eine Fachsghule ein neues Erwerbsgehiet für die Bevölkerung zu erschliessen,
hat es sich gleichfalls gezeigt, dass die arme, arbeitsbedürftige Bevölkerung
von der Fachschule wenig zu erwarten hat, wenn dieselbe nicht mit der
Volksschule verbunden wird. Aehnlich ist es in Imst. Im Grödnerthale,
wo eine wirkliche l-lausindustrie existirt, liegen die Verhältnisse wieder
ganz anders, denn dort handelt es sich um ein Doppeltes; dort soll die
Fachschule dahin wirken, Arbeiten besserer Qualität zu liefern, anderseits
aber kann die Fachschule, auch wenn sie allen Anforderungen entsprechen
würde, nie dem ganzen Thale von Nutzen sein, wenn dort in der Volks-
schule das Zeichnen nicht schon mit Rücksicht auf das I-Iauptgewerbe,
ordentlich gelehrt wird. Ich könnte diese Beispiele leicht vermehren, und
es würde sich in den meisten Fällen herausstellen, dass überall sowohl
die Verbindung der Fachschule mit der Volksschule als auch die Einführung
eines selbständigen, gewerblichen Unterrichtes nur von Fall zu Fall erörtert
werden kann. Es sind dann nicht blos die Wünsche der Volksschullehrer
in Betracht zu ziehen oder die Wünsche der Eltern, denen sehr häufig
jenes Mass von Bildung fehlt, das nöthig ist, um den gewerblichen Unterricht
ihrer Kinder beurtheilen zu können, sondern es müssen auch die volks-
wirthschaftlichen Gesichtspunkte reiflich erwogen werden, mit Rücksicht auf
die Lage und Anforderungen der verschiedenen Bedürfnisse der Industrie.
In einzelnen Fällen ist es andererseits gar nicht nöthig die Volksschulen
heranzuziehen, wie z. B. in Znaim, wo die keramische Industrie den Ton
angibt, und die trefflich geleitete keramische Fachschule jetzt mit der Real-
schule in Verbindung gebracht worden ist. In einzelnen Fällen ist es bereits
geschehen, dass die Fachschule wie z. B. in Steins chönau mit der Volks-
schule angemessen verbunden wurde.
In Reichenberg, wo die textile Industrie, speciell die Tuchmacher-
industrie dominirt, ist die Fachschule mit der Webeschule angemessen
verbunden. Irn Vintschgau, wo die Bevölkerung so arm ist, dass die Jungen
schon während des schulpflichtigen Alters zur Auswanderung auf die Vieh-
weiden von Würternberg angewiesen sind, liegen die Verhältnisse wieder
ganz anders. Da sind die Hoffnungen der Bevölkerung wesentlich darauf
gerichtet, dass die Marmorindustrie als solche sich hebt. Mit der Hebung
dieser Localindustrie wird auch die arme Jugend nach und nach Beschäf-
tigung finden. In ldria, in Proveis handelt es sich nur urn die weibliche
Bevölkerung, speciell die Klöppeltechnik, und zwar darum, durch eine
tüchtige Klöppelschule die Arbeitsthätigkeit der Bevölkerung zu heben,
die Leistungsfähigkeit zu fördern. Jede allgemeine Massregel würde da-
her ganz unzweckmässig erscheinen. Von eminenter Wichtigkeit ist bei
dem Verfalle der gewerblichen Technik, dem Mangel an geeigneten Lehr-
lingen und dem Verkommen des Kleingewerbes unsere Frage dort, wo
Fabriken existiren und in grossen Städten.
Für Diejenigen, welche bemüht sind, die Fachschule mit der Volks-
schule zu verbinden, oder welche in der Verbindung eines gewerblichen