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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 3
Nachträgliche
Schätzung
45. 2 kleine Skizzen Ariadne u. Amor u. Psyche von mir
gern 10 fl.
46. 2 Thierstiicke von Tempesta 20 fl.
47. 1 Nachtstiick. Copie von Van der Meer 15 fl.
48. 1 Oothische Kirche von Peter Neef 12 fl.
49. 2 Skizzen von Tiepolo 4 fl.
50. 2 Landschaften mit einer Brücke. Von Brand ... 5 fl.
51. Gothische Kirche mit dem Prediger von de Pian . . 15 fl.
52. 2 St. Bad der Kalista und Abschied der Rebecca —
Copie nach Solimena 5 fl.
53. Ratzenfänger von Trogsloth grau in grau gemahlt . 15 fl.
54. 2 St. Die Verkaufung Josephs und die Traumauslegung
C. Marattische Schule, . . , 6,—
55. 1 Satir mit Nymphe im Bad 12 fl.
56. 1 Die Ermunterung der Morgenstunde von Brauer . 18 fl,
Meine Malerrequisita 4 fl.
Summa . . 523 fl.
Außer diesen Gemälden fanden sich in dem
Nachlasse noch folgende, besonders invcntierte Stücke
vor, welche geschätzt und lizitando verkauft wurden:
Geschätzt verkauft
1. Der englische Gruß 1 fl. —
2. Portrait des Ritter von Mengs ... 6 fl. —
3. Das Abendmahl von Alto Monte . . 1 fl. —
4. Portrait nach Mengs 5 fl. 5 fl.
5. Eilf Skizzen worunter 2 von Maul-
pertsch 15 fl. —
6. 2 kleine Portraitskizzen von Lampi . 5 fl.
7. I Skizze 1 fl. 2 fl. 30 xr.
8. Die Reise nach Aegypten 3 fl. 3 fl.
9. Fünf verschiedene Skizzen 4 fl.
10 Geharrnischter Feldherr. Copie nach
Van Dyk 4 fl. } 14«. 1 xr.
11. Vier verschiedene Entwürfe von Lampi
12. Magdalena ein untermahltes Gemählde
v. Lampi 5 fl. 7 fl. 30 xr.
13. Portrait der Fürstin von Liechtenstein
samt Kinde untermahlen von Lampi . 3 fl. 4 fl.
Geschätzt vei kauft
14. Maria Himmelfahrt. Skizze von Lampi
Sohn . . 2 fl. 2 fl. 3 xr.
15. Conversation von drei streitenden
Männern v. Lancret 3 fl. —
16. Amor nach Mengs von Lampi Sohn . 2 fl. 15 fl. 3 xr.
17. Mengs Portrait 2 fl. 2 fl.
18. Venus von Lampi Sohn 5 fl. •—
19. Portrait des Kronprinzen Ferdinand
von Lampi 25 fl. 25 fl.
20. " Zwei Portr. Eins S. M. des K. Franz
und das Gegenstück S. M. die seelige
Kaiserin v. Lampi 60 fl. —
21. Zwei Portraitskizzen von Lampi . . 2 fl. 2 fl. 40 xr.
22. Vier kleine Miniaturgemählde ... 8 fl.
23. Zwei Portrait en miniature ..... 4 fl. —
24. eine kleine Ronde Landschaft .... 2 fl.
25. Zwei kleine Portr. in miniatur von 3 fl.
Bauer und ein Pisquit den Of. Saurau
vorstellend 3 fl. —
26. Zwei Landschaften mit Wasserfarben . 2 fl. 2 fl. 3xr.
27. Heil. Hieronymus. Schule Spagnoletto 3 fl. 3 fl. 30 xr.
Summa . . 354 fl. 352 fl. 26 xr.
Die Kupferstictiäammlung, darunter neun
Bände an Kupferstichwerken von Verdier, Piranesi, Ha
milton, Tiepolo, Vignola, D. Rossi (100 Blatt Vasen)
und Lairesse wurde geschätzt mit 117 fl.
Die verschenkten Gemälde mit 523 fl.
Schätzung sämtlicher Gemälde 994 fl.
Zum Schlüsse sei besonders hervorgehoben, daß
unter der Rubrik »Kupferstiche«, welche, wie wir wissen,
insgesamt dem Sohne geschenkt wurden, und daher nicht
zum Verkaufe gelangten, sich noch folgende zwei
Nummern befinden, deren Taxierung unser größtes Er
staunen erregen, deren Ausfindigmachung aber unser
größtes Interesse in Anspruch nehmen würde, und zwar:
»85 verschiedene Handzeichnungen und Skizzen von
Lampi (sen.) 40 kr.;
2 Bände mit eingeklebten, skizzierten Handzeich
nungen von Lampi 4 fl.«
Die künstlerische Visitkarte.
Sammler von Visitkarten werden sich wohl der löb
lichen Versuche erinnern, die vor einigen Jahren in
Deutschland unternommen wurden, um die graphische
Kleinkunst in den Dienst der Besuchskarte zu stellen.
Viele beachtenswerte Stimmen erhoben sich für die
künstlerische Ausstattung der Visitkarten und die könig
lich sächsische Akademie für graphische Künste und der
Vorstand des Deutschen Kunstgewerbevercines in Leipzig
suchten die Sache in Schwung zu bringen, indem sie,
unterstützt vom sächsischen Ministerium, ein Preis
ausschreiben an alle Künstler deutscher Reichs-Angc-
hörigkeit zur Erlangung von Entwürfen oder ausgeführten
Arbeiten auf dem Gebiete der künstlerisch ausgestatteten
oder geschmückten- Besuchskarte erließen.
Der Wettbewerb hatte ein hübsches Resultat: es
liefen nicht weniger denn 2043 Karten dem Preisgerichte
zu, von denen 464 einschließlich der preisgekrönten und
belobten Arbeiten zu einer Ausstellung vereinigt wurden,
die ein ganzes Jahr lang in deutschen Städten vorgeführt
wurde.
Die Preise teilten sich in drei Gruppen, von denen
die erste für eine Karte der Kronprinzessin Cäcilie,
die zweite für eine Karte der Prinzessin Johann
Georg von Sachsen und die dritte für eine solche
zum Gebrauche von Privaten bestimmt war.
Den Bemühungen entsprach der praktische Erfolg
keineswegs. Anfangs tauchten wohl hier und dort künst
lerische Besuchskarten auf, die Sache wollte aber nicht
in Mode kommen und war bald wieder vergessen. Um so
erfreulicher ist es nun, daß in Wien neuestens wieder
ein Versuch gemacht wird, um die illustrierten Visitkarten
zu frischem Leben zu erwecken. Unser geschätzter Mit
arbeiter, Herr Ministerialsekretär Dr. Emil Edler von
Horrak, ist es, der eine reizende Karte ersonnen
hat, die er von einem begabten jungen Wiener Künstler
ausführen ließ. Das Experiment ist glänzend gelungen,
die Karte ist, wie unsere - Abbildung (Fig. 1) ad oculos
demonstriert, technisch so trefflich gemacht, daß sie vor
aussichtlich zu Nachahmungen reizen wird. Zu wünschen
wäre es gewiß, da Sammler dadurch neue kunstfreudige
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Internationale Sammler-Zeitung.
Anregung fänden, den Graphikern aber ein neues, er
giebiges Feld für schöpferische Tätigkeit erblühen würde.
Die Besuchskarte des Dr. v. Horrak zeigt eine Wiener
Ansicht nach einem Gemälde Canalettos, das sich
im Besitze der Oesterreichischen Staatsgalerie in Wien
befindet. Ueber dem Wien der Rokokozeit schwebt ein
Luftballon, der wie die Silhouette in der alten Garten
vase (links) auf die Sammelliebhabereien des Besitzers
hindeutet. Das persönliche Moment kommt auch in den
beiden Figuren zur Geltung, die wir neben der Vase
sehen: Mann und Kind, Dr. v. Horrak und sein einziger
Sprößling, der die Aufmerksamkeit des Vaters auf die
schönen Rauten lenkt. Der Blick des Vaters erhebt sich
aber darüber hinweg zu dem stolzen Fahrzeug der Lüfte.
Unterhalb des Vasenaufsatzes finden wir den Namen des
Künstlers, der die Idee des Dr. v. Horrak auf die Kupfer
platte übertragen hat: R. Philipp!, mit vollem Namen
Robert P h i 1 i p p i.
Diese Karte ist übrigens nicht das erste Werk des
jungen Künstlers. Schon früher hat er viele Proben seines
schönen Könnens abgelegt. So hat Philippi für die
Kunsthandlung C. J. W a w r a in Wien drei große
Blätter, Wiener Veduten, gestochen, die viel Be
achtung fanden. Seine Vorliebe für seine Vaterstadt
brachte er auch in gelungenen Aquarellen und Ansichts
karten zum Ausdrucke. Seit Jahren beschäftigt sich
Philippi auch mit der Ausführung von Holzschnitt-Exlibris.
Unter vielen anderen stammt das in Sammlerkreisen sehr
begehrte Exlibris des Dr. H e r t z k a, des Direktors des
Krankenhauses der Wiener Kaufmannschaft, von ihm.
Die Handzeichnungssammlung Arnold Otto Meyer.
Von Dr. G. .1. Kern, Kustos der Nationalgalerie (Berlin).
Mit der Versteigerung der Sammlung Arnold Otto
Meyer, die vom 16. bis 18. März bei C. G. B o e r n e r
in Leipzig erfolgt, kommt die letzte der großen alten
Privatsammlungen von Handzeichnungen deutscher
Meister des 19. Jahrhunderts zur Auflösung.
A. 0. Meyer ist am 1. September 1825 als Sohn des
Senators G. C. Lorenz M eyer in Hamburg geboren
und starb daselbst als Großkaufmann, am 12. März 1913.
Was der Großvater des Sammlers, der Hamburgische
Senator Johann Valentin Meyer, begonnen, setzte der
Enkel fort. Wenn wir hören, daß Chodowiecki mit
Johann Valentin Meyer eng befreundet war, daß er ihn
und seine ganze Familie porträtiert hat, so glauben wir
gern, daß zum Erbe des Enkels Zuneigung zur Kunst
und ein angeborenes Kunstverständnis gehörten. Den
überkommenen Schatz hat Arnold Otto Meyer als köst
liches Vermächtnis gehegt und vermehrt, und so ist eine
berühmte Sammlung entstanden, die fast alle bedeuten
deren deutschen Meister seiner Zeit umfaßt. Es fehlt
B ö c k 1 i n, für ihn finden wir aber Ersatz an hervor
ragenden Zeichnungen Franz-Drehers.
Mit vielen der Künstler, die in den Mappen ver
treten sind, stand der Sammler in persönlichem freund
schaftlichen Verkehr, so mit Schwind und Richter,
Julius Schnorr v. Carolsfeld, Steinle und
Philipp Veit. Zahlreiche im Besitz der Familie befind
liche Briefe geben Zeugnis von der ungezwungenen Art
des Umganges zwischen ihm und den Genannten, darüber
hinaus eine anschauliche Vorstellung von dem vor
nehmen Charakter, den reichen Kenntnissen und den
Neigungen des Sammlers. »Richtungen«, in jenem aus-
schließcnden Sinne, den ihnen der moderne Kunstbetrieb
unterlegt, kannte er nicht, für ihn gab es nur gute und
schlechte Kunst. Daß er unbewußt gewissen Einflüssen
seiner Zeit und seiner Freunde zugänglich gew-’esen ist,
bedarf keiner Erwähnung: Dem romantischen Zeitideal
hat A. 0. Meyer nur als Kenner, der das Wahre vom
Falschen zu unterscheiden wußte, gehuldigt. Fast aus
schließlich sammelte Meyer Handzeichnungen. Er be
gegnete sich in seiner Vorliebe für Zeichnungen mit
seinem Freunde Schwind. »Ich glaube nicht zu irren,«
schreibt Schwund in einem an ihn gerichteten, ungemein