV
Das Ministerium hat daher seit mehreren Jahren der Herstellung eines
tüchtigen Lehrmittelapparates für den Zeichenunterricht uuausgesetzt die anf-
merksamste UlTSOTgB gewidmet. So sind theils aus Staatsfondeu suhventionirt, theils
auf sonstige Anregung der Staatsorgane bereits viele der nothwendigsten Vorlagen
und Modelle geschaffen worden, als: Grandauers Eh-mentarzeichenschule,
Audel's Geometrisches (lruament, die vom österreichischen Museum heraus-
gegebenen Umrisse und Ornamente antiker Thongefasstr, Teirichs lntarsien und
Marmorgraviiren, Storelfs Vorlageblatter für zehn knustgewerhliche Zweige,
Hauserh Wandtafeln der gemalten Säulenordnungen, eine anatomische Figur von
Hrenek und F risch und die zahlreichen Gypsgiisse des iästerr. Museums nach
Meisterwerken der Antike, des llvlittl-lalta-rs und der Renaissance. Ausserdem sind
mehrere Speeialwerke, wie Drahan's Stickmusterbuch, RiewePs baugewerbliche
Vorlagehlatter. WeineFs maschinentechuische Vorlagen und ein Schuittm uster-
buch für weibliche Arbeitsschulen durch Gewalmmg von Staat-xsubventionen zu
Stande gekommen. Einige Vorlagenwerke und eine Reihe von Modellen sind
gegenwärtig in Arbeit. Trotz dieses innerhalb kurzer Zeit Geleisteten gilt es noch
viele Lücken auszufüllen, um einerseits zwischen den einzelnen Bcstandtheilen des
Lehrapparates die pädagogisch notlnvendigen {Übergänge zu vermitteln und ein
für die österreichischen llnterrichtsanstalten vollständig brauchbares Ganzes zu
schaffen und um andererseits die Sammlung von Specialwerlren zu ergänzen.
Insbesondere. die Vervollständigung der Teiriclfschen Flachornamente, die aus
didaktischen Rücksichten gerathene theilweise Umarbeitung der IllDTlSsF antiker
Thongefasse für besondere Schnlzweeke, die Fortführung der Storclfschen Vorlage-
blatter und die Herstellung eines tüchtigen {iguralen Werkes werden noch bedeutende
Vnstrengungen und materielle Opfer heischen. Nicht minder die Vervollständigung
der Modellsammlung fiir die unteren Stufen des Unterrichts und die Herausgabe
einiger Specialwerke für gewerbliche Lehranstalten und für weibliche Arbeits-
schulen. ln letzterer Beziehung erscheint die Herstellung von Vorlagen für lineare
Zierformen, für Bunt- uad Flachstickerei, für Bnchstabenformen, Monogramme
und andere Zierformen, endlich einer das Blatt und die Blume behandelnden
Formensammlung für Cnmbinationszeichnen unbedingt nothweudig, mu der auf
diesem Gebiete herrschenden Geschmacksverwilderung entgegenzuwirken.
Mehrjähriger Arbeit und mancher finanzieller Opfer wird es noch bedürfen,
um das Begonnene zum Abschlusse zu bringen. Doch ist das Ziel der Arbeit wie
der Opfer werth und die ehrende Anerkennung, welche die bisherigen Leistungen
gefunden, ermuntern zur Vollendung des Unternehmens. Die Unterrichtsverwaltung
kann es sich nicht versagen, hier zu erwähnen, dass österreichische Vorlagewerlre
für den Zeichenunterricht, insbesondere die Werke Teirichs und Storck s, an
den Schulen fast aller deutschen Staaten im Gebrauche sind. Auf der Ausstellung
der deutschen Schulen zu München fand sich manche Schülerzeichnung, deren
Üriginal wenige Monate vorher zu Wien erschienen war. Nach so entschiedenen
und vom Auslande so rasch anerkannten und auch ausgenützten Erfolgen, darf
wol umso weniger ein Stillstand in dieser Thatigkeit der Unterrichtsverwaltung
eintreten, als die Tragweite solcher Thatigkeit für die volkswirthschafrliche Ent-