geht auf die allerbilligsten Artikel über, die so schlecht gearbeitet sind,
dass sie in Folge mangelhafter Technik gleichsam nur eine Scheinexistenz
führen. Der dabei angerichtete Schaden ist ein zweifacher. Denn nicht
nur, dass der solide Bürgerstand von dieser Art Kunstindustrie nichts
wissen will, sie entfremdet ihn den kunstgewerblichen Bestrebungen über-
haupt. Was uns also noch immer in hohem Grade noth thut, das ist
solid gearbeiteteffeinfacbehpreiswürdige Waare. Dass solche möglich ist,
und wie dabei Consurnenten und Produceuten ihren Vortheil finden, werde
ich später zu zeigen Gelegenheit haben.
im Großen und Ganzen macht die Ausstellung einen ähnlichen Eine
druck wie in früheren Jahren. Der Fortschritt liegt ja auch nicht darin,
stets auf Neues zu sinnen, sondern vielmehr in dem, dass das bestehende
Gute von Jahr zu Jahr an Ausdehnung gewinne und das Schlechte end-
lich ganz verdränge. Wenn daher mancher Besucher, der nach Gesammt-
eindrücken zu urtheilen gewohnt ist, nichts Neues in der Ausstellung ge-
funden, so ist dies zum Theil richtig, dünkt uns aber keineswegs beklae
genswerth. Indess auch dem Bedürfnisse nach Neuemist bis zu einem
gewissen Grade Rechnung getragen, indem sich mehr als je sehr ver-
schiedene Stylarten bemerkbar machen. Die Sucht nach Neuem, so
recht ein Kriterium einer unkünstlerisch empfindenden Zeit, hat es
dahin gebracht, dass neben der Pflege der Renaissance noch in allen
möglichen Stylformen Versuche gemacht werden, so dass auch Jene
manches für sie Gescharliene finden, welche der Kunst keine Liebe ent-
gegenbringen und die stille unvergängliche Freude nicht kennen, die ein
Kunstwerk bei feinfühligen Menschen hervorzurufen vermag, dagegen ähn-
liche Reize verlangen wie der halbgebildete Theaterbesucher von Operette
und Lustspiel. Dass aber für diesen Geschmack nicht allzu reichlich
Sorge getragen ist, daran sind nicht die industriellen schuld, sondern
das Museum, das dem unruhigen künstlerischen Drange unserer Zeit
Festigkeit und Haltung entgegensetzen muss. Noch immer erfreut sich
die Renaissance in weiten Kreisen zahlreicher Freunde, wenn auch
gewisse Schichten der Gesellschaft entschieden dem Barock- und Ro-
cocostyle zuneigen, und während ihnen vor Kurzem der Geschmack des
Empire so ferne lagi, als hätte er nie existirt, in jüngster Zeit selbst in
dieser Stylform manches Anziehende zu finden glauben. Wir können
hierin nicht etwa einen Vorzug unserer Zeit erblicken, indem wir rüh-
mend darauf hinweisen, wie die Gegenwart, angeblich wie keine Epoche
vor ihr - denn die spätere römische Kaiserzeit war eine solche - den
Schönheiten der verschiedensten Kunstformen gerecht zu werden und
ihren inneren Werth nachzuempfinden versteht. Geschichtschreiber haben
fast nie Geschichte gemacht und wenn wir in unserem großen und kleinen
Hausrath, soweit er mit der Kunst zu thun hat, gleichsam Geschichte
schreiben, so steht es schlecht um die Kunst selbst. Am nachtheiligsten
wirkt solches Streben auf das große Publicum und die Gewerbetreibenden.