schreibung, wenn nicht überhaupt an sich, so doch jedenfalls mit den uns
zu Gebote stehenden Mitteln, nicht zu erreichen ist. Worauf wir uns hier
beschränken müssen ist, das, was man an Gestalt und Verzierungsweise
bei den Emailvasen am häufigsten wahrnimmt, einigermassen zu
erörtern.
Zuvörderst müssen wir uns damit vertraut machen, beinahe in allen
Erzeugnissen der chinesischen Kunst, ganz besonders aber in jenen, die
mit irgend einem Cultus in näherem oder weiterem Zusammenhange tehen,
eine ins Detail gehende spielende Symbolik zu erblicken, eine Symbolik,
die, mit der Hauptform beginnend, noch bei der Entwertung des scheinbar
geringfügigsten Ornamentes ihr Wort mitzusprechen hat. Freilich "ist der
Sinn dieser Bildersprache nicht immer gerade leicht zu enträthseln, vieles
ist auch im Laufe der Zeit völlig conventionell geworden und hat die
Bedeutung, die es vielleicht hatte, oder die wenigstens hineingelegt wurde,
theilweise verloren; aber immerhin kann man voraussetzen, dass die schein-
bar willkürlich componinen Darstellungen von Ornamenten, F abelge-
schöpfen, Thieren und Menschen eine in China jedem Gebildeten verständ-
liche Anspielung enthalten.
Nach chinesischer Anschauung ist die Weltbildung dadurch gewor-
den, dass aus dem Urgrunde aller Dinge (Taikie) das active und passive
oder männliche und weibliche Princip, das Yaü und Yn hervorging. Was
vollendeter und höher stehend ist, ist Yaü (z. B. die Sonne), was un-
vollkommener und niederer ist, ist Yn (z. B. der Mond), und da der
Kreis die vollkommenste Figur ist, so ist alles Runde oder Ovale Yaä, alles
Viereckige oder Eckige Yn. Darnach sind auch männlich gedachten
Geistern stets runde, weiblich gedachten stets eckige Cultusvasen gewid-
met. Das Yaü und Yn wird bildlich dargestellt durch einen Kreis, der
durch eine S-förmige Linie in zwei gleiche Theile getheilt wird. Der
mythische Heros Fo-hi fand auf dem Rücken der Schildkröte, die dem
Flusse Lo-ho entstieg, acht geheimnissvolle Zeichen, die acht Kua (Pa-kuu),
die das Verhältniss von Yaü und Yn in jedem Dinge der Welt darstellen,
also ein Bild dieser selbst sind. Aus diesen Kua (wörtlich Lose) bildete
Fo-hi die Grundlage der chinesischen Schrift. Die Kua bestehen aus
drei parallelen Strichen, von denen je einer um den andern gebrochen
wird, in dieser Weise:
Das erste ist ganz Yaü, das letzte ganz Yn, und wenn wir ihnen als Or-
nament auf irgend einem Gegenstande begegnen, sind sie ein Zeichen der
ganz besonderen Würdigkeit des Besitzers. Zurückkehrend zu unseren
Vasen, haben wir vor Allem als eine der wichtigsten und häufigsten For-
'men jene, die „Ting" genannt wird, zu erwähnen. Der „Ting" ist ein
Getiss von mehr oder minder bauchiger, oft beinahe kugeliger Form auf