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uns allerdings nicht für das Eingehen des rKunsthandwerkt zu entschädigen vermag, das
der Verstorbene in Verbindung mit Bruno Bucher von 1874-1876 herausgab. Dass
der rastlos: Mann, mit dem gewinnendsten Entgegenkommen gegen Jedermann, bei der
bair. Landes-Ausstellung in Nürnberg eine Hauptrolle spielte, ist selbstverständlich und
wurde auch von seinem Landesherrn durch eine Auszeichnung anerkannt.
LmIntex-esso der Knnstlndnatrle hat Se. Excellenz der ungarische Cultus-
minister an sammtliche geistliche Oberbehorden des Landes ein Circularschreiben
gerichtet, in welchem denselben nahe gelegt wird, dass die Kunstindustrie in jedem
Lande durch die Unterstützung seitens der Kirche in der bedeutendsten Weise gefordert
wurde. Der Minister ersucht die hohe Geistlichkeit, die zur Verzierung der Kirchen
erforderlichen Kunst- und kunstgewerblichen Artikel im lnlande anfertigen zu lassen und
hiedurch zur Forderung der volkswirthschaftlichen Verhältnisse in Ungarn beizutragen.
Das berühmte Portrait des Hieronymus Holzaohnhar von Alb. Dürer ist
für die konigl. preuß. Gemäldegalerie angeblich um den Preis von einer Million Mark
erworben werden. Das Gemälde ist wohlerhalten mit dem ursprünglichen Rahmen und
Deckel, auf welchem das Wappen der Holzschuher erhalten ist. Für Nürnberg ist der Ankauf
ein großer Verlust, für das Berliner Museum ein großer Gewinn. - Das jüngste Gericht
von Fra Angelico da Fiesole, aus der Sammlung des Earl of Dudley, ist gleichfalls
für Berlin erworben worden,
(Hüläe des A113 deooratifs in Pltfls.) Nach Mittbeilungen des Herrn Anton
Proust ist die Unterbringung dieses Museums in dem früheren rCour des Comptesn
nunmehr entschieden.
(Gypamnsennt in Paris.) lm rechten Flagelbau des Trocaderopalastes wird
soeben unter Leitung deslConservators für Antiken im Louvre an der Einrichtung eines
Museums für Gypsabgüsse gearbeitet. Dasselbe soll Abgüsse sammtlicher Hauptwerke
enthalten, welche in den verschiedenen Sammlungen Europas zerstreut sind. Die Objecte
werden in chronologischer Reihenfolge aufgestellt, um auf diese Weise die Entwickelungs-
geschichte der antiken Kunst klar vor Augen zu stellen.
(Ein verlorenes Werk des Michelangelo.) Der englische Kunstforscher und
Sammler .l. C. Robinson hat jüngst bei der Versteigerung der FountaineaSammlung
eine Handzeicbnung erstanden, von der er überzeugt ist, dass sie von der Hand Michel-
angelo's herrührt. Er knüpft an dieses Blatt eine sehr interessante Vermuthung, die er
in einem Artikel der oTimesu ausführlich zu begründen sucht. Diese Zeichnung ist
nämlich ein mit schwarzer Kreide umrissener Entwurf für eine silberne Saliera, ein
Salzfass, und lasst den großen Florentiner von einer ganz neuen Seite erkennen, nämlich
als ornamentalen Zeichner für das Kunstgewerbe. Für Michelangelds Autorschaft dieser
Zeichnung hat Robinson überdies einen documentarischen Beweis gefunden - einen
Brief, der erst jüngst in der Biographie Michelangelds von Aurelio Gotti (ll, m5)
publicirt worden ist und in welchem das nach dieser Zeichnung ausgeführte Gefäß
beschrieben wird, Ein gewisser Geronimo Staccoli, der als Minister-Resident des Herzogs
Franz Maria l. von Urbino in Rom fungirte, berichtete demselben am 5. Juli 1537 über
die Vollendung eines vom Herzoge bestellten silbernen Tafelaufsatzes in der damals
beliebten Salzfassform. Er beschrieb zugleich die Vase, welche von ThierfüBen getragen
wird und um welche sich Festons und Guirlaaden mit Masken schlingen, wshrend auf
dem Deckel eine rund gearbeitete Figur, von Blatterwerk umgeben, steht, nso wie es
Michelangelo gezeichnet hatu. Silber zur Ausführung des Prachtstückes war genug vor-
handen, aber für die Arbeit wurden - wie Staccoli schreibt - dreißig Kronen und für
die Vergoldung zwölf Ducaten in portugiesischem Gold verlangt. Diese Beschreibung
stimmt ganz mit der Zeichnung im Besitze Robinson'a überein, der zur Beglaubigung
der Echtheit des Blattes nebst der Unverkennbarlteit des Styls Michelangeltfs anführt,
dass die Zeichnung mit dem Namen desselben von einer offenbar zeitgenössischen Hand
versehen ist. Allerdings befürchtet Robinson, dass das silberne und reich vergoldete
Gefäß im Laufe der Zeiten das Schicksal der meisten ähnlichen Werthgegenstande
getbeilt hat und eingeschmolzen worden ist, indem die Form der Salzfasser aus der
Mode kam und von allen ähnlichen Arbeiten der italienischen Renaissance nur ein bemer-
kcnswerthes Obiect - das berühmte Salzfass Benvenntn Cellini's in der kaiserlichen
Schatzkammer in Wien erhalten geblieben ist. - Dass Michelangelo die Zeichnung für
eine Saliere gemacht hat, ist übrigens gar nicht so auffällig und in Zweifel zu ziehen, da
seine Zeit einen Gegensatz zwischen Kunst und Kunstgewerbe nicht kannte , weder in
der Theorie noch in der Praxis. ,
Selbmerhgv du k. k. Darm. Mutullml liir Kunu und Industrie.
Staatlich! von an umw- um n man.