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kommen lässt. Durch besondere Schönheit zeichnen sich zwei Hals-
geschmeide aus, das eine aus Edelsteim, Krystall- und Korallenkugeln
zusammengesetzt, in welche Pflanzenornamente aus Goldfäden und kleinen
Steinen eingelegt sind, das andere mit rechteckigen Goldplättchen behängt,
die abwechselnd mit dem schönen Email von Dschepur (durchsichtige
Farben, vorzugsweise Roth, auf weißem Grunde) überzogen und mit
ebenfalls durchsichtigem grünen Schmelz gleichsam lasirt sind. Neben
diesen verdient ein Brustschmuck genannt zu werden, dessen Gold in
der bei den Siamesen und Cochinchinesen beliebten Art roth gefärbt ist.
Der Schmuckarbeit weiter nachgehend, finden wir, so wenig es an
Anhenkern u. dgl. aus früherer Zeit gebricht, die reichste Ausbeute unter
den Erzeugnissen des vorigen Jahrhunderts, der Stilperiode, welche sich
des Zusammenhanges mit der Renaissance kaum noch bewusst und noch
nicht der Reaction unter dem ersten Kaiserreich erlegen war, unter deren
traditionellem Einßusse wir in der Juwelierkunst noch heute - oder
heute wieder? - stehen. Auch der entschiedenste Gegner des Rococo
muss anerkennen, dass die damaligen Goldschmiede und Juweliere aus
Metall und Steinen sehr anmuthige Gebilde zu schaffen wussten; und
hier eben ist ein Feld, auf welchem diese Ausstellung getrost den Ver-
gleich mit früheren aufnehmen darf.
An den Schmuck im engeren Sinne reiht sich die große Menge
zierlicher Kleinigkeiten, welche der eleganten Welt jener Zeit unent-
behrlich waren und deren Gestaltung und Verzierung nicht nur dem
Geschmack und der Kunstfertigkeit, sondern auch der Farbenlust immer
noch Gelegenheit zur Bethätigung gewährten, als die Goldschmiedekunst
im Großen sich bereits auf das reine Silber beschränkt sah und in dessen
Eintönigkeit höchstens durch Poliren und Mattireu einige Abwechslung
zu bringen vermochte. Wie die Ausstattung des Toilettentisches der
Damen und auch der Herren mit Büchschen, Fläschchen und allerlei
Geräthschaften, die Taschenbestecke aller Art, die Moschusbüchschen
und Bonbonnieren, die Uhren und Notizbücher u. dgl. m. einer aus-
gebreiteten Industrie Beschäftigung gaben und die Künste des Model-
lirens, Gießens, Treibens, Ciselirens - wiewohl das Stanzen schon eine
wichtige Rolle spielte -, ferner die Schmelzmalerei - wiewohl nur auf
ihrer spätesten Entwickelungsstufe -- lebendig erhielten, das wird uns
in zahlreichen Beispielen vergegenwärtigt.
Auch für die Anwendung des Rococo auf die Gefäßbildenerei, kirch-
liche und weltliche, fehlt es nicht an Belegen. Im Vordergrunde steht
hier die Augsburger fabriksmäßige Arbeit, welche damals alle Höfe mit
Tafelgeschirr versorgte. Auch wirkliches Mobiliar aus Silber, sonst nur
in fürstlichen Schlössern zu sehen, Tische, Sessel, Spiegel, dazu schwere
Lichtträger verschiedener Größe, Tafelaufsätze u. A. 111., Dinge, deren
kalte Pracht immer kälter und steifer wird, je näher ihre Entstehungszeit
unserem Jahrhundert liegt. Nirgends vermissen wir mehr die Farbenzuthat