Kriegsbeute, die jährlichen Abgaben der Tributpflichtigext und Besiegten,
das _Alles häufte sich zu ungeheueren Schätzen an und da man Geld
nicht kannte, wurde Gold und Silber tbeils in Barren, theils in Form
kostbarer Gefäße, Kleinodien und Schmucksachen in den Thesaurarien der
Könige und Götter aufbewahrt. Immer freigebiger werden die Pharaonen
nicht allein gegen ihre himmlischen Erzeuger und deren Diener, sondern
auch gegen tapfere Krieger, Beamte und Künstler. Von Amosis I. an
durch sechs bis acht Jahrhunderte steigerte sich der Geschmack an Geräthen
aus Edelmetall auch bei Privaten immer mehr. Köstliche Beispiele von
Vasen, Schalen, Krügen und Prunkstücken aller Art sind zwar nur
ausnahmsweise im Original, zahlreich aber in Abbildungen auf uns
gekommen"). Ja unter Ramses ll. versteigt sich die Goldschmiedekunst
in complicirten Tafelaufsätzen bereits zu ähnlichen Spielereien wie unter
den byzantinischen Kaisern des 9. oder den europäischen Fürsten des
18. Jahrhunderts. Neben Gold und Silber") war auch eine Legirung
beider Metalle gebräuchlich, die, wenn sie mehr als 20 Procent Silber
enthielt, nusumu genannt wurde (das Elektron der Griechen) und wegen
ihrer schönen hellgelben Farbe häufig in Verwendung kam.
Die Veränderungen im Schmucke in der nun folgenden Zeit, d. i.
während der XIX. und XX. Dynastie, bestehen in einer weiteren Verfeine-
rung der Technik und Bereicherung des Details, in einem Streben, den
äußeren Glanz möglichst zu steigern, in einer Prunksucht, die, je weiter
wir uns von der Zeit Seti l., jenes Pharao, unter welchem die ägyp-
tische Kunst ihre höchsten Triumphe feierte, entfernen, desto auffälliger in
barbarische Maßlosigkeit verfällt.
Die verfeinerte Technik erkennen wir vor allem an den köstlichen
lncrustationsarbeiten. Die Sammlung des Louvre besitzt ganz besonders
prächtige Stücke solcher Art. Ein Pectorale") daselbst zeigt uns einen
großen Scarabäus zwischen Isis und Nephtis. Der Käfer ist aus Lapis
lazuli in Relief gearbeitet, das Uebrige flach. Die Göttinnen haben
goldene, fein ornamentirte Gewänder, Kopf, Arme und Beine sind färbig
incrustirt. Fries und Ränder des Tempelchens zeigen die an solcher
Stelle übliche bunte Streifenverzierung. Bei einem anderen ähnlichen
Stücke dieser Sammlung") ist der Scarabäus aus grünem Basalt und
die Figuren wie sonstige Details heben sich von einem Goldgrunde ab").
Ein drittes Pectorale, zum Schmucke des Prinzen Chamus, des Sohnes
Ramses ll. gehörend, beschreibt der Katalog dieser Abtheilung des Louvre
in folgender Weise: "Kleinod in Gestalt eines Naos, in welchem ein Geier
") Siehe Maspero n. a. O. S. 301 I. und Prisse düivennes a. n. O. Ar! induslriel.
") Vergl. Erman a. a. O. ll, 6x1.
") Nr. 59'; des Katllogcs.
") Kalnlog Nr. 524.
") Abgd). sind beide Stücke bei Fonlenay a. 1. O. p. 31a u. 31x.